Die Zürcher Formel-1-Equipe hat eine Zeit des Wandels hinter und vor sich. In der neuen Saison soll in der sportlichen Entwicklung der nächste Schritt getan werden.
In der Zeit der grossen Umwälzungen in Hinwil darf es sogar etwas Casino sein. Stake heisst der neue Co-Titelsponsor, ein vor sechs Jahren gegründetes, unter anderem in der Wett- und Glücksspiel-Branche tätiges Unternehmen mit Sitz auf der Karibik-Insel Curaçao. Die Firma ist beim Zürcher Rennstall als Nachfolgerin von Orlen eingestiegen. Der polnische Mineralöl-Veredler und Tankstellenbetreiber ist nach drei Jahren Zusammenarbeit innerhalb der Formel 1 zum Team AlphaTauri weitergezogen.
Mit dem Abgang einher geht die Neubesetzung des Test- und Ersatzfahrers. Anstelle des 38-jährigen Polen Robert Kubica hat der 19-jährige Théo Pourchaire diese Rolle übernommen. Der Franzose ist seit der Lancierung der Sauber Academy vor drei Jahren in das interne Förderungsprogramm integriert. Als Stammfahrer bestreitet Pourchaire seine dritte Saison in der Formel 2. Im vergangenen Jahr hat er die Nachwuchsmeisterschaft als Zweiter hinter dem Brasilianer Felipe Drugovich beendet.
Noch einmal mit Alfa Romeo
Pourchaire verkörpert die Zukunft. Die Gegenwart am Steuer der Autos sind Valtteri Bottas und Zhou Guanyu. Der Finne und der Chinese nehmen als Fahrer des Schweizer Teams ihre zweite Saison in Angriff. Es wird die letzte sein, in der der Rennstall unter dem Namen Alfa Romeo antritt. Der italienische Automobil-Konzern beendet danach die vor fünf Jahren begonnene Zusammenarbeit. Der Rückzug von Alfa Romeo leitet über in eine zwei Jahre dauernde Übergangsphase, bevor die Partnerschaft mit Audi beginnt.
Der Einstieg der Marke mit den vier Ringen, die seit einem Monat eine Minderheitsbeteiligung an der Sauber-Gruppe hält, eröffnet für die Zürcher Equipe neue Perspektiven. Sie bietet die Möglichkeit, sich in der Formel-1-Hierarchie wieder Richtung Spitze zu orientieren.
Chance und Verpflichtung
Andreas Seidl, der in Hinwil seit Anfang Jahr als CEO das Sagen hat, nennt das Engagement von Audi nicht nur Chance, sondern auch Verpflichtung. «Der Einstieg von Audi ist sehr wichtig, weil er allen bei Sauber Stabilität und eine klare Marschrichtung gibt. Als Gruppe wissen wir, dass wir eine grosse Zukunft vor uns haben. Gleichzeitig liegt unser ganzer Fokus auf dem Hier und Jetzt, auf der kurzfristigen Performance in der kommenden Saison mit Alfa Romeo und auf der Fortsetzung unserer erfolgreichen Partnerschaft mit Ferrari für die nächsten drei Jahre.»
Seidl, nach dem Abgang von Teamchef Frédéric Vasseur Richtung Maranello zur Scuderia Ferrari vom Team McLaren engagiert, sieht seine Anstellung nicht als Doppelmandat. Als CEO stellt er die strategische Zukunft der Sauber-Gruppe und des Teams in den Vordergrund. Die faktische Nachfolge Vasseurs hat Alessandro Alunni Bravi übernommen. Der seit einem Jahr als Managing Director der Sauber-Gruppe wirkende Italiener versieht die zusätzliche Aufgabe an der Spitze der Renn-Equipe als Team-Vertreter.