Tipps gegen Internet-Zensur Chinas Olympia-Superstar erntet Spott und Häme

SB10

14.2.2022

Eileen Gu ist der Stolz Chinas. Eine Goldmedaille hat sie schon, drei sollen es werden.
Eileen Gu ist der Stolz Chinas. Eine Goldmedaille hat sie schon, drei sollen es werden.
Bild: Getty

Eileen Gu ist die «Schneeprinzessin» von China – erst recht nach ihrem Olympiasieg im Ski-Freestyle. Doch nach einem Instagram-Post ergiesst sich Spott über die gebürtige Amerikanerin.

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Eileen Gu ist der neue Liebling im Land des Olympia-Gastgebers. Laut Recherchen vom «Wall Street Journal»  hat die in San Francisco aufgewachsene 18-Jährige bereits über 30 Sponsoren, viele davon auch aus China. Die Tochter eines Amerikaners und einer Mutter mit chinesischen Wurzeln startet seit 2019 für China, will aber ein Sport-Superstar in beiden Welten sein. So liess die Teenagerin offen, ob sie für China ihre amerikanische Staatsbürgerschaft aufgegeben hat. Im Normalfall erlaubt das kommunistisch geprägte China keine doppelte Staatsbürgerschaft. 



Wie schwierig das Navigieren zwischen den zwei Ländern ist, muss Gu nun wegen eines Instagram-Posts erfahren. So schrieb ihr eine Userin: «Warum kannst Du Instagram benutzen, während Millionen Chinesen es nicht nutzen dürfen? Warum bekommst Du bevorzugte Behandlung als chinesische Staatsbürgerin? Das ist nicht fair! Kannst Du für die Millionen von Chinesen kämpfen, die keine Internet-Freiheit haben?» 

Im Reich der Mitte ist das Internet staatlich zensuriert. So sind soziale Medien wie Facebook oder Instagram gesperrt, oft sind auch nationale Nachrichtendienste wie Weibo als Alternative im Einsatz.

Gu tritt ins Fettnäpfchen

Gus Antwort liess jedoch Zweifel daran aufkommen, ob sie die Tragweite der Einschränkungen, welche die normalen Bürger in der Volksrepublik tagtäglich erleben, erkennt. «Jeder kann einen VPN runterladen. Den gibt's praktisch für umsonst im App Store.» 

Mit diesem Kniff lässt sich zwar tatsächlich die Internet-Zensur umgehen, doch die Anwendung ist in China natürlich verboten und wird unter Umständen sogar mit Gefängnis bestraft. Nichtsdestotrotz nutzt vor allem die junge Bevölkerung illegal VPN, um sich auszutauschen. So musste Gu auf Weibo (quasi das chinesische Twitter) viel Kritik für ihr naives Statement einstecken. Die Privilegien eines arroganten Stars, welche nichts von den Problemen der normalen Leute weiss, lautete der Grundtenor. Bald schlugen die staatlichen Überwacher zu und löschten die entsprechenden Screenshots, wie die «New York Post»  berichtete. 

Unterschiedliche Behandlung, gleiches Resultat

Die Behörden griffen auch in einem anderen Fall bei Olympia ein. So gab es auf Weibo ein Shitstorm an der chinesischen Eiskunstläuferin Zhu Yi  – die ebenfalls in den USA geboren ist und in Peking zweimal gestürzt war. Dadurch fiel China im Teamwettbewerb vom dritten auf den fünften Platz zurück.

Der Hashtag «Zhu Yi ist gefallen» wurde nach ihrem Sturz zum Trend. Die Nutzer forderten die 19-Jährige auf, «zurück nach Amerika zu gehen», und sagten, sie habe «Schande» über China gebracht. Zhu, deren Familie von Kalifornien nach Peking umzog, wurde weithin für ihre mangelnden Mandarin-Kenntnisse und ihr «zu amerikanisches» Auftreten kritisiert. 

Auf der gleichen Plattform wurde Eilleen Gu als «Miss Perfect» für ihre Ski-Skills, Modelkarriere und ihr perfektes Mandarin gelobt.

Bild: Screenshot/Twitter

Anm.d. Red.: Artikel mit Material von DPA