Ein Closed Loop soll sie sein, ein geschlossener Kreislauf: die Corona-Blase an den Olympischen Spielen in Peking. Wie sicher ist die Blase? Und wie hoch ist der Preis, den die Teilnehmer bezahlen?
Die erste Frage lässt sich kurz beantworten: Die Olympia-Blase wird im Februar aus virologischer Warte zu den sichersten Orten gehören, an denen sich Menschen in der Pandemie begegnen. Nirgends ist das Corona-Regime so streng wie an den umstrittenen Winterspielen in China, der kommunistisch regierten Volksrepublik, die eine rigorose Zero-Covid-Strategie verfolgt. Nirgends mussten die Teilnehmer so viele Auflagen einhalten und Tests durchlaufen, um sich in die Bubble zu begeben. Nirgends wird während den Spielen eine so grosse Gruppe täglichen Tests unterzogen. Die Schutzvorkehrungen sind immens, so immens wie noch an keiner Veranstaltung in der Pandemie. Und so immens, dass manch einem Teilnehmer die Lust auf die Spiele vergangen ist.
Wer sich in die Blase begibt, fügt sich einem Überwachungsapparat mit strengen Auflagen. Sämtliche Bewegungswege beschränken sich strikte auf Hotel und Sportanlagen. Das erfuhr auch die Schweizer Skicrosserin Sophie Hediger, die mit einer Gruppe für einen Spaziergang an die frische Luft wollte und von einer Security-Einheit umgehend abgepasst und zurück ins Hotel chauffiert wurde.
Tagebuch, Impfung, PCR-Tests
Die Prozedur für Einreisende aus dem Ausland beginnt zwei Wochen vor der Anreise. Über eine App, die einer neutralen Untersuchung zufolge schwerwiegende Sicherheitslücken aufweist, muss oder musste jede Person, die in irgendeiner Form vor Ort an den Olympischen Spielen 2022 in Peking teilnimmt, zwei Wochen lang Tagebuch führen über seinen Gesundheitszustand.
Gefordert sind ausserdem Impfnachweise und mindestens zwei negative PCR-Tests aus den letzten drei Tagen vor der Abreise (kürzlich Genesene benötigen vier). Ungeimpfte wie Patrizia Kummer müssen sich drei Wochen lang in einem Pekinger Hotelzimmer isolieren.
Dass positive Fälle in dem in weitere Untergruppen unterteilten Closed Loop dennoch auftreten werden, und damit verbunden grossflächige Quarantäne-Anordnungen für Kontaktpersonen, lässt sich trotz des harten Regimes kaum vermeiden. Die grössten Bedenken haben die nationalen Sportverbände indes wegen des chinesischen Überwachungsstaates, dem sie Spionage, Datenmanipulation sowie Repressalien gegen Athleten zutrauen, die sich regierungskritisch äussern.
Vertrauen und Misstrauen
Der Sorge um private Daten können Sportler vorbeugen, indem sie ihre privaten Mobilgeräte zu Hause lassen und das obligatorische Gesundheitsprotokoll über ein neutrales Gerät ausfüllen, das ihnen von den Verbänden auf Wunsch zur Verfügung gestellt wird. In Bezug auf eine korrekte Auswertung der Corona-Tests müssen die Verbände auf ein seriöses Controlling des IOC vertrauen.
Swiss Olympic hat dieses Vertrauen. Ralph Stöckli, der Schweizer Missionschef, sagte im Vorfeld, das IOC habe im Vorjahr in Tokio viele Erfahrungen gesammelt. Man gehe davon aus, dass die Tests auch in Peking korrekt abliefen.
Der deutsche Alpin-Direktor Wolfgang Maier hingegen äusserte grosse Bedenken, dass bei den Chinesen alles mit rechten Dingen zugehe. «Mit einem PCR-Test kann ich sofort jeden sportlichen Gegner aus dem Rennen nehmen. Es braucht mir keiner sagen, dass das jetzt ein Hirngespinst von mir ist», sagte Maier in einem Olympia-Beitrag des ZDF.