Mit Dario Cologna gibt das Schweizer Langlauf-Aushängeschild schlechthin seinen Abschied von der grossen Bühne. Eine weitere Medaille wäre für den vierfachen Olympiasieger ein kleines Wunder.
Dario Cologna hat den Langlauf-Sport in der Schweiz auf eine völlig neue Ebene gehievt – und Olympia ist die Bühne schlechthin des mittlerweile 35-jährigen Bündners. Einzig die beiden norwegischen Ikonen Björn Dählie (6) und Marit Björgen (5) haben im Zeichen der fünf Ringe mehr Einzelrennen gewonnen. Die Wahrscheinlichkeit, dass Cologna aus China erstmals ohne Medaille abreisen muss, ist allerdings gross.
In den letzten paar Jahren pendelte sich der Wahl-Davoser im Bereich hinter der absoluten Weltspitze ein, oft im Bereich der Ränge 6 bis 12. Seit seinem Triumph im legendären 50er am Holmenkollen im März 2018 lief Cologna auf Weltcup-Stufe nur noch dreimal aufs Podest. In diesem Jahr fehlt – in den wenigen Rennen – ein Top-10-Platz.
Auch in Zhangjiakou wird es allen Nationen schwer fallen, an den übermächtigen Norwegern und Russen vorbeizukommen. Deshalb liegt die grösste Hoffnung auf der Staffel, wo der Kampf um Bronze offen erscheint. Seit Jahren reden die Schweizer davon, es den Franzosen gleich zu machen. Bei fünf der letzten sechs Grossanlässe lief das Quartett der «Equipe tricolore» auf den 3. Platz, obwohl es auf dem Papier kaum stärker besetzt ist als die Schweizer. Allerdings verlief die diesjährige Weltcup-Saison nicht sehr überzeugend für die Swiss-Ski-Athleten.
Fähndrich die beste Schweizer Medaillenchance
So ist in China nicht Cologna, sondern Nadine Fähndrich die grösste Schweizer Medaillenhoffnung. Die 26-jährige Luzernerin sorgte an der WM vor einem Jahr in Oberstdorf mit der Silbermedaille im Teamsprint mit Laurien van der Graaff für den Schweizer Glanzpunkt. Diesmal wird allerdings klassisch gelaufen, für die beiden Schweizerinnen kein Vorteil. Dafür ist Fähndrich, die im Weltcup schon fünfmal auf dem Podest stand (1 Sieg), im Einzelsprint in der Skating-Technik eine Final- und damit auch Medaillen-Kandidatin.
Für Unsicherheit sorgt in der sonst eher berechenbaren Langlauf-Szene, dass seit dem Abschluss der Tour de Ski am 4. Januar wegen Corona kein Weltcup mehr stattfand.
Kombinierer: Erstmals seit 1972 ohne Schweizer
Das muss den Nordisch-Chef von Swiss-Ski, Hippolyt Kempf, besonders schmerzen: Erstmals seit 1972 ist die Schweiz an Olympischen Spielen in der Disziplin Nordische Kombination nicht vertreten. Der 20-jährige Pascal Müller debütierte erst vor wenigen Wochen im Weltcup, Olympia kommt für ihn noch viel zu früh. Kempf war mit je einer Gold- (Einzel), Silber- und Bronze-Medaille (beide mit der Staffel) das Aushängeschild der goldenen Schweizer Ära von 1988 bis 1994.
Topfavorit ist der erst 24-jährige, doch schon zweifache Einzel-Weltmeister Jarl Magnus Riiber. Der Norweger gewann sämtliche Weltcup-Rennen, die er bestritt, legte nach dem Jahreswechsel aber eine Pause ein. In seiner Abwesenheit dominierte der Österreicher Johannes Lamparter, in der Breite sind auch die Deutschen stark.