Der chinesische Künstler Ai Weiwei kann einem politischen Boykott der Olympischen Winterspiele in Peking wenig abgewinnen. Er erhebt aber heftige Kritik am Internationalen Olympischen Komitee.
Die Schweiz, aber auch Deutschland und andere Länder entsenden keine Regierungsmitglieder an die Olympischen Winterspiele in Peking. Während Bern die Corona-Pandemie als Grund nennt, begründen andere Regierungen ihr Nicht-Erscheinen als Boykott wegen der umstrittenen Menschenrechtslage im Gastgeberland.
Nun äusserte sich einer der bekanntesten chinesischen Regimekritiker, Ai Weiwei, zu dieser Frage: «Heute bieten viele Länder, darunter die Vereinigten Staaten und europäische Länder, einen diplomatischen Boykott der Nichtteilnahme an. Ich persönlich halte diesen politischen Boykott für sinnlos», sagte Ai im «heute journal» des deutschen Senders ZDF.
China sei mittlerweile so selbstbewusst, dass es davor keine Angst habe, sagte der 64-Jährige. Der Westen sei nicht in der Lage gewesen, eine bessere Lösung zu finden, um mit China über wirtschaftliche oder politische Abkommen zu verhandeln.
«Der Boykott wird damit auf eine oberflächliche Geste reduziert», sagte der im portugiesischen Exil lebende Künstler und Kritiker der Kommunistischen Partei Chinas.
Das Internationale Olympische Komitee benutze den Sport in hohem Masse für die Sportveranstaltungen eines autoritären Staates. Während die Regierung in China das Volk skrupellos unterdrücke und die Spiele zu einem Fest für das Regime mache, habe das IOC das nie kritisiert. «Das IOC strebt stets nach höheren Profiten und hat dabei den Geist der Olympischen Spiele verloren», sagte Ai.
China steht unter anderem wegen Menschenrechtsverletzungen im Umgang mit Uiguren und Tibetern, wegen der Drohungen gegen Taiwan oder der Unterdrückung der Demokratiebewegung in Hongkong in der Kritik.