Ninas Tagebuch Ninas Tagebuch: «So trafen wir um 4 Uhr morgens Alexander Zverev in der Mensa»

Nina Betschart

7.8.2021

Für Tanja Hüberli und Nina Betschart endet das olympische Abenteuer im Achtelfinal.
Für Tanja Hüberli und Nina Betschart endet das olympische Abenteuer im Achtelfinal.
Bild: Keystone

Die ersten Olympischen Spiele von Beachvolleyballerin Nina Betschart enden mit einer bitteren Achtelfinal-Niederlage – ausgerechnet gegen die Landsfrauen Joana Heidrich und Anouk Vergé-Dépré. Für «blue Sport» schildert die 25-Jährige ihre Eindrücke aus Tokio ihn ihrem Tagebuch. Teil 3.

Nina Betschart

Tag 13: Das unerwünschte Los

Nach zwei Wochen im olympischen Dorf geht unser Turnier mit dem Auftakt der K.o.-Phase in die richtig heisse Phase. Für den Achtelfinal werden uns ausgerechnet die Teamkolleginnen Anouk und Joana zugelost. Das ist schon jenes Szenario, das man sich nicht wünscht. Solche Duelle sind immer speziell, weil wir im gleichen Verband sind und uns sehr gut kennen. Und es ist schade, wenn man sich dann gegenseitig rauswirft.

Zudem gilt die Abmachung, dass unser Trainer nicht coacht gegen ein Team aus dem eigenen Land. Der Austausch wird uns in der ganzen Match-Vorbereitung definitiv fehlen, vor allem auch kurz vor Spielbeginn. Dass man solche Momente an einem solch grossen Anlass nicht gemeinsam erleben kann, ist bedauerlich. Nichtsdestotrotz ist die Vorfreude natürlich riesig und es gilt, das Beste daraus zu machen. Aufgrund der letzten Direktbegegnungen gehen wir guten Mutes ins Schweizer Duell.

Tag 14: Das bittere Aus

Es hat nicht sollen sein. Wir verlieren gegen Joana und Anouk nach grossem Kampf und trotz Matchbällen hauchdünn. Die Enttäuschung ist riesig. Und wenn du Matchbälle nicht verwerten kannst, ist es hart, zu verlieren. Die Ballwechsel gehen dir danach immer wieder durch den Kopf, man fragt sich, was man anders hätte machen können. Man fühlt auch eine gewisse Leere, da wir alles auf diesen Wettkampf ausgerichtet haben. Dann ist es vorbei und du fragst dich: Was kommt als nächstes?

Nach Gesprächen im Team entschliessen wir uns für eine schnelle Abreise. Zurück im Dorf beginnt deshalb schnell die Packerei, auch das fast obligate Bild vor den olympischen Ringen wird noch geschossen. Irgendwann realisieren wir, dass die Zeit bis zur Abfahrt in Richtung Flughafen eher knapp wird – und entscheiden uns, die letzte Nacht in Tokio durchzumachen.

Und so finden wir uns um 4 Uhr morgens mit leichtem Hunger in der Mensa wieder – mit ungefähr zehn anderen Leuten. Plötzlich entdecken wir auch den frischgebackenen Olympiasieger Alexander Zverev, der zu später Stunde alleine an einem grossen Tisch sitzt. Für eine Störung erscheint es uns allerdings noch zu früh am Morgen. Wenig später heisst es dann, Abschied vom olympischen Dorf zu nehmen. Per Bus geht es an den Flughafen.

Tanja und Nina schiessen ein Abschiedsfoto mit den olympischen Ringen.
Tanja und Nina schiessen ein Abschiedsfoto mit den olympischen Ringen.
Bild: zVg

Tag 15: Die Rückkehr 

Auf dem Heimflug finde ich trotz Müdigkeit nicht wirklich viel Schlaf, zu viele Sachen schwirren nach dem emotionalen Achtelfinal im Kopf herum. Mit uns im Flugzeug sind nicht weniger als sechs Medaillengewinner, die gute Stimmung ist spürbar. Aber ich bin froh, als wir landen und ich meine Leute wieder sehe – auch wenn ich diese in der Ankunftshalle im Trubel um die Medaillenhelden kurz suchen muss.

Die Landung in Zürich ist für uns das vorläufige Ende eines herausfordernden, lehrreichen und spannenden Weges mit vielen lustigen Momenten. Wir kamen in Tokio leider nicht ganz auf unser bestes Level, das tut im Moment weh. Aber das gehört zum Sport. Es wird auch Gründe haben, wieso wir es nicht geschafft haben. Trotzdem haben wir immer weitergekämpft und alles versucht, das macht mich zufrieden und stolz.

Wenige Tage nach unserer Abreise sorgen Joana und Anouk mit ihrem starken 3. Rang für die lang ersehnte Schweizer Frauen-Olympiamedaille im Beachvolleyball. Für das System und das Programm im Schweizer Verband ist das die Belohnung hervorragender Arbeit. Wir sind stolz, Teil davon zu sein – und freuen uns, die Schweiz bereits in der kommenden Woche an der EM in Wien wieder zu vertreten.

Eure Nina