Kunstturn-Star mit psychischen Problemen Profitiert Giulia Steingruber von den «Dämonen» von Simone Biles?

sb10/sda

29.7.2021 - 13:20

«Keine Verletzung»: Turnstar Biles erklärt Aus

«Keine Verletzung»: Turnstar Biles erklärt Aus

US-Turn-Superstar Simone Biles stieg beim Mannschaftsfinale der Turnerinnen vorzeitig aus. Die viermalige Olympiasiegerin erklärte daraufhin, dass sie an ihrer Achtsamkeit arbeiten möchte.

28.07.2021

Simone Biles war der designierte Superstar der Olympischen Spiele in Tokio. Nun droht die 24-jährige Amerikanerin am Druck zu zerbrechen. Profiteurin könnte ausgerechnet die Schweizerin Giulia Steingruber werden. 

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Es waren ungewöhnliche Szenen, die sich im Ariake Gymnastics Centre in Tokio abspielten. Die Topfavoritinnen aus den USA erlitten im Teamfinal ein Waterloo, allen voran Simone Biles. Der 19-fachen Weltmeisterin war zum Auftakt der Sprung komplett missraten, nur mit Mühe konnte sie einen Sturz vermeiden. Als Folge davon zog sie sich zurück. Aus «medizinischen Gründen», wie USA Gymnastics mitteilte. Die Athletin selbst sprach von «Dämonen in ihrem Kopf.»

Ein Post in den sozialen Medien hatte nach der fehlerhaften Qualifikation bereits aufhorchen lassen. «Ich habe das Gefühl, dass ich manchmal die Last der ganzen Welt auf meinen Schultern trage», schrieb Biles auf ihrem Instagram-Kanal, dem knapp fünf Millionen folgen. Sie wisse, sie werde diese abwerfen und es so aussehen lassen, als kümmere sie das nicht. «Aber manchmal ist es wirklich hart. Die Olympischen Spiele sind kein Scherz.»

Lacht Steingruber beim dritten Mal das Glück?

Am Mittwoch zog sie die nächste Konsequenz und sagte ihren Start im Einzel-Mehrkampf am Donnerstag ab. «Simone wird weiterhin täglich bewertet, um herauszufinden, ob sie in den Einzel-Finals in der kommenden Woche teilnehmen kann», teilte der US-Turnverband mit. Vom unerwarteten Ausfall profitieren könnte ausgerechnet Giulia Steingruber. «Sie ist die Beste, die wir jemals haben werden», schwärmte die St. Gallerin  vor Beginn der Spiele über Biles. «Es ist eine Ehre, mit ihr zu turnen.» 

Kommt Giulia Steingruber doch noch unverhofft zu einem zweiten Final-Einsatz?
Kommt Giulia Steingruber doch noch unverhofft zu einem zweiten Final-Einsatz?
Bild: Keystone

In ihrer Paradedisziplin am Sprung verpasste Steingruber am Sonntag den Final nur hauchdünn. Am Schluss resultierten 14,566 Punkte – fünf Hundertstel zu wenig, um noch einmal um die Medaillen zu kämpfen. Stattdessen musste sie sich da wieder mal mit der Rolle als erste Ersatzturnerin anfreunden. Ein altbekanntes Schicksal, welches sie schon bei ihrem Olympiadebüt 2012 und an der WM 2019 erleben musste. 

Doch durch die psychischen Probleme von Biles könnte sie am 1. August – dem Schweizer Nationalfeiertag – nun trotzdem zum Einsatz kommen. Falls sie also nachrücken darf, kann sie unbeschwert an die Aufgabe herangehen. Der 27-Jährige kann bei ihrem womöglich letzten Event ihrer Karriere alles geben, auch wenn sie körperlich nicht topfit ist (Nachwehen eines Muskelfaserrisses). Doch mit ihrer Routine ist ihr dennoch ein Exploit zuzutrauen. Am Donnerstag turnt sie als Vorbereitung bereits beim Mehrkampf-Final mit, für welchen sie sich knapp qualifizieren konnte.