Sabrina Jaquet bleibt der versöhnliche Abschluss einer grossartigen Karriere verwehrt. Das langjährige Aushängeschild im Schweizer Badminton tritt ohne Sieg von der Olympia-Bühne ab.
Die einzige Schweizer Vertreterin im Badminton verlor in Tokio auch ihr drittes Gruppenspiel. In ihrem allerletzten Match der Karriere unterlag die 34-jährige Neuenburgerin der Vietnamesin Thuy Linh Nguyen 8:21, 17:21. Damit beendete Jaquet das Turnier wie bei ihrer Olympia-Premiere 2012 in London und vor fünf Jahren in Rio de Janeiro sieglos als Letzte ihrer Gruppe. Als Siegerin der Vierergruppe zog Tai Tzu-Ying, die Weltnummer 1 aus Taiwan, souverän und ohne Satzverlust in die Viertelfinals ein.
Jaquet gehörte nicht zu jenen Athletinnen, denen die coronabedingte Verschiebung der Spiele in die Karten spielte. Die 30-malige Schweizer Meisterin musste sich genau überlegen, ob sie den enormen Aufwand (in einer Randsportart) noch einmal auf sich nehmen und ihre Karriere um ein Jahr verlängern wollte. Doch am Ende war die Versuchung zu gross, noch einmal an Sommerspielen auflaufen zu können.
Wadenverletzung
Nach einer schwierigen und von einer im Frühjahr erlittenen Knieverletzung geprägter Vorbereitung war die Weltnummer 46 zuversichtlich nach Japan gereist, um dann gleich den nächsten Rückschlag erleben zu müssen: Im ersten Training nach der Ankunft in Tokio zog sie sich eine Verhärtung in der linken Wade zu. So wurde aus dem Ziel, ihren letzten Auftritt auf der grossen Bühne zu «geniessen und Spass zu haben», ein Bibbern und Leiden.
Letztlich blieb Jaquet das erhoffte Erfolgserlebnis zum Karrierenende verwehrt. Auch bei ihrem letzten Auftritt gegen die Vietnamesin Thuy Linh Nguyen, im Ranking eigentlich drei Positionen hinter ihr klassiert, tat sich die Schweizerin vor allem zu Beginn schwer. Nach klar verlorenem Startsatz, der mit einem 0:9 für sie denkbar schlecht begonnen hatte, biss sie sich aber in die Partie rein und spielte im zweiten Durchgang über weitere Strecken auf Augenhöhe. Bei 16:16 verlor Jaquet den angestrebten Satzgewinn – es wäre nach den je zwei Niederlagen in London und Rio ihr erster gewesen bei Olympischen Spielen – aber aus den Augen und damit auch ein versöhnlicher Abschluss einer grossartigen Karriere.
Zukunft offen
Gross Gedanken über ihre Zukunft hat sich die EM-Bronzemedaillen-Gewinnerin von 2017, die über ein abgeschlossenes Studium in Sportwissenschaften verfügt, bewusst noch keine gemacht, da sie den Fokus voll auf die Olympischen Spiele legen wollte. Ob sie dem Badminton erhalten bleibt, ist ungewiss. Bei Swiss Badminton hofft man indes, das die langjährige nationale Nummer 1 in einer anderen Funktion wieder im Verband tätig sein wird. Mit ihrer enormen Erfahrung und dem Wissen könnte Jaquet in der Nachwuchsförderung unbestritten dazu beitragen, dass sie nicht als letzte Schweizer Olympia-Teilnehmerin im Badminton in die Geschichte eingeht.