Bissegger und Küng ohne Exploit Schweizer Medaillenträume im Olympia-Zeitfahren geplatzt

dom, sda

27.7.2024 - 18:29

Stefan Bissegger fährt in Paris auf Rang 6.
Stefan Bissegger fährt in Paris auf Rang 6.
IMAGO/Photo News

Die Medaillenträume von Stefan Bissegger und Stefan Küng sind geplatzt. Die beiden Thurgauer gehören im verregneten Olympia-Zeitfahren als 6. und 8. zu den Geschlagenen. Olympiasieger wird Remco Evenepoel.

Keystone-SDA, dom, sda

Als Stefan Bissegger mit der Startnummer 14 durchs Ziel fuhr, leuchtete mit der Bestzeit Grün auf. Doch dass dem Europameister von 2022 der grosse Wurf nicht gelingen würde, war schnell klar. Knapp fünf Minuten später unterbot Wout van Aert Bisseggers Marke um über eine Minute. Der Belgier klassierte sich am Ende als Dritter, nur geschlagen vom Italiener Filippo Ganna und seinem überlegenen siegreichen Landsmann Remco Evenepoel. Dieser bewältigte die 32,4 km lange Strecke durch Paris mit einem Vorsprung von 15 respektive 26 Sekunden auf Ganna und Van Aert.

Bissegger musste sich als Sechster wie Küng als Achter mit einem Diplom begnügen. Die angestrebte Medaille lag ausser Reichweite: «Der 6. Platz ist natürlich nicht das, was ich wollte. Er ist aber auch keine Schande und trotzdem okay. Die Leistung war eigentlich gut. Ich habe das Beste gemacht, was möglich war. In den Kurven hatte ich etwas Mühe, weil es so nass war. Vor dem Start verfolgte ich das Rennen der Frauen und ging es vielleicht etwas zu vorsichtig an, weil es so viele Stürze gab. Da ich in einigen Kurven trotzdem rutschte, glaube ich, war ich trotzdem nahe am Limit.»

Küng mit Handicap – Evenepoel überragend

Bei Küng kommt seine Leistung nicht überraschend. Der 30-Jährige wollte in Paris eigentlich Verpasstes nachholen, nachdem er drei Jahre zuvor in Tokio nur um vier Zehntel die Bronzemedaille verpasst hatte. Doch in der Vorbereitung wurde er gleich zweimal von der Gesundheit ausgebremst. Acht Tage nach seinem krankheitsbedingten Ausstieg aus der Tour de France war er nicht im Vollbesitz seiner Kräfte, um sich den Traum von einer olympischen Medaille zu erfüllen.

Stefan Küng machte sich angesichts der komplizierten Vorbereitung schon vor dem Rennen keine Illusionen: «Schlussendlich habe ich, so glaube ich, das Maximum herausgeholt. Ich fuhr ein anständiges Rennen und kann mir nichts vorwerfen. Ich pushte bis zum letzten Meter und genoss die Atmosphäre, nachdem es vor drei Jahren in Tokio keine Zuschauer gegeben hatte.»

Durch die «verkorkste» Vorbereitung habe ihm von A bis Z das Selbstvertrauen gefehlt, so Küng. «Ich war gefühlt sehr passiv unterwegs statt aggressiv und mit Bereitschaft zum Risiko. Wenn man sieht, wie die Medaillen weggegangen sind, wäre es sowieso schwierig geworden. Und dass es ohnehin schwierig werden würde, war nach dieser Vorbereitung klar. Es fing im Juni vor der Tour de Suisse an, als mich eine Bronchitis zwei Wochen kostete. Dann kam die Tour de France mit Covid und Magenproblemen. Irgendwann läuft dir die Zeit davon. Auch wenn ich jetzt wieder gesund bin, reicht es gegen die Besten der Welt so nicht. Ich muss es akzeptieren.»

Die grosse Show lieferte bei schwierigen Bedingungen im Regen Remco Evenepoel ab. Beim 24-jährigen Belgier war keine Spur von Müdigkeit zu sehen, nachdem er die Tour de France am Sonntag als Gesamtdritter beendet hatte. Evenepoel stellte auf dem nahezu komplett flachen und technisch nicht besonders anspruchsvollen Parcours in allen drei Streckenabschnitten die Bestzeit auf. Zehn Monate nach dem Gewinn des WM-Titels darf sich das belgische Wunderkind fortan auch Olympiasieger im Zeitfahren nennen.