Rad Bahn Stefan Bissegger will es mit dem Bahnvierer nochmals wissen

sda

1.8.2021 - 16:30

Stefan Bissegger hat sich in Tokio mit dem Bahnvierer eine Medaille zum Ziel gesetzt
Stefan Bissegger hat sich in Tokio mit dem Bahnvierer eine Medaille zum Ziel gesetzt
Keystone

In diesem Jahr bereits sehr erfolgreich auf der Strasse unterwegs, will sich Stefan Bissegger in Tokio nochmals auf der Bahn beweisen. Der Thurgauer strebt mit dem Bahnvierer eine Olympia-Medaille an.

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Eigentlich hätten die Schweizer Bahnfahrer bereits 2016 in Rio in der Mannschaftsverfolgung über 4000 m einen Podestplatz anpeilen wollen. Doch nach dem verletzungsbedingten Ausfall von Stefan Küng mussten sie ihre Ziele kurzfristig nach unten korrigieren. Ohne seine «Lokomotive» blieb das Schweizer Quartett im Kampf um die Podestplätze letztlich chancenlos, am Ende resultierte der enttäuschende 7. Schlussrang.

Nach der Verschiebung der Spiele in Tokio um ein Jahr drohte dem Bahnvierer erneut der Verlust seines Zugpferds. Denn Stefan Bissegger wollte nach den Sommerspielen vom Bahn- zum Strassenprofi umsatteln. Obwohl die Spiele nicht wie geplant stattfinden konnten, setzte der 22-Jährige seinen Plan im letzten August um – mit grossem Erfolg. Auf Anhieb gelang es ihm, sich an der Weltspitze zu etablieren. Davon zeugen zwei Etappensiege auf der World Tour.

Fürs Team unverzichtbar

Lange war deshalb unklar, ob und wie es mit Bissegger auf der Bahn weiter gehen würde. Erst als es an die Planung der diesjährigen Saison ging, fällte er den Entscheid, noch ein letztes Mal mit dem Bahnvierer angreifen zu wollen. Dafür brauchte es aber Zugeständnisse seines Arbeitgebers EF Education-Nippo.

«Mein Team, das mir den Lohn bezahlt und mich lieber auf der Strasse sehen will, war natürlich wenig erfreut darüber», so Bissegger. Deshalb habe er sich für dieses Jahr eine Ausnahme ausbedungen, erklärt der Strassenprofi, der noch bis Ende 2022 bei der amerikanischen Mannschaft unter Vertrag steht.

Der Schweizer Bahn-Nationaltrainer Daniel Gisiger zeigte sich über Bisseggers Rückkehr sehr erfreut. «Stefan ist sehr wichtig für uns, er ist unser Motor. Alle sind happy, dass er zurück ist.» Die Qualitäten, die der frühere Junioren-Weltmeister in der Einzelverfolgung mitbringt, sind für den Bahnvierer in der Ausdauerdisziplin über die 16 Bahnrunden ein grosser Gewinn.

Das sieht auch sein Teamkollege Mauro Schmid so. «Er hat ein gutes Gespür, fährt sehr regelmässig und kann an der Spitze auch mal drei Runden das Tempo hochhalten», urteilt der Zürcher, mit 21 Jahren der Jüngste im Schweizer Bahn-Team. Auch Schmid steht seit diesem Jahr bei einem World-Tour-Team unter Vertrag und überraschte im Mai mit einem Etappensieg beim Giro d'Italia. Das Schweizer Quartett in Tokio vervollständigen die Romands Robin Froidevaux und Cyrille Thièry.

Mit Schweizer Rekord zur Medaille?

Zu was ist der Schweizer Bahnvierer im Izu Velodrome 100 km südwestlich von Tokio fähig? Für Bissegger, der nach den drei anstrengenden Wochen an der Tour de France genügend Erholung in die unmittelbare Vorbereitung auf seine ersten Olympischen Spiele einbauen musste, ist klar: «Ich will eine Medaille.»

Doch wie realistisch ist dieses Ziel? «Wir wissen, dass es schwierig ist, aber wer nicht davon träumt, erreicht auch nichts», sagt Nationaltrainer Gisiger, der es bereits als grossen Erfolg wertet, dass sich die Schweiz zum zweiten Mal in Folge in der Mannschaftsverfolgung (wo nur die Top 8 teilnehmen) für die Olympischen Spiele qualifiziert hat.

Im Kampf um Gold sieht Gisiger Italien und Weltrekordhalter Dänemark im Vorteil, zwischen den Rängen 3 bis 7 sei aber alles sehr nahe beisammen. «Wir werden nicht enttäuscht sein, wenn wir keine Medaille holen. Wir setzen aber alles daran, dass es klappt.» Das Ziel sei es, in der Qualifikation am Montag den Schweizer Rekord zu schlagen. «Dann sehen wir, wo wir stehen.»