Mit 16 Nordamerikanern steigt Gastgeber China in das Eishockeyturnier der Olympischen Spiele in Peking. Hohe Niederlagen werden sich so vermutlich vermeiden lassen, viel mehr dürfte aber kaum drin liegen.
13 Spieler aus dem 25-köpfigen Kader sind in Kanada geboren, drei in den USA, einer in Russland. Den prominentesten Namen trägt Jake Chelios. Der 30-jährige Verteidiger ist der Sohn der NHL-Legende Chris Chelios. Auch Chelios junior brachte es auf fünf NHL-Spiele für die Detroit Red Wings. Inzwischen spielt der Amerikaner aber für die Kunlun Red Stars in der KHL. Wie die gesamte chinesische Olympia-Mannschaft.
In China hat Eishockey keine Tradition. Dennoch wollte das Riesenreich die grosse Chance packen und ein Eishockeyteam an seinen Winterspielen stellen. In Peking wurden die Kunlun Red Stars gegründet. Diese Equipe spielt seit 2016 in der russischen Kontinentalen Hockey Liga (KHL) mit. Seit dem Pandemie-Ausbruch trägt die Mannschaft ihre Heimspiele allerdings in Mytischtschi bei Moskau aus – vor wenigen hundert Zuschauern.
2019 an der WM gegen Spanien verloren
Das Olympiakader setzt sich komplett aus dem Kunlun-Team zusammen, das am Spielbetrieb der russischen KHL teilnimmt. Geplant war aber ursprünglich, dass zahlreiche chinesische Spieler im Sog von Kunlun ein gutes internationales Niveau erreichen. Doch die Zeitspanne war viel zu kurz. Und so kam es, dass in der Kabine von Kunlun reichlich chinesische Pässe gedruckt und Doppelbürgerschaften angeboten werden mussten.
Wäre China in Peking ausschliesslich mit Chinesen angetreten, hätte es ein Fiasko abgesetzt. Platz 32 belegt das Reich der Mitte in der Weltrangliste des Eishockey-Weltverbandes IIHF. Als Nachbarn von Spanien (31.) und Australien (33.). Nach Niederlagen gegen Kroatien, Serbien, Australien und Spanien konnte sich China nur mit Mühe und eines Sieges gegen Belgien an der letzten WM 2019 in der viertklassigen Division IIA halten. Von jenem Team sind für das Olympia-Aufgebot aber nur sechs Spieler übrig geblieben.
Den Respekt der Welt erarbeiten
Erst im November hatte die IIHF entschieden, dass China beim Männerturnier in Peking tatsächlich antreten darf. Norwegen befand sich als mögliches Ersatzteam bereits in Lauerstellung. Die Chancen, eine akzeptable Figur abzugeben, sind für China primär durch die Tatsache noch zusätzlich gestiegen, dass die NHL-Spieler in Peking nicht dabei sein werden. Ein eingespieltes KHL-Team dürfte sich halbwegs anständig aus der Affäre ziehen, auch wenn dieses dort mit grossem Abstand das Tabellenende ziert.
Trotzdem ist man in der Hockey-Szene gespannt auf den ersten Auftritt der Chinesen am 10. Februar gegen die USA. Der Nationaltrainer Chinas ist in der Schweiz kein Unbekannter: Der Italo-Kanadier Ivano Zanatta (61) arbeitete früher als Trainer in Lugano und Manager bei Ambri. «Wir wollen keine Show bieten, aber wir wollen uns den Respekt der Welt erarbeiten», sagt er zur Ausgangslage.