Im Norden Londons ist Derby-Zeit. Das Duell zwischen Arsenal und Tottenham lebt für einmal nicht nur von der Rivalität. Am Samstag steht die Tabellenführung in der Premier League auf dem Spiel.
Es ist eines der emotionalsten Derbys in Europa. Wenn Arsenal und Tottenham aufeinandertreffen, ist es ein Treffen unter Nachbarn. Schliesslich sind die Stadien der beiden Grossklubs der englischen Premier League nur etwa sieben Kilometer voneinander entfernt. Diese Nachbarschaft im Norden Londons steht aber seit langem unter keinem guten Stern. 1919 wars, als die höchste Liga Englands nach dem ersten Weltkrieg um zwei Mannschaften erweitert werden sollte.
Chelsea erhielt einen Platz, und für den zweiten bewarben sich mehrere Teams, unter anderen Tottenham, das die Saison hinter Chelsea auf dem 20. Platz abgeschlossen hatte, und Arsenal, das in der 2. Division auf Rang 5 klassiert gewesen war. Bei der Abstimmung der Liga erhielt Arsenal 18 Stimmen, Tottenham nur acht, was in Fankreisen der Spurs noch heute als Ungerechtigkeit angesehen wird, obwohl der Aufstieg ein Jahr später sportlich realisiert werden konnte.
191 Mal ist das North London Derby seither über die Bühne gegangen. Die 192. Ausgabe am Samstag im Emirates Stadium von Arsenal ist insofern speziell, als dass die Partie nicht nur durch die Rivalität emotional aufgeladen ist, sondern auch sportlich einiges auf dem Spiel steht. Zum ersten Mal seit 2007 liegt nämlich zum Zeitpunkt des Derbys eines der beiden Teams an der Tabellenspitze.
Nach sieben Spieltagen ist Arsenal mit dem Schweizer Nationalmannschafts-Captain Granit Xhaka mit 18 Punkten Leader, das noch ungeschlagene Tottenham folgt hinter Manchester City mit nur einem Zähler weniger auf Rang 3. Es geht also auch um ein sportliches Ausrufezeichen, das Verteidigen oder Erobern der Tabellenführung. Wobei am Ende des Spieltages City der lachende Dritte sein könnte, das Stadtrivale Manchester United am Sonntag zum Derby empfängt.
Der Effekt der Spezialisten
Bei Tottenham steht seit knapp einem Jahr Antonio Conte an der Linie, und der 53-jährige Italiener, 2017 Meister mit Chelsea, ist ein Trainer, der Wert auf gepflegtes Aufbauspiel legt. Bei Arsenal wiederum lässt der 40-jährige Spanier Mikel Arteta ein intensives Pressing praktizieren, das genau diesen gepflegten Aufbau verhindern soll.
Es dürfte also interessant zu beobachten sein, was für eine Partie sich bei diesem Zusammentreffen unterschiedlicher Spielphilosophien entwickelt. In der letzten Saison haben beide Teams jeweils ihr Heimspiel gewonnen. Ein besonderes Augenmerk dürfte auf den Standardsituationen liegen. Mit Gianni Vio (Tottenham) und Nicolas Jover (Arsenal) beschäftigen beide Teams einen Spezialtrainer für solche Situationen, was sich bezahlt zu machen scheint. Beide haben in dieser Saison bisher fünfmal nach einem Eckball getroffen – so oft, wie Tottenham in der ganzen letzten Spielzeit.