Der Verkauf des FC Chelsea schien zuletzt nur noch Formsache. Allem Anschein nach ist die finanzielle Situation aber doch um einiges komplexer. Sogar die Lizenzierung für die neue Saison gerät ins Wanken.
Ein Schweizer wird neuer Mitbesitzer des FC Chelsea, hiess es erst letzte Woche noch. Der Unternehmer Hansjörg Wyss und ein amerikanisches Konsortium haben den Zuschlag für die Übernahme des Vereins erhalten. Zu diesem Zeitpunkt musste lediglich die britische Regierung noch ihr Einverständnis geben und die Verträge lägen zur Unterschrift bereit.
So einfach geht der Mega-Deal jetzt aber doch nicht über die Bühne. Grund dafür ist gemäss englischen Medien der aktuelle Klubbesitzer Roman Abramowitsch. Dieser fordert ein Darlehen in der Höhe von rund zwei Milliarden Franken zurück, nachdem er anfänglich noch beteuert hat, dass es ihm nie ums Geld ging. Er versprach sogar, den Verkaufsprozess nicht mit Rückforderungen zu verlangsamen. «Ich werde keine Leihgelder zurückverlangen. Es ging mir hier nie um Business oder Geld, nur um die pure Leidenschaft für das Spiel und den Klub», so die Worte des russischen Milliardärs.
Was sind die Gründe für den Rückzieher?
Dieses Versprechen hat auf der Zielgeraden der Verhandlungen jetzt offenbar seine Bedeutung verloren. Abramowitsch begründet den Entscheid damit, dass ein Verzicht auf die Rückzahlung wegen britischer Sanktionen nicht möglich sei.
Das klingt äusserst fadenscheinig, zumal die britische Regierung ohnehin nicht erlauben würde, dass auch nur ein Pfund in die Taschen von Abramowitsch wandern würde. Das Motiv muss also ein anderes sein.
Aktuell kursieren zwei mögliche Gründe für Abramowitschs Rückzieher. Beim ersten Szenario spielt Vladimir Putin eine entscheidende Rolle. Da Chelsea momentan indirekt ein russisches Unternehmen ist, könnte Putin verhindern wollen, dass Russland dieses mehr als vier Milliarden teure Unternehmen einfach so verliert.
Beim zweiten Szenario gehen Experten davon aus, dass Abramowitsch mit seinem Manöver die britische Regierung ganz einfach unter Druck setzen will, um vielleicht doch noch einen Anteil am Verkauf zu erhalten. Den Betrag würde Abramowitsch wie angekündigt an Kriegsopfer spenden, um zu beweisen, dass er keine Verbindungen zu Putin pflegt und seinen Namen reinzuwaschen.
Die Uhr tickt
Wie auch immer das finanzielle Chaos bei den Blues weitergeht, viel Zeit bleibt nicht. Bereits am 8. Juni berät die Liga über die Lizenzen für die neue Saison. Wenn die finanzielle Situation bis dann immer noch unklar ist, droht dem FC Chelsea der Ausschluss aus der Premier League und wohl auch von allen europäischen Wettbewerben.
Aktuell kann Chelsea nur dank einer Ausnahmegenehmigung der Regierung überhaupt noch an der Meisterschaft teilnehmen. Finanziell ist der Klub aber seit der Invasion Russlands in die Ukraine nur beschränkt handlungsfähig. So mussten die Angestellten zuletzt auch in den billigsten Hotels logieren und die günstigsten Flüge buchen. Im schlimmsten Fall müsste man in Zukunft nicht einmal mehr das.