Kriselnder Riese Jürgen Klopp muss Liverpool neues Leben einhauchen

Von Patrick Lämmle

9.1.2023

Ein grimmiger Jürgen Klopp bedankt sich bei den Fans.
Ein grimmiger Jürgen Klopp bedankt sich bei den Fans.
Bild: Keystone

Es gab Zeiten, da rauschte Liverpool mit spielerischer Leichtigkeit von Sieg zu Sieg. Davon sind die Reds in dieser Spielzeit weit entfernt.

Von Patrick Lämmle

2018/19 führt Jürgen Klopp Liverpool zum Triumph in der Champions League, 2019/20 mit 99 Punkten zum heiss ersehnten Meistertitel, dem ersten seit 30 Jahren. In der vergangenen Spielzeit muss man Manchester City in der Liga mit nur einem Punkt Rückstand den Vortritt im Meisterrennen lassen, immerhin gewinnen die Reds aber die beiden heimischen Pokalwettbewerbe.

In dieser Saison gerät die Maschinerie allerdings früh arg ins Stottern. Die jüngste Enttäuschung erleiden die Reds am Samstagabend im FA Cup, beim 2:2 gegen Wolverhampton, den Tabellenvorletzten der Premier League. Und so muss Liverpool eine Extrarunde drehen, es kommt zum Wiederholungsspiel am 17. Januar. Ein weiterer Pflichttermin in einem ohnehin schon überladenen Kalender, das gefällt dem Coach nicht. Er bemängelte in Vergangenheit schon öfters, dass es zu viele Spiele gebe.

Minimalziel in Gefahr

Grössere Sorgen als der Cup-Wettbewerb dürfte dem Coach allerdings der Liga-Alltag bereiten. 16 Punkte Rückstand beträgt der Rückstand auf Leader Arsenal, 11 auf Manchester City. Vor allem aber sind mit Newcastle, Manchester United und Tottenham noch drei weitere Mannschaften vor Liverpool klassiert. Das Minimalziel Champions League, die ersten vier qualifizieren sich, ist deshalb in Gefahr. Jeder Ausrutscher kann einer zu viel sein, zumal von unten mehrere Teams dicht an Liverpool dran sind.

Muss sich der Coach neu erfinden?

Klopp ist bekannt als herausragender Motivator, doch Worte alleine verleihen dem Team keine Flügel. Manche Experten gehen hart ins Gericht mit der Mannschaft. Nach dem 1:3 gegen Brentford am letzten Spieltag schimpfte etwa Liverpool-Legende Jamie Carragher bei «Sky»: «Es sieht aus wie eine alternde Mannschaft, die sich dem Ende zuneigt, und das war eine Katastrophe.» Es wirke so, also ob sie «Jürgen Klopps Stil» spielen wollten, «aber ohne die Jürgen-Klopp-Spieler».

Vielleicht ist Neueinkauf Cody Gakpo Teil der Lösung, bei seinem Liverpool-Debüt im FA Cup zeigte er gute Ansätze und leitete das 2:1 von Mohamed Salah ein. Für Carragher sind aber weitere Transfers unumgänglich, ansonsten «können sie nicht unter die ersten Vier kommen», findet der Experte deutliche Worte.

Grossangriffe auf dem Transfermarkt lösen allerdings auch nicht immer alle Probleme, so ist etwa der im Sommer zu Liverpool gestossene 80-Millionen-Mann Darwin Nunez noch vieles schuldig geblieben. Und wenn Jürgen Klopp die «Jürgen-Klopp-Spieler» fehlen, dann ist es womöglich auch an der Zeit, dass der Trainer zumindest vorübergehend sein Spielsystem anpasst. Es wäre der günstigste Versuch, zurück in die Spur zu finden.

Am kommenden Samstag trifft Liverpool auf Brighton. Verlieren verboten, denn sonst zieht der Gegner in der Tabelle vorbei und die Situation verschärft sich noch zusätzlich. Dass Liverpool mit so grossen Sorgen ins neue Jahr startet, das hat es lange nicht gegeben. Immerhin ist das Team von Jürgen Klopp noch in der Champions League vertreten, dort empfängt man am 21. Februar Real Madrid zum Achtelfinal-Hinspiel.