Erzwungene Quarantäne oder simpler Boykott? Erzwungene Quarantäne oder simpler Boykott? Vorzeigeprofi Harry Kane provoziert Tottenham

dpa/sb10

4.8.2021

Harry Kane sorgt für Stunk. 
Harry Kane sorgt für Stunk. 
Bild: Getty

Sein Vertrag in Tottenham läuft noch drei Jahre, aber Harry Kane will weg. In der Hoffnung auf Titel strebt der England-Star einen Wechsel zu Manchester City an. Boykottiert er dafür sogar mit einem Trick das Training bei den Spurs?

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Auch am Dienstag warteten die TV-Reporter vor dem Trainingsgelände von Tottenham Hotspur vergeblich auf die Ankunft des wechselwilligen Superstars. Schon tags zuvor hatten sich am Hotspur Way in Enfield, im Norden von London, Medienvertreter in Stellung gebracht, weil Harry Kane nach seinen EM-Sonderferien zurückerwartet wurde.

Kane verbrachte diese auf den Bahamas. Aufgrund der Corona-Restriktionen der englischen Regierung nach der Rückreise aus der Karibik musste sich Kane offenbar erst in Quarantäne begeben, ehe er die Selbstisolation mit einem Test verkürzen kann. Diese Regelungen waren aber schon länger bekannt. Zudem hätte er bei normaler Planung rechtzeitig zum Trainingsauftakt erscheinen können, wie zornige Spurs-Fans auf Twitter festhalten.

Doch Kane kam nicht. Der 28-Jährige scheint mit einem Streik seinen Wechsel zum Meister Manchester City mit Trainer Pep Guardiola forcieren zu wollen. So zumindest die einhellige Meinung in England. Doch das könnte nach hinten losgehen.

Bei Bale und Modric hat es geklappt – fehlende Titel stören

Kane hätte am Montag zunächst einen Corona-Test absolvieren und am Dienstag wieder mit der Mannschaft trainieren sollen. In der Vergangenheit streikten sich so unter anderen Gareth Bale und Luka Modric erfolgreich weg von Tottenham hin zu Real Madrid. Dass aber Kane das Training boykottieren und die Situation eskalieren lassen würde, überrascht. Denn der Nationalspieler und Publikumsliebling, der seit 17 Jahren im Verein ist, gilt als absoluter Vorzeigeprofi.

Doch mit 28 Jahren will der Stürmer, der mit England im EM-Final an Italien scheiterte, endlich Titel gewinnen. Und das scheint mit den Spurs, die letztmals in der Saison 1960/61 Meister wurden, derzeit unwahrscheinlich. Tottenhams letzter grosser Erfolg war der FA Cup 1991. Mehr als der unbedeutende Ligapokal war seitdem nicht drin, obwohl der Klub in der Premier-League-Saison 2015/16 lange um den Titel mitspielte und 2019 im Endspiel der Champions League stand.

Das Traum-Duo Son und Kane könnte bald Geschichte sein.
Das Traum-Duo Son und Kane könnte bald Geschichte sein.
Bild: Keystone

Nach dem Abschied des langjährigen Trainers Mauricio Pochettino und insgesamt enttäuschenden anderthalb Jahren unter José Mourinho stehen die Spurs unter dem neuen Coach Nuno Espirito Santo vor einem Umbruch, für den Kane die Geduld fehlt. Verständlich, zumal die Spurs international nur in der neu geschaffenen Conference League spielen. Zu wenig für einen, der als einer der besten Stürmer der Welt gilt.

Levy will Kohle sehen – Rückkehr am Samstag?

Früher hätte sich vermutlich längst Real Madrid oder der FC Barcelona Kanes Dienste gesichert. Doch den spanischen Giganten fehlt heute das nötige Geld. So heisst Kanes Wunschziel Manchester City. Für Guardiola soll Kanes Verpflichtung oberste Priorität haben. Doch wie viel Geld ist der von Scheichs aus Abu Dhabi alimentierte Klub zu zahlen bereit? Mal war von 160 Millionen Pfund (ca. 188 Millionen Euro) zu lesen. Zuletzt berichteten britische Medien von 100 Millionen Pfund.

Da dürfte Tottenham-Boss Daniel Levy kaum mit der Wimper zucken. Es gilt als ausgeschlossen, dass der für seine Beharrlichkeit bekannte Levy seinen wertvollsten Spieler für weniger als 150 Millionen Pfund (ca. 175 Millionen Euro) ziehen lässt. Auch wenn Kane auf ein «Gentleman's Agreement» mit Levy, eine persönliche Zusage, pocht, die ihm erlaube, trotz seines bis Sommer 2024 laufenden Vertrags zu wechseln. Die Fronten sind verhärtet. Und für die Spurs steigt knapp zwei Wochen vor Saisonbeginn der Druck. Schliesslich müsste man adäquaten Ersatz finden. Oder bleibt Kane am Ende doch in London – so wie Lionel Messi im vergangenen Jahr beim FC Barcelona?

Nach Informationen des britischen Senders Sky Sports soll der Stürmer signalisiert haben, dass er am Samstag zum Training zurückkehren werde. Am Wochenende könnte er sich auch heraustesten. Er wolle aber bis dahin ein Zeichen setzen. Am Ende könnte sich der Publikumsliebling mit der Protestaktion nur selbst schaden. Fans reagierten verstimmt auf sein Verhalten. Bleibt abzuwarten, ob er am 15. August bei Tottenhams Saisonstart auf dem Platz steht – und für wen. Die Spurs spielen zum Auftakt ausgerechnet gegen Man City.