Nach Skandal um Milan-Goalie Maignan So rassistisch ist der italienische Fussball

lih

22.1.2024

Milan-Goalie Maignan verlässt nach rassistischen Beleidigungen das Feld

Milan-Goalie Maignan verlässt nach rassistischen Beleidigungen das Feld

In der Partie zwischen Milan und Udinese verlässt der Mailänder Torhüter Mike Maignan das Spielfeld noch in der ersten Halbzeit. Grund sind rassistische Anfeindungen gegen ihn.

20.01.2024

In der Serie A überschattet Rassismus immer wieder den Fussball. Wir zeigen die grössten Skandale der letzten Jahre.

lih

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Der Torwart der AC Milan, Mike Maignan, wurde beim Spiel gegen Udinese von einigen Zuschauern rassistisch beleidigt.
  • Der französische Schlussmann verliess das Feld, ehe er nach einem kurzen Spielunterbruch wieder auf den Rasen zurückkehrte.
  • Der Fall Maignan ist einer von vielen in der italienischen Serie A.

«Keep Racism Out. Together. Everywhere» – so die Botschaft einer im 2023 lancierten Kampagne der italienischen Serie A. Rassismus soll wegbleiben, zusammen und überall. «Fussball und Sport im Allgemeinen sind und müssen immer ein Instrument für Integration und Inklusion sein», so der Wortlaut von Lorenzo Casini, dem Präsidenten der Serie A.

Die Wirkung der Botschaft scheint bei einigen Zuschauern auszubleiben. Am vergangenen Wochenende verlässt Milan-Goalie Mike Maignan das Spielfeld, nachdem er in Udine von den Heimfans rassistisch beleidigt wird. Der französische Keeper kehrt nach tröstlichen Worten seiner Kollegen wieder auf das Spielfeld zurück. Es ist ein Rassismusvorfall auf einer langen Liste.

Der Fall Omolade

Im Jahr 2001 gibt Akeem Omolade sein Debüt für die 1. Mannschaft von Treviso. Doch ein Rassismuseklat überschattet den ersten Einsatz des damals 18-Jährigen. Der Treviso-Stürmer wird beim Heimspiel gegen Pescara eingewechselt und daraufhin von den eigenen Fans mit Pfiffen und Geheule empfangen. 15 Minuten vor Schluss nimmt der Protest eine radikalere Form an: Die Fans packen ihre Fahnen und Banner ein und verlassen das Stadion. Im darauffolgenden Spiel betreten alle seine Teamkollegen mit schwarz geschminkten Gesichtern das Feld.


Eto'o macht den Affen

2010 kommt Inter-Star Samuel Eto'o unter die Rassismusräder. Beim Spiel gegen Cagliari unterbricht der Unparteiische nach drei (!) Minuten das Spiel. Der Grund: Buhrufe in Richtung des kamerunischen Spitzenstürmers. Er lässt sich von den Cagliari-Fans aber nicht einschüchtern. In der 39. Minute schiesst Eto'o das entscheidende 1:0 für den amtierenden Meister und feiert mit einem Affen-Jubel.

Samuel Eto'o schoss in 67 Ligaspielen 33 Tore für Inter Mailand.
Samuel Eto'o schoss in 67 Ligaspielen 33 Tore für Inter Mailand.
imago sportfotodienst

Ebagua und der Mittelfinger

Wir machen einen Sprung in den August 2012. Vareses nigerianisch-italienischer Stürmer, Osarimen Ebagua, wird von den eigenen Fans rassistisch angefeindet. Es fallen Sprüche über «Geh zurück nach Afrika» und «Ebagua ist mir egal» bis hin zu «Ebagua, wir wollen dich nicht». Ebagua antwortet mit einem Tor auf diese Worte, zieht sein Trikot aus, läuft zur Kurve und hebt seinen Mittelfinger. Die Varese-Ultras verlassen daraufhin das Stadion.

Osarimen Ebagua legt sich mit den Varese-Fans an.
Osarimen Ebagua legt sich mit den Varese-Fans an.
imago

Kevin-Prince Boateng setzt ein Zeichen

Im August 2013 bringt Kevin-Prince Boateng etwas zustande, was zuvor kein Spieler zustande brachte. Bei einem Freundschaftsspiel mit der AC Milan gegen das unterklassige Pro Patria wird der heutige blue Sport-Experte rassistisch beleidigt und läuft vom Platz. Seine Mitspieler folgen ihm und das Spiel wird abgebrochen. Boateng setzt somit ein klares Zeichen gegen den Rassismus im Fussball.


Balotelli wird beschimpft, tickt aus und antwortet mit Traumtor

Die Partie Verona gegen Brescia wird im November 2019 für zehn Minuten unterbrochen, nachdem Mario Balotelli mit Affenlauten und rassistischen Rufen beleidigt wird – und die Fassung verliert. In der 54. Minute stoppt Balotelli während eines Angriffs den Ball, nimmt ihn in die Hände und schiesst ihn in Richtung eines Fanblocks der Gastgeber. Der damals 29-Jährige will den Platz verlassen – Mitspieler und Gegner überreden ihn aber, weiterzuspielen. Der Ex-Sion-Kicker erzielt für Brescia daraufhin in der 85. Minute mit einem wunderbaren Weitschuss den Anschlusstreffer, kann die 1:2-Niederlage aber nicht verhindern.


Lukaku und Smalling werden zum «Black Friday»

Auch die Medien können für Empörung sorgen – so geschehen im Dezember 2019. Die italienische Tageszeitung «Corriere dello Sport» druckt vor dem Spiel zwischen Inter Mailand und der AS Roma auf der Titelseite zwischen Bildern von den dunkelhäutigen Romelu Lukaku und Chris Smalling die Schlagzeile «Black Friday» ab.

Die Zeitung hebt zwar hervor, dass Inter-Stürmer Lukaku und Roma-Verteidiger Smalling vor ihren Wechseln nach Italien in dieser Saison bei Manchester United zusammengespielt haben, sich sehr schätzten und sich immer entschieden gegen Rassismus im Fussball engagiert hätten. Dennoch ist der Aufschrei gross.

«Black Friday»: Die «Corriere dello Sport» sorgt mit ihrer Schlagzeile für einen rassistischen Eklat. 
«Black Friday»: Die «Corriere dello Sport» sorgt mit ihrer Schlagzeile für einen rassistischen Eklat. 
Bild: Keystone

Lazios «Hitlerson»

Im März 2023 bezwingt die Lazio Rom Stadtrivale Roma. Antisemitische Gesänge übertönen jedoch den 1:0-Sieg Lazios. «Geh in die Synagoge und bete, ich werde dich immer verjagen …», wiederholt die Nordkurve der Lazio gemäss «Virgilio Sport». Ein Fan trägt zudem ein Shirt mit der Aufschrift «Hitlerson» und der Nummer 88 – einem Zahlencode für den Hitlergruss. Die Lazio-Fans sorgen mit rassistischen Aussagen immer wieder für Zündstoff. Samuel Umtiti und Lameck Banda sind zwei der Opfer der Sprechchöre.