Italiens Fussball-Ikone Leonardo Bonucci hat Juventus Turin verklagt. Der Unioner wirft seinem Ex-Verein vor, seiner Profi-Karriere und seinem Image geschadet zu haben. Auch Trainer Massimiliano Allegri kriegt sein Fett ab.
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- Im Sommer trennte sich Juventus Turin überraschend von Leonardo Bonucci, der insgesamt zwölf Jahre für den Klub spielte.
- Der langjährige Captain soll gar vom Trainings-Betrieb ausgeschlossen worden sein und habe auch kein Zugang zu Gym oder Schwimmbäder erhalten.
- In einem Interview redet sich Bonucci, der neu für Union Berlin spielt, den Frust von der Seele.
Vor seinem Wechsel nach Köpenick stand der spielstarke Innenverteidiger bei dem italienischen Rekordmeister unter Vertrag. Bonucci hatte bei der alten Dame ursprünglich noch einen gültigen Vertrag bis zum kommenden Sommer. Doch dann warf man den 36-Jährigen Mitte Juli aus dem Kader – auch der Zugang zu Teilen des Clubgeländes sei ihm verweigert worden, meldeten Bonuccis Anwälte. So durfte der 121-fache Internationale auch nicht mit dem Team in die USA für die Saisonvorbereitung reisen.
Den Kader-Ausschluss teilten die Verantwortlichen des Rekordmeisters ihrem Captain in seinem Urlaub in der Toskana mit, wie die «Gazzetta dello Sport» berichtete.
Keine Vorankündigung für das Aus
Bonucci gab in einem Interview bei «Sport Mediaset» Einblick in sein Innenleben. Er habe viele Sachen über sich lesen müssen, die unwahr seien, hielt er fest. Der Routinier wies die Version zurück, wonach der Klub und der Trainer ihn schon im Oktober letzten Jahres auf ein mögliches Ende der Zusammenarbeit angesprochen hätten. «Es könnte nicht mehr der Unwahrheit entsprechen – im Oktober letzten Jahres wurde mir vielmehr die Möglichkeit gegeben, bei Juventus weiterzumachen und den Vertrag gar zu verlängern.»
Dann habe er gelesen, dass ihm im Februar 2023 von Trainer und Verein mitgeteilt wurde, dass er nicht mehr Teil von Juventus sein werde. Auch dieses Gespräch habe nicht stattgefunden, betont Bonucci. «Ich begann etwas zu ahnen, als ich in den Zeitungen las, dass ich nicht mehr Teil der Pläne von Juventus sein würde.»
«Die Juve-Verantwortlichen Cristiano Giuntoli und Giovanni Manna kamen am 13. Juli zu mir nach Hause und demütigten mich – denn es war eine Demütigung – sie sagten mir, dass ich nicht mehr Teil von Juventus sein würde.» Er solle ein paar Tage zuhause bleiben, seine Präsenz in der Garderobe und auf dem Spielfeld hätten das Wachstum von Juve behindert, sagt ein tief enttäuschter Bonucci, der über 500 Spiele für die Bianconeri bestritt.
Sein Fazit: «Dies ist das zweite Mal, dass ich gezwungen bin, Juventus zu verlassen, in beiden Fällen wegen der Haltung einer Person, die nicht ich bin ... Es ist für alle sichtbar, dass ich nie die Beziehung zum Trainer hatte, die ich wollte», zeigt er sich auch frustriert über Allegri.
Bonucci will Schadenersatz einklagen
Schliesslich habe die «anomale Behandlung» durch den Verein seiner Profi-Karriere sowie seinem Image geschadet. Bonucci und seine Anwälte werfen Juventus vor, ihm ausreichende Trainings- und Vorbereitungsbedingungen verwehrt zu haben. So habe er Trainingseinheiten zu anderen Zeiten als seine Teamkollegen durchführen müssen. Auch den Fitnessraum und das Schwimmbad habe er nicht betreten dürfen, berichtete die Zeitung «Gazzetta dello Sport».
Bonucci betonte, sein Schritt sei nicht als «persönlicher Krieg» zu verstehen, sondern geschehe «aus Prinzip». Sollte er eine Entschädigung erhalten, so wolle er den Betrag an einen italienischen Wohltätigkeitsverein spenden.
Der Europameister von 2021 gewann in Italien neun Meistertitel und holte viermal den Pokal. 2017 wechselte er für 42 Millionen Euro zu Milan, kehrte aber nur ein Jahr später zurück nach Turin. Kurz vor Ende der Sommer-Transferperiode nahm ihn Union Berlin unter Vertrag.
Mit seinem neuen Team trifft Bonucci nach der Länderspielpause am Samstag auswärts auf Wolfsburg. Ein Startelfeinsatz kommt aber gemäss Coach Urs Fischer wohl noch zu früh. «Auch als 36-Jähriger will er schnellstmöglich auf den Platz. Er scharrt hoffentlich mit den Hufen, betont der Schweizer laut «Kicker». «Aber mit Vernunft. Wir sind da im Austausch. Auch mit dem Athletiktrainer. Wann der Zeitpunkt gekommen ist, werden wir dann sehen.»