Eine der besten Skirennfahrerinnen der letzten Dekade mag nicht mehr. Die Österreicherin Anna Veith verkündet im Alter von knapp 31 Jahren ihren Rücktritt.
In den Wintern 2013/2014 und 2014/2015 stand Anna Veith, damals noch unverheiratet und unter ihrem Mädchennamen Fenninger angetreten, im Zenit ihres Schaffens. In der erfolgreichsten Phase ihrer Karriere gewann die Salzburgerin zweimal den Gesamtweltcup, wurde sie in Sotschi Olympiasiegerin im Super-G und sicherte sie sich in Beaver Creek, Colorado, zwei ihrer drei Weltmeistertitel. Ein erstes WM-Gold hatte sie 2011 in der Kombination in Garmisch-Partenkirchen gewonnen.
Anna Veith war in aller Munde. Sie war das Gesicht des Österreichischen Skiverbandes, das weibliche Pendant zu Marcel Hirscher. Die Welt lag der Überfliegerin auch abseits der Rennstrecken zu Füssen. Dank ihrem Aussehen und ihrer Natürlichkeit war sie in der Werbebranche eine gefragte Partnerin. Zudem nutzte sie die ihr zugetragene Aufmerksamkeit zu Auftritten als überzeugte Umwelt- und Tierschützerin.
Die Wende
Ihre überragenden Leistungen und ihr Alter von erst 25 Jahren waren starke Argumente, das Geschehen im Alpin-Zirkus während weiteren Wintern zu dominieren. Doch mit einem Schlag war alles anders. Im Oktober 2015, wenige Tage vor dem traditionellen Weltcup-Prolog in Sölden, liess ein Sturz im Training auf dem Rettenbach-Gletscher alle Pläne und Prognosen zur Makulatur verkommen. Anna Veith erlitt im rechten Knie Risse des vorderen Kreuzbandes, des inneren Seitenbandes und der Patellasehne. Es war die Wende in einer bis dahin linear verlaufenen Laufbahn.
Die Ärzte hatten bei optimalem Heilungsverlauf eine Pause von neun Monaten vorausgesagt. Anna Veith kehrte im Dezember 2016 in den Weltcup zurück, aber schon im Februar 2017 wars wieder vorbei mit der Rennfahrerei. Eine chronischen Entzündung der Patellasehne im linken Knie machte einen weiteren Eingriff und den nächsten monatelangen Abschied vom Spitzensport unumgänglich. Der neuerliche Unterbruch schien ihr gut zu tun. Die körperlichen Probleme schienen überwunden, das Vertrauen in den eigenen Körper wiedererlangt zu sein.
Die Bestätigung ihrer Zuversicht folgte auf dem Fuss. Schon bei ihrem sechsten Weltcup-Einsatz, Mitte Dezember 2017 im Super-G in Val d'Isère, stand Anna Veith wieder ganz oben. Und als sie zwei Monate später in der gleichen Disziplin an den Olympischen Spielen in Pyeongchang Zweite wurde, glaubte sie sich endgültig auf dem Weg zurück zu alter Stärke.
Der Anfang vom Ende
Doch das Schicksal hielt den nächsten Rückschlag bereit. Im Januar 2019 zog sich Anna Veith im Training in Pozza di Fassa im Trentino ohne zu stürzen wiederum am rechten Knie einen Kreuzbandriss zu. Ans Aufhören dachte sie trotzdem nicht. Als Verletzte abzutreten war für sie keine Option. Noch einmal nahm sie den beschwerlichen Weg auf sich, hoffte, den Anschluss erneut zu schaffen. Daraus wurde im letzten, wegen der Coronavirus-Pandemie vorzeitig zu Ende gegangenen Weltcup-Winter nichts mehr. Die erfolgsverwöhnte Österreicherin war nur noch ein Schatten ihrer selbst, die Ergebnisse waren der einstigen Nummer 1 nicht würdig.
Anna Veith deutete die Zeichen richtig. Der Körper und schliesslich auch der Kopf machten nicht mehr mit. Als Konsequenz blieb nur der Rücktritt.