Carlo Janka gibt in Wengen seinen Abschied aus dem Weltcup bekannt. Der Bündner, 2010 Olympia- und Gesamtweltcupsieger, bestreitet als letzte Rennen der Karriere noch die zwei Lauberhorn-Abfahrten.
Carlo Janka hat sich zum Rücktritt entschlossen. Der 35-Jährige, der seit vielen Jahren mit gesundheitlichen Problemen vor allem im Rückenbereich kämpft, bestreitet am Freitag und Samstag in Wengen noch die zwei Weltcup-Abfahrten. Damit findet Jankas grosse Karriere auf der mythischen Lauberhorn-Strecke, auf welcher er so häufig wie sonst nirgends auf dem Podest stand, ihr Ende.
«Jänks», wie er von fast allen genannt wurde, feierte seine grössten Erfolge früh in der Karriere, die auf Stufe Weltcup im Dezember 2005 im slowenischen Kranjska Gora mit einem Ausscheiden im ersten Riesenslalom-Lauf begonnen hatte.
Die Abschieds-Medienkonferenz im Ticker
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Liveticker
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Liveticker beendet
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Medienkonferenz beendet
Dann sind alle Fragen beantwortet. Unter Applaus ist Jankas Abschieds-Medienkonferenz beendet.
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Olympia-Teilnahme ist ausgeschlossen
Auf die Frage, was er bei einer allfälligen Olympia-Nomination tun würde, muss Janka schmunzeln. Der einzige Ort, wo für ihn sportlich noch etwas möglich sei, ist Wengen. Was der Körper zulässt und der Kopf will, reiche für eine Olympiateilnahme nicht mehr aus.
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Was macht Janka nach der Karriere?
«Wohin der Weg führt, weiss ich noch nicht. Ich habe durch den Sport viel Erfahrung sammeln können, was den Körper anbelangt. Coaching, Naturheilpraktiker – so etwas würde mich interessieren», so der Obersaxer.
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Janka bedankt sich bei Angehörigen
«Es fängt in erster Linie an bei den Eltern, die das alles möglich gemacht haben. Und dann später erdulden mussten, alles was kam. Danke dafür», sagt Janka, der sich auch bei seiner Frau Jenny bedankt, die er im letzten Sommer geheiratet hat.
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Janka über seine neuen Prioritäten
Janka sagt zudem, dass sich die Prioritäten mit seiner eigenen Familie geändert hätten. Im Frühling erhält die Familie Janka erneut Zuwachs. «Der Fokus liegt da auch ein bisschen woanders. Der Kopf war dann irgendwann auch nicht mehr bereit für das ganz grosse Risiko. Und der Körper sowieso nicht. So wurde es einfach schwierig.»
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«Im Sommer ist der Entscheid gereift»
Janka fährt fort: «Mein Rücktritt hat sich in den letzten Jahren abgezeichnet, die Störfaktoren wurden zunehmend immer grösser. Ich musste von Jahr zu Jahr immer mehr Disziplinen weg lassen.» Der 35-Jährige riss sich im Oktober 2017 das Kreuzband. «Im Sommer ist dieser Entscheid gereift. Mein letztes Ziel war es, hier in Wengen nochmals an den Start zu gehen. Im Grossen und Ganzen blicke ich auf eine sehr zufriedenstellendene, nein, eine grossartige Karriere zurück.»
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Janka: «Für mich ist es der perfekte Abschied»
Nach einem kurzen Video-Zusammenschnitt einiger Highlights aus der Karriere von Carlo Janka übernimmt er selbst das Mikrofon. «Der Kreis schliesst sich in Wengen. Für mich ist es der schönste und der perfekte Abschied an meinen Lieblingsrennen. Die Strecke ist wieder in hervorragendem Zustand», sagt Janka und scherzt: «Auch das Wetter bereitet uns eine sehr schöne Woche. Irgendwo habe ich gehört, dass sogar das Hochdruckgebiet den Namen Carlos hat. Es passt alles wunderbar. Jetzt noch zweimal ins Ziel kommen ohne grösseren Holperer, und dann wird das eine grosse Woche für mich.»
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Manager Fry übernimmt das Wort
Giusep Fry, der Manager von Janka, erzählt emotional einige Anekdoten. «Telefonieren war nicht seine absolute Stärke. Er war schwierig zu erreichen. Sein Vater Reto hat mich im Winter einmal angerufen und mich gefragt, ob ich etwas von Carlo gehört hätte. Ich sagte ihm: Nein, er ist ja dein Sohn. Reto sagte zu mir: ‹Ich habe ihn in den letzten drei Wochen nur im TV gesehen und gehört.›»
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Näpflin eröffnet die Medienkonferenz
Urs Näpflin, OK-Chef der Lauberhorn-Rennen, lobt Janka in den höchsten Tönen: «Der Mann neben mir hat hier Geschichte geschrieben.» Und weiter: «Janka hatte immer ein offenes Ohr. Wenn die Piste gut war, hat er die Helfer gelobt. Carlo, vor dir als Mensch ziehe ich den Hut.»
2010: Olympia-Gold und grosse Kristallkugel
Der Obersaxer gewann im März 2010 als erster Schweizer und nach 18-jähriger Durststrecke seit dem Triumph von Paul Accola den Gesamtweltcup, als er beim Weltcup-Finale in Garmisch-Partenkirchen den zuvor führenden Österreicher Benjamin Raich mit zwei Siegen noch überflügeln konnte.
Die grössten Erfolge in der Karriere von Carlo Janka
- Olympia-Gold im Riesenslalom, Vancouver 2010
- WM-Gold im Riesenslalom, Val d’Isere 2009
- WM-Bronze in der Abfahrt, Val d’Isere 2009
- Gesamtweltcupsieger in der Saison 2009/10
- Kleine Kristallkugel im Kombinations-Weltcup (2009 und 2015)
- 11 Weltcupsiege (4x Riesen, 3x Abfahrt, 1x Super-G, 3x Kombi)
Gut einen Monat zuvor war er in Whistler bereits Olympiasieger im Riesenslalom geworden und 2009 hatte er sich in Val d'Isère bei seinen ersten Titelkämpfen bei der Elite in der gleichen Disziplin schon WM-Gold gesichert.
Im «Triple-Klub» mit Pirmin Zurbriggen
Mit diesen Erfolgen bewegt sich Janka in einem sehr exklusiven Zirkel. Er ist der einzige Schweizer neben Pirmin Zurbriggen in den Achtzigerjahren, dem das Triple aus Olympiasieg, WM-Titel und Gesamtweltcup-Triumph gelang.
Das Palmarès von Janka umfasst zudem elf Weltcupsiege in vier verschiedenen Disziplinen. 28-mal stand er auf dem Podest, 14 dieser Platzierungen errang er bis März 2010. Letztmals in die Top 3 reichte es dem Bündner am 7. März 2020 als Abfahrts-Dritter in Kvitfjell.