Interview Cologna: «Natürlich ist man stolz, wenn dir das grösste Idol gratuliert»

Nico Barman

22.3.2018

Zwei der grössten Sportler, die unser Land je hervorgebracht hat: Dario Cologna und Roger Federer.
Zwei der grössten Sportler, die unser Land je hervorgebracht hat: Dario Cologna und Roger Federer.
Bild: Getty Images

Olympiasieger Dario Cologna spricht im Interview über seine grossen Triumphe, seine Zukunft, inspirierende Sportlerkollegen und das russische Staatsdoping.

Dario Cologna, Sie haben in diesem Jahr Olympia-Gold, die Tour de Ski und eine kleine Weltcup-Kugel gewonnen. Welche Ziele setzen Sie sich noch für die Zukunft?

Kurzfristig ist das nächste Ziel sicher die WM 2019 in Seefeld. Weiter plane ich noch nicht. Im Alter von 32 Jahren macht das auch keinen Sinn. Auch wenn ich mir vorstellen kann, auch bei den nächsten Spielen 2022 in Peking zu laufen. Olympia in Pyeongchang war ein grosses Ziel, das ich erreicht habe. Jetzt brauche ich etwas Zeit. Aber keine Sorge, ich mache noch etwas weiter.

Wenn Sie ihre olympischen Goldmedaillen von Vancouver, Sotschi und Pyeongchang vergleichen, welches war der schönste Erfolg?

Natürlich war das erste Gold sehr speziell, weil es eben der erste Olympiasieg war. Sotschi war grossartig, weil ich mich nach einer Verletzung rechtzeitig für die Spiele wieder in Bestform bringen konnte. Ein Comeback mit Olympiagold zu krönen, das war schon eine grosse Sache. Es ging perfekt auf. Und am Ende gewinne ich dort zweimal Gold. Pyeongchang war so etwas wie das Tüpfelchen auf dem i. Und es war sehr emotional.

Roger Federer hat nach ihrem Sieg über 15km via Twitter gratuliert. Was bedeutet Ihnen dieser Ritterschlag?

Er hat mir sogar eine persönliche Whatsapp-Nachricht geschickt. Das ist sehr schön. Ich war überrascht und natürlich ist man stolz, wenn dir das grösste Idol persönlich gratuliert.

Sie gelten neben Roger Federer als der vielleicht beste Einzelsportler des Landes. Pflegen Sie eine besondere Freundschaft mit ihm?

Nicht wirklich, er ist ja auch so viel unterwegs. Ich habe ihn aber schon ein paar Mal getroffen, etwa an den Swiss Indoors in Basel. Er weiss immer Bescheid, ist über so viele andere Sportarten und Sportler informiert und interessiert sich für die Leistungen Anderer. Das ist super.

Wie beurteilen Sie denn seine jüngsten Leistungen?

Seine ganze Karriere ist unglaublich. Was er erreicht hat für das Tennis und für die Schweiz. Er ist einfach ein super Botschafter – für den Sport und für unser Land. Das Unfassbare an seiner Leistung ist ja auch die Tatsache, wie er nach seiner Verletzung zurückgekommen ist und wieder die Nummer 1 wurde. Das ist beeindruckend und inspirierend für andere Sportler.

Ärgert es Sie, dass man medial weniger über Langlauf berichtet als über Tennis?

Nein, aber das ist ja auch klar. Tennis ist ein globaler Sport – wie Fussball. Wenn man als Kind mit einer Sportart beginnt, schaut man nicht auf solche Dinge. Und das ist auch gut so. Da macht man seinen Sport einfach gerne. Langlauf ist kleiner und trotzdem konnte ich grosse Erfolge feiern. In der Schweiz bin ich ja sehr präsent und für mich passt es, so wie es ist.

Ihr Sport wird immer wieder von Dopingfällen überschattet. Gerade viele russische Läufer sind in Vergangenheit positiv getestet worden. Der Verdacht läuft bei vielen Athleten mit. Wie gehen Sie mit dieser Situation um, dass ihr Sport immer wieder deswegen in die Schlagzeilen gerät?

Das ist natürlich nicht schön, gerade die Russland-Affäre ist ein dunkles Kapitel. Aber es sind ja so viele andere Sportarten auch davon betroffen. Dort spricht man einfach nicht so gerne über Doping. Die vielen negativen Schlagzeilen sind nicht gut für den Sport. Oft fehlen aber auch die Details und Richtlinien, um die Täter und Hintermänner härter zu bestrafen.

Wie sollte man die Sportler denn bestrafen?

Wenn man Doping klar beweisen kann, dann braucht es sicher lange Sperren. Beim russischen Staatsdoping ist aber alles etwas komplexer. Man weiss nicht, inwiefern die Athleten überhaupt schuldig sind. Wir müssen darauf vertrauen, dass die WADA (Welt-Anti-Doping-Agentur, Anm. d. Red.) gute Arbeit macht und dass die sauberen Athleten geschützt werden.

Was macht Dario Cologna nach seiner Karriere?

Eine Familie zu haben ist sicher ein Thema. Aber damit habe ich mich noch nicht beschäftigt. Natürlich möchte ich dem Langlauf-Sport verbunden bleiben, aber wohl nicht als Trainer. Ich bin noch nicht soweit, ich konzentriere mich auf meine aktive Karriere und plane die nächsten zwei, drei, vielleicht vier Jahre. So lange man läuft, ist eine Planung bezüglich der Zeit danach schwierig.


Das Gespräch mit Dario Cologna fand am Rande des «Match of Friendship by Hublot at Baselworld» in Basel statt. 


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