Fehlplanung Cologna im Dauerstress: «Auf die Feier war ich nicht vorbereitet»

SDA

16.2.2018 - 17:33

Erstmals ertönt die Schweizer Hymne auf der Medals Plaza – für Dario Cologna. Cologna stellt alle in den Schatten. Aber auch die Medaillen von Wendy Holdener und Beat Feuz wurden im Schweizer Haus gefeiert.

Cologna, Feuz und Holdener trafen sich erstmals im Wartesaal vor der Medaillenzeremonie. Sie gratulierten sich. Und Cologna und Feuz fanden sofort heraus, dass beide den Abend anders geplant hatten.

Dario Cologna war davon ausgegangen, dass seine Siegerehrung erst am Freitag über die Bühne geht. Cologna: «Im Ziel wartete ich bis auf die letzten Läufer, sogar auf den Mann aus Tonga. Ich wollte allen gratulieren. Aber danach hatte ich Dauerstress. Mir blieben keine ruhigen fünf Minuten mehr. Kleider mussten gebracht werden, weil ich für die Feier nicht vorbereitet gewesen war.» Cologna schaffte es in den ersten sechs Stunden nach dem Zieleinlauf nicht einmal, das Gratulations-SMS von Sportminister Guy Parmelin zu lesen.

Feuz' Stress mit dem Rückflug

Auch Beat Feuz kam in Stress. Auch er hatte nicht mit einer Siegerehrung gerechnet, «schliesslich zählte ich im Super-G nicht zu den Favoriten und niemand erwartete von mir eine Medaille.» Das Problem von Feuz: Die Speed-Skifahrer fliegen am frühen Samstagmorgen in die Schweiz zurück. «Ich wusste nicht, wie mein Gepäck jetzt an den Flughafen kommt. Und wo schlafe ich? Denn unsere Unterkunft war bereits geräumt und für mich ein Zimmer am Flughafen reserviert.»

Alle Probleme wurden gelöst. Cologna bekam seinen Anzug. Feuz musste nach der Medaillenfeier nicht mehr drei Stunden lang nach Seoul reisen. Und er wird dennoch am Samstag den Abflug nicht verpassen. Entsprechend gelöst waren die Schweizer Helden bei der Siegesfeier im Schweizer Haus. Dort hatte der Halfpipe-Boarder Pat Burgener am frühen Abend den Fans schon mit Rock eingeheizt. Yongpyong wurde für eine Nacht zur Party-Meile – mit Dario Cologna als grossem Held.

«Je älter je schwieriger»

Er sei «den Zweifeln davon gelaufen», so Cologna. Er verleugnete nicht, dass das Ergebnis des Skiathlon vom Sonntag ihn verunsichert hatte. Vor dem Rennen habe er sich weder besonders gut noch besonders nervös gefühlt. «Dass mein Rennplan dann derart gut aufging, freute mich extrem. Ich stieg mit schönem Vorsprung in die zweite Runde und hatte das Gefühl, dass ich noch aufdrehen kann.»

So emotional wie im Ziel gab sich Cologna beim Feiern nicht mehr. Selten hatte der Engadiner so viele Gefühle gezeigt wie nach seiner vierten Olympia-Goldmedaille. «Aber wenn du deine Familie triffst und deine Freundin, und alle haben (Freuden-)Tränen in den Augen, da übermannten mich die Gefühle.»

Cologna wusste nicht, dass vor ihm niemand in der gleichen Disziplin bei Olympia dreimal hintereinander Gold gewonnen hatte. Er wusste hingegen, dass er mit dem vierten Gold zu Simon Ammann aufschloss. Cologna: «Ich habe immer gesagt: 'Es ist nicht mein Ziel, Ammann einzuholen. Ich will einfach eine Goldmedaille.' Das gilt weiterhin: Ich will nicht Ammann hinter mir lassen. Ich will aber nach Möglichkeit eine weitere Goldmedaille. Und vielleicht holt ja Simi im Skispringen auch noch eine.»

Die nächste Chance zu Gold bietet sich Cologna im 50-km-Langlauf. «Aber ich merke: Je älter ich werde, desto schwieriger wird es, Gold zu gewinnen.»

Feuz: «Mein Gold folgt im Juni – wenn ich Vater werde»

Beat Feuz lief im Schweizer Haus mit zwei Medaillen herum. Und die äusserst schweren Edelmetalle tönten beim Aufeinanderprallen fast wie die Kuhglocken, die die Fans draussen schwenkten. Feuz gab sich rundum zufrieden. Dem verpassten Gold trauerte er nicht hinterher: «Es sieht schon nochmals anders aus, wenn man gleich zwei Medaillen am Hals trägt. In Pyeongchang habe ich Bronze und Silber gewonnen. Gold folgt für mich im Juni – wenn ich erstmals Vater werde.»

Durchgezecht wurde nicht. Cologna verabschiedete sich nach dem feinen Medaillen-Schmaus noch vor Mitternacht. Schliesslich folgt schon am Sonntag die Staffel und danach noch das 50-km-Rennen. Feuz wollte vor dem Rückflug in die Schweiz auch noch ein paar Stunden schlafen. Und auch Wendy Holdener war nicht unglücklich darüber, dass die Feierlichkeiten vorzeitig zu Ende gingen, denn «die letzten Tage mit all den Verschiebungen haben Substanz gekostet».

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