Pandemie Die Curler leben von der Hand in den Mund

SDA

27.8.2020 - 04:04

Alina Pätz möchte sich auf den Eisrinks austoben.
Alina Pätz möchte sich auf den Eisrinks austoben.
Source: Keystone

Die Schweizer Curlingteams der Weltelite steigen in eine Saison mit Fragezeichen und Unsicherheiten. Nicht einmal mittelfristige Planungen sind möglich.

Von Freitag bis Sonntag dieser Woche findet in Baden AG das Baden Masters statt, ein traditionelles Männerturnier im Rahmen der World Curling Tour. Wie in früheren Jahren war auch für heuer die gesamte europäische Elite angemeldet, so die Titelhamsterer aus Schweden um Skip Niklas Edin, die besten schottischen Teams der Skips Bruce Mouat und Ross Paterson sowie die früheren Weltmeister aus Norwegen um Skip Thomas Ulsrud. Aber sie alle kommen nicht in die Schweiz. Auf der Teilnehmerliste sind an ausländischen Teams nur Formationen aus Italien, Dänemark und der Niederlande übriggeblieben, den Rest des Feldes machen Schweizer Teams aus.

Ein- und Ausreiseverbote und weitere Restriktionen infolge der Coronavirus-Pandemie erschweren oder verunmöglichen den gewohnten Betrieb der Olympiasportart Curling allenthalben.

Am stärksten betroffen ist Kanada

In der mit Abstand grössten Curlingnation Kanada finden üblicherweise von September bis Februar die grössten, am besten besetzten und am höchsten dotierten Turniere der Welttour statt. Praktisch alle solchen Anlässe sind für die neue Saison seit längerem abgesagt. Warum sagt man die Turniere ab, wenn gleichzeitig in den USA und ebenfalls in Kanada die Meisterschaften der NHL, der NBA und anderer professioneller Mannschaftssportarten durchgeführt werden?

Die Antwort liegt im Curling selbst. Es ist mit seinen Infrastrukturen und Möglichkeiten nicht so hoch entwickelt, dass es Wochenende für Wochenende an verschiedenen Orten und mit ausländischen Teams die gesundheitlichen Sicherheitsmassnahmen gewährleisten und umsetzen könnte. Gerade für Kanada selbst, wo Curling eine hohe Bedeutung hat, ist der nahezu komplette Ausfall der Turniere ein schwerer Verlust.

Alle starken Schweizer Teams – Genf (Peter De Cruz), Bern Zähringer (Yannick Schwaller), Aarau (Silvana Tirinzoni) und Oberwallis (Elena Stern) gehören alle den jeweiligen den Top 10 der Weltrangliste an – hätten viele Wochen im Herbst in Übersee verbracht, dort trainiert und die grossen Turniere bestritten. An den Turnieren in Kanada hätten sie auch die meisten Punkte für das internationale Ranking einfahren können. Jetzt müssen sie die Saison anders planen, als sie es sich wünschten.

Auch die EM steht auf der Kippe

Auch auf die europäische Saison wird sich die Pandemie auswirken, nicht nur auf das Baden Masters. Gesichert ist noch nicht einmal die Durchführung der Europameisterschaften von Ende November in der norwegischen Olympiastadt Lillehammer. Der zuständige Weltverband WCF will in den nächsten Tagen oder Wochen entscheiden. Sollten die EM abgesagt werden, hätte dies beträchtliche Auswirkungen auf das gesamte Qualifikationsprozedere im Hinblick auf die Olympischen Spiele 2022 in Peking.

Die Schweizer Spitzenteams machen aus der misslichen Situation das Beste. Sie trainieren und warten auf sinnvolle Wettkampfmöglichkeiten. Alina Pätz, zweifache Weltmeisterin und Nummer 4 in Tirinzonis Aarauer Team, sagt: «Wir richten unsere Planung immer nur auf zwei Wochen aus.»

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