Biathlon Durchzogene Schweizer WM-Bilanz

SDA

23.2.2020 - 18:39

«Durchzogen», nennt der Swiss-Ski-Biathlonchef Markus Segessenmann die Schweizer WM-Bilanz nüchtern. Man müsse nun analysieren, was es zu verbessern gebe.

22 Länder haben bei 51 Biathlon-Weltmeisterschaften mindestens eine Medaille gewonnen – die Schweiz gehört nicht dazu. Das bleibt auch nach den stimmungsvollen Wettkämpfen in Antholz so. Die Hoffnung auf das erste Edelmetall war wohl noch nie so gross wie in diesem Jahr, nachdem Lena Häcki und die Frauenstaffel im Weltcup insgesamt viermal aufs Podest gelaufen waren.

«Das schleckt keine Geiss weg, die Frauenstaffel wollte eine Medaille», spricht Markus Segessenmann gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA Klartext. Waren die Erwartungen im Vorfeld vielleicht zu hoch? «Zu hoch nicht», meint der Schweizer Biathlonchef. «Es war eine neue Situation. Aber damit müssen alle klar kommen, Athleten wie Betreuer.»

Unbekümmertheit half mehr als Erfahrung

Es ist vielleicht kein Zufall, dass mit Elisa und vor allem Aita Gasparin die beiden Frauen ihr Potenzial am besten abrufen konnten, die im Vorfeld am wenigsten im Fokus standen. Und mit der 35-jährigen Pionierin Selina Gasparin war es ausgerechnet die Erfahrenste, bei der die Hand im Schiessstand am stärksten zitterte.

«Sie hat mit ihrer Familie auch neben dem Sport eine hohe Belastung, vielleicht spielte das eine Rolle», gibt Segessenmann zur zweifachen Mutter zu bedenken, die 2014 bei den Olympischen Spielen in Sotschi die bisher einzige Schweizer Biathlon-Medaille bei den Erwachsenen holte. «Sie hat eigentlich genug Erfahrung, aber vielleicht erhöhte auch das Gefühl, es könnte vielleicht ihre letzte Chance sein, den Druck.»

Die Suche nach neuem Cheftrainer läuft

Klar ist: «Wir müssen die WM gründlich analysieren und Lehren daraus ziehen.» Für Segessenmann gab es aber auch Lichtblicke. Das waren vor allem die beiden Top-Ten-Plätze von Aita Gasparin sowie die 5. Ränge in der Single-Mixed-Staffel und von Benjamin Weger im Einzelwettkampf.

Weger konnte in diesen beiden Rennen andeuten, zu was er fähig wäre. «Nach dem völlig missratenen Start ging er fast mit einer Art 'Läck-mir'-Einstellung in den Einzelwettkampf. Als er dann zu Beginn traf, klappte es plötzlich auch in der Loipe wieder.» Tatsache ist aber, dass das Schweizer Männerteam in diesem Winter einen Rückschritt machte, die Trennung von Cheftrainer Jörn Wollschläger ist ein logischer Schritt.

Ein Nachfolger ist gemäss Segessenmann noch nicht bestimmt. «Er muss deutsch sprechen und soll neue Trainingsreize setzen», verrät er lediglich. «Ich bin überzeugt, dass wir eine Lösung finden, die gut funktioniert.» Die Zukunft im Schweizer Biathlonsport sieht angesichts der jüngsten Erfolge im Nachwuchsbereich jedenfalls vielversprechend aus.

Zurück zur StartseiteZurück zum Sport