Ski-WM Ein Blick zur Schweizer Konkurrenz in Cortina

jos, sda

17.2.2021 - 18:30

Mit acht Medaillen gehören die Schweizer an der WM in Cortina bislang zu den Gewinnern. Der Blick über die Landesgrenzen liefert Geschichten von Glückspilzen und Gebeutelten.

Der Team-Wettkampf am Mittwoch war das 9. von 13 Rennen an den Titelkämpfen in den Dolomiten und das erst dritte ohne Schweizer auf dem Podest. Wie sieht es bei den anderen Nationen aus? Wer sind bislang die Gewinner und Verlierer? Und was steckt hinter den nackten Zahlen? Nachfolgend ein paar Antworten.

Die Überperformer

Vor allem die Deutschen gehören zu denjenigen, die die Erwartungen übertreffen. Mit drei Silbermedaillen in den Speedrennen und Bronze im Team-Wettkampf steckt das DSV-Team die Rücktritte der langjährigen Leader Felix Neureuther und Viktoria Rebensburg erstaunlich gut weg.

«Deutscher WM-Wahnsinn» titelte die deutsche Presseagentur dpa nach der ersten Woche und hielt fest: «Es ist der beste deutsche WM-Start seit mehr als 40 Jahren.» Ein Trio hatte in den Speedrennen verblüfft; Romed Baumann im Super-G, Kira Weidle und Andreas Sander in der Abfahrt.

Der mit einer Deutschen verheiratete Österreicher Baumann klassierte sich zum ersten Mal seit seinem Nationenwechsel unter den ersten drei. Sander ist im Weltcup 24 Mal in die Top 10, aber noch nie auf das Podest gefahren. Die Silbermedaille in der Frauen-Abfahrt umschrieb die dpa als «Weidles Wunder». 2018/19 war die 24-Jährige im Weltcup zweimal Dritte, weitere Podestplätze kamen danach bis zur WM nicht dazu.

Erst in den fragwürdigen Parallelrennen, in denen Alexander Schmid Bronze durch einen Sturz gegen Loïc Meillard auf dem viel schnelleren roten Kurs entglitt, schlugen die Deutschen nicht zu, als sich eine Tür auftat. Im Team-Wettkampf waren sie wieder zur Stelle, als die Schweiz nicht in Bestbesetzung antrat.

Die Gebeutelten

Ausgerechnet die Gastgeber gehörten bislang zu oft zu den Geschlagenen. Dominik Paris konnte seine Favoritenrolle in den Speedrennen nicht zu einer Medaille nutzen. Bei den Frauen, die das Ende der letzten Saison nach dem Rückzug von Mikaela Shiffrin regelrecht dominierten, fiel das verletzungsbedingte Aus von Sofia Goggia ins Gewicht.

Die gesunden Fahrerinnen blieben ebenfalls unter den Erwartungen, allen voran Federica Brignone. Die Gesamtweltcupsiegerin der letzten Saison musste sich beim Auftakt im Super-G mit Platz 10 abfinden, schied in der Kombination aus und fluchte nach Platz 6 im Parallelrennen nicht zu Unrecht über «das unfairste Rennen meines Lebens».

Am achten Tag sicherte Marta Bassino der Gastgeber-Nation im Parallelrennen die erste Medaille. Dazu mehr in der nächsten Rubrik.

Die Glücklichen

Die Österreicher könnten auch bei den Überperformern aufgeführt sein, weil sie stets zuoberst auf das Podest stiegen, wenn sie es unter die ersten drei schafften. Mit viermal Gold führen sie den Medaillenspiegel klar an, obwohl die Schweiz doppelt so oft auf dem Podest vertreten war. Sie sind hier in dieser Rubrik gelistet, weil bei den Erfolgen das Hundertstel-Glück auf ihrer Seite war.

Im Super-G siegte Vincent Kriechmayr sieben Hundertstel vor Baumann, in der Abfahrt hatte er mit dem kleinstmöglichen Vorsprung von 0,01 Sekunden die Nase vorne vor Sander. In der Kombination gaben vier Hundertstel den Ausschlag zugunsten von Marco Schwarz gegenüber Alexis Pinturault.

Von Katharina Liensberger wurde das Hundertstel-Glück im Parallelrennen noch getoppt: Die Slalomspezialistin sorgte zusammen mit Marta Bassino für den ersten Ex-aequo-Sieg bei den Frauen an Weltmeisterschaften. Bei den Männern hatten sich Lasse Kjus und Hermann Maier 1999 als bislang Einzige Gold geteilt.

Im italienischen Team ist Bassino eine der Wenigen mit einem Strahlen im Gesicht. Die Führende im Riesenslalom-Weltcup war die grosse Profiteurin im umstrittenen Parallelrennen. Um eine Hundertstelsekunde überstand sie die Qualifikation, zeitgleich war sie im Halbfinal im Duell gegen Tessa Worley (und weiter dank der besseren Zeit im zweiten Lauf) sowie im Final gegen Liensberger.

Die schlechte Platzierung in der Qualifikation entpuppte sich zudem als grosser Glücksfall. Bassino hatte dadurch in den Duellen stets den Vorteil, dass sie zuerst auf dem langsameren blauen Kurs starten konnte. Der Rückstand, den sie nach dem Seitenwechsel wettzumachen hatte, war wegen des festgeschriebenen Maximalwerts nie grösser als eine halbe Sekunde.

Die Herausragenden

Die Schweizerinnen Lara Gut-Behrami und Corinne Suter ausgeklammert, sticht Vincent Kreichmayr heraus. Der Österreicher holte Gold sowohl im Super-G als auch in der Abfahrt. Das Speed-Double hatten zuvor einzig Hermann Maier 1999 in Vail und Bode Miller 2005 in Bormio geschafft.

Mikaela Shiffrin und Alexis Pinturault befinden sich derweil auf gutem Kurs, am Ende in dieser Sparte ebenfalls Erwähnung zu finden. Die Allrounder, die in den technischen Disziplinen noch sehr gute Chancen haben, holten bereits Medaillen in Super-G und Kombination. Shiffrin hält bei einer goldenen und einer bronzenen, Pinturault bei einmal Silber und einmal Bronze.

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jos, sda