Mit Bestwerten in den Halbfinals der Laax Open landeten Moritz Boll und Valentino Guseli mitten in der Snowboard-Elite. Die beiden verbindet ein aussergewöhnlicher Werdegang.
Moritz Boll verrät sich, sobald er spricht. So sehr man ihm, dem Snowboard-Virtuosen, im Schnee den Bergler abkauft, seine Sprache deutet auf Anderes hin. Der 20-jährige Freestyler spricht mit rheinländischem Akzent, der nicht wirklich zu seiner Heimat Davos passt. Dass der Freestyle-Snowboarder an den Laax Open mit dem höchsten Wert der Slopestyle-Halbfinals auf sich aufmerksam machte, ist das Ergebnis harter Arbeit der letzten Monate und einer schicksalhaften Fügung seiner Kindheit.
Bei normalem Umständen hätten sich Boll und der Wintersport kaum in einem Umfang angenähert, aus dem ein Profi-Snowboarder erwachsen kann. In der Pfalz, wo der höchste Berg etwas mehr als 800 Meter aus dem Boden ragt, werden Kinder zu Fussballern, Leichtathleten oder Autorennfahrern, zu Freestyle-Snowboardern aber nicht. So war es auch bei Boll, dessen Karriere-Startschuss ein ausserplanmässiger Umzug nach Davos war.
Boll war achtjährig als sich die Eltern aufgrund einer schweren Asthma-Erkrankung der Mutter für den Bündner Wintersport-Ort als neue Heimat entschieden. Erste Versuche auf Skis liessen Boll kalt, also animierte ihn der Vater zum Wechsel auf das Snowboard. Die Liebe zum Wintersport war geweckt, in Laax führte sie ihn als Siebter des Finals zum besten Weltcup-Ergebnis der Karriere.
Grossvater Guseli als Förderer
Noch mehr zu reden, als Bolls Halbfinal-Auftritt, gab derjenige des erst 15 Jahre alten Valentino Guseli. Das australische Riesentalent stellte mit 95,00 Punkten sogar Landsmann und Mehrfach-Weltmeister Scotty James locker in den Schatten. Guseli flog bei seinem ersten Weltcup-Einsatz höher und wagemutiger durch die grösste Halfpipe der Welt, als die routinierte Konkurrenz. Immerhin in der Qualifikation, den Nachtfinal beendete der Youngster im 8. Rang. «In dem Alter machst du einfach, ohne gross nachzudenken, ohne Angst», sagte der Schweizer Cheftrainer Pepe Regazzi.
Guseli verdankt den Exploit zu einem grossen Teil seinen Grosseltern, die ihm im Garten in Eigenregie eine Sprunganlage mit einem Luftkissen zur Landung bauten. «Seine Grossmutter vermisste ihn, weil er die ganze Zeit unterwegs war», erklärte Guselis Grossvater gegenüber «The Feed» die Bauaktion. Durch die Schanze vor dem eigenen Haus hätten sie jetzt mehr Zeit mit ihrem talentierten Enkel, und er die Möglichkeit nach Belieben in einer sicheren Umgebung neue Tricks zu üben. «Ich kann ausprobieren was ich will und die Verletzungsgefahr ist geringer als auf Schnee», sagt Guseli.