Acht Rennen, acht Absagen – die Matterhorn-Abfahrt steht in ihren ersten beiden Jahren unter keinem guten Stern. Ist Zermatt/Cervinia der falsche Ort für den Saisonauftakt der Speed-Cracks?
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Auch nach zwei Jahren und acht Versuchen lässt die Premiere der Matterhorn-Abfahrt auf sich warten.
- Nach den erneuten Absagen entstehen insbesondere um den gewählten Zeitpunkt der Rennen weitere Diskussionen.
- Weil OK-Präsident Franz Julen aber unterstreicht, dass es für das Datum keine Alternative gibt, stellt sich die Frage: Steht die Matterhorn-Abfahrt schon wieder vor dem Aus?
Nach den abgeblasenen Männer-Rennen fallen am vergangenen Wochenende auch beide geplanten Matterhorn-Abfahrten der Frauen dem Wetter zu Opfer. Nach zwei Jahren fällt die Bilanz in Zermatt/Cervinia erschreckend aus, alle acht geplanten Rennen müssen schlussendlich abgesagt werden.
Zuletzt machte der böige Wind den Organisatoren einen dicken Strich durch die Rechnung, was auch mit den weiten Sprüngen der Matterhorn-Abfahrt zusammenhängt. «Du hast da eine gewisse Höhe und sie gehen vor allem relativ weit, 40 bis 45 Meter», macht ORF-Expertin Alexandra Meissnitzer auf die nicht gewährleistete Sicherheit aufmerksam.
Die erneuten Absagen stossen bei den Fahrerinnen folglich auf Verständnis. Allerdings meint etwa Sophia Goggia nach der Geduldsprobe vielsagend: «Diese Strecke heisst Ventina, was auf Italienisch kleiner Wind bedeutet. Ich denke, dafür gibt es einen Grund.»
Nicht der stabilste Monat
Insbesondere der gewählte Zeitpunkt für die Rennen gibt Anlass zu Diskussionen. «Es ist natürlich sehr schwer, im November auf einem Gletscher Ski zu fahren», gibt auch Abfahrts-Überfliegerin Goggia zu bedenken. Und ORF-Expertin Meissnitzer macht klar: «Es überrascht die wenigsten. Ich war schon gefühlte 100 Mal in Zermatt auf dem Gletscher trainieren in früheren Jahren. Man muss kein Ski-Experte sein, um zu wissen, dass auf dieser Höhe der November nicht der stabilste Monat ist.»
Man habe diesmal zwar offenbar ein ganz schlechtes Jahr erwischt. «Aber man kann es auch nicht schönreden. Man muss schon realistisch genug sein, die beste Idee aller Zeiten ist es nicht», so Meissnitzer. «Ich würde hier sehr gern fahren, ich finde auch die Strecke wunderschön – nur vielleicht zu einem anderen Zeitpunkt.»
Spielraum für Diskussionen
Die Deutsche Viktoria Rebensburg sieht ebenfalls Redensbedarf. «Es gibt viel Spielraum für Diskussion. Die Verantwortlichen müssen sich dem stellen, weil es aus dem Athleten-Lager kontroverse Meinungen dazu gibt», sagt die Eurosport-Expertin.
«Wenn man sich den Wettkampfkalender anschaut, macht es am Ende der Saison schon mehr Sinn», fügt Rebensburg an und begründet das mit den eingegrenzten Möglichkeiten, im Herbst auf europäischen Gletschern Speed-Trainings abzuhalten. Deshalb sei eine Vorbereitung in den USA von «sehr hoher Wertigkeit».
OK-Präsident Franz Julen allerdings machte jüngst klar, für das Datum gäbe es keine Alternative. «Für Zermatt-Cervinia sind nur Rennen zwischen dem 1. und 20. November umsetzbar», erklärt Julen. Das sei unter anderem mit der Verfügbarkeit der Hotels und der Kapazitäten der Bergbahnen zu erklären.
«In zwei Jahren kein Rennen – die Antwort ist schon da»
Und so stellt sich die Frage: Steht die Matterhorn-Abfahrt schon vor ihrer Weltcup-Taufe wieder vor dem Aus? «Es ist noch zu früh», sagt FIS-Renndirektor Peter Gerdol auf die Zukunft angesprochen. «Wir werden die nächsten Wochen oder vielleicht Monate zusammensitzen mit den Organisatoren und dann werden wir mal alles auf den Tisch legen.»
Für Goggia zeichnet sich die Entscheidung allerdings ab. «In zwei Jahren kein Rennen – die Antwort ist schon da», antwortet die Italienerin auf die Frage, ob man im kommenden Jahr noch einmal zurückkehren sollte. «Aber wenn wir hier fahren, hoffe ich, dass es ein faires Rennen gibt. Wir werden bereit sein.»