Aus Acht mach Vier Kampf um die Schweizer Olympia-Startplätze im Skicross

sda

25.11.2021 - 04:31

Just auf der Olympia-Strecke lancieren die Skicrosser am Wochenende in China die Saison. Die Schweizer Perspektiven sind verheissungsvoll. Acht Athleten kämpfen um die vier Olympia-Tickets.

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Ralph Pfäffli, der langjährige Nationaltrainer der Schweizer Skicrosser, nennt es «ein Luxusproblem». Und ja, jeder Trainer würde wohl zu gerne mit dem 54-jährigen Berner tauschen: Pfäffli hat im Schweizer Selektionsprozess für die Olympischen Spiele in Peking im Februar die Qual der Wahl. Acht Männer wollen sich in den acht Rennen bis zum Stichtag am 16. Januar für eine Teilnahme an den Winterspielen weiter aufdrängen. Gesetzt ist keiner, nur vier dürfen.

Mit Jonas Lenherr fehlt beim Olympia-Testlauf in Secret Garden einer von Pfäfflis Topcracks, die sich in den anderen Nationen kaum Gedanken über ein Aufgebot machen müssten. Der 32-jährige St. Galler, der sich Anfang Oktober im Training in Saas-Fee das Kreuzband im linken Knie angerissen hat, belegte in der letzten Saison den 2. Rang im Gesamtweltcup. Zweimal fuhr er auf das Podest.

Lenherr muss abwägen

Damit hat Lenherr die Anforderungen für die A-Limite schon fast erfüllt. Eine Top-16-Klassierung in einem der acht Rennen bis zum Stichtag am 16. Januar muss er noch liefern – Formsache für den achtfachen Podestfahrer, Verletzung und offener Zeitpunkt des Comebacks hin oder her. In der letzten Saison klassierte er sich nur einmal ausserhalb der ersten 16. Möglicherweise schon in Arosa, vielleicht aber auch erst später, wird er wieder ins Geschehen eingreifen.

Lenherr muss indes abwägen. Einerseits will er so schnell wie möglich wieder im Weltcup antreten, um sich im internen Konkurrenzkampf zu behaupten. Andererseits heisst es von medizinischer Seite: je länger die Schonzeit, desto besser die Heilung. «Dass er sehr viel drauf hat, ist eindeutig», sagt Pfäffli. Doch gleichbedeutend mit einer Olympia-Teilnahme ist die A-Limite aufgrund der grossen internen Konkurrenz und der nur vier verfügbaren Startplätze nicht.

Positive Signale von Fiva

Gleiches gilt für Alex Fiva. Der 35-jährige Routinier, den Pfäffli als «Motor der Mannschaft» preist und dessen Rolle der Coach mit jener eines Spielertrainers vergleicht, hat die Vorgabe von Swiss Olympic dank dem WM-Titel 2021 über einen anderen Weg bereits ganz erfüllt. Vorausgesetzt Fiva bleibt gesund, müsste es mit dem Teufel zugehen, sollte er den Cut nicht schaffen. Der Bündner hat seine Rückenprobleme im Griff und sendet vor dem Test-Event in China positive Signale: «Ich hatte einen sehr guten Sommer und Herbst und in der Vorbereitung so viel Spass wie noch nie.»

Nach WM-Gold in der letzten Saison will der zwölffache Weltcupsieger und Gewinner des Gesamtweltcups von 2013 seine Laufbahn mit einer Olympiamedaille krönen. «Peking steht im Fokus, klar. Der WM-Titel macht mich zuversichtlich», sagt er.

Im Schweizer Lager schielen indes sechs weitere Athleten auf eines der vier Olympia-Tickets. Eine klare Hierarchie kristallisierte sich laut Teamleader Fiva in der Saisonvorbereitung nicht heraus. Hinter Fiva und Lenherr befinden sich Ryan Regez, Joos Berry, Marc Bischofberger, Tobias Baur, Armin Niederer und Luca Lubasch im internen Wettbewerb – wobei Bischofberger nebst seinen vier Weltcupsiegen auch die Silbermedaille von Pyeongchang in die Waagschale werfen kann, und Regez nach einem Handbruch noch nicht wieder bei 100 Prozent seines Leistungsvermögens ist.

Smith und das fehlende Olympiagold

Das Schweizer Frauen sind an der Spitze nach wie vor bedeutend schmaler aufgestellt als die Männer. In der Person von Fanny Smith verfügen sie aber über die erfolgreichste Athletin.

Zum dritten Mal gewann Fanny Smith im letzten Winter den Gesamtweltcup, dazu reicherte sie ihr Palmarès mit den Weltcupsiegen 24 bis 29 sowie einer fünften WM-Medaille an. Einzig Olympiagold fehlt noch im Pokalschrank der 29-jährigen Waadtländerin.

Zwar hat das Coronavirus Smith im Frühling konditionell etwas zurückgeworfen und setzten ihr die vielen medialen Verpflichtungen im Sommer etwas zu. Beunruhigend findet Nationaltrainer Ralph Pfäffli die ausgemachte Müdigkeit aber nicht: «Bei ihr mache ich mir überhaupt keine Sorgen. Wenn die Rennen kommen, ist sie normalerweise da.»

Bei Talina Gantenbein löste der erste von zwei Podestplätzen in der letzten Saison den Knoten, der ihr fast schon den Stempel des ewigen Talents eingebracht hatte. An Sanna Lüdi, die letztmals 2014 gewonnen hat, zog die 23-jährige Bündnerin damit vorbei.

Allerdings machten sich nun Rückenschmerzen bemerkbar, während Lüdi ihre anhaltenden körperlichen Probleme endlich wieder besser in den Griff bekommen hat. «Sanna will es noch einmal wissen. Wenn sie ins Rollen kommt, ist alles möglich», sagt Pfäffli. Dass die 35-Jährige technisch zu den Besten gehöre, sei hinlänglich bekannt.