Ski-WM in Are Lara Gut-Behrami: «Mein Leben gehört mir selbst»

Patrick Lämmle

9.2.2019

Lara-Gut Behrami: «Es ist nicht so, dass ich an der WM meine letzten Rennen fahre.»
Lara-Gut Behrami: «Es ist nicht so, dass ich an der WM meine letzten Rennen fahre.»
Bild: Keystone

Die Schweizer Skifahrerin Lara Gut-Behrami hat mit «Bluewin» über ihre Liebe zum Skisport – und die Liebe zu Fussballer Valon Behrami – gesprochen. Sie stellt auch klar, wo die Berichterstattung über ihre Person enden sollte.

Eines wird schnell klar: Lara Gut-Behrami liebt ihren Skisport noch immer wie am ersten Tag. «Ich liebe das Skifahren einfach!» Auf dem Schnee habe sie sich schon immer frei gefühlt, sagt die Gesamtweltcupsiegerin der Saison 2015/16. Und sie liebe es, wenn sie jeden Tag einen Schritt vorwärts machen könne. Natürlich gebe es immer mal wieder Tage, wo überhaupt nichts funktioniere, beschreibt sie. Aber das sei kein Drama: «Heute geht’s nicht, Morgen geht’s wieder», so Behrami-Gut. Die Leidenschaft sei immer noch gross. «Mittlerweile ist mir bewusst, dass ich nicht Skifahren muss. Ich fahre Ski, weil ich es liebe.»

«Es ist nicht so, dass ich an der WM meine letzten Rennen fahre, ich habe noch Jahre vor mir und ich möchte immer besser werden.»

Lara Gut-Behrami

In Are nimmt Behrami-Gut bereits zum sechsten Mal an einer Weltmeisterschaft teil, fünf Medaillen hat sie in früheren Jahren bereits gewonnen. Natürlich sei es anders als beim ersten Mal. «Vor zehn Jahren war ich noch jung und frisch und ich wusste nicht, was auf mich zukommt. Ich habe nur versucht, so schnell wie möglich Ski zu fahren. Mittlerweile bin ich viel erfahrener und es ist mir bewusster, dass ich entschieden habe, das zu machen.» Auch deshalb wirkt sie heute wohl viel entspannter als früher – vor allem dann, wenn es einmal nicht so läuft wie erhofft.

Den Ehrgeiz hat die 27-Jährige deswegen nicht verloren, aber sie denkt nicht nur im Moment. Wenn etwas nicht hundertprozentig passe, könne das dennoch ein Schritt für Morgen und Übermorgen sein. «Es ist nicht so, dass ich an der WM meine letzten Rennen fahre, ich habe noch Jahre vor mir und ich möchte immer besser werden.» Und sie verspüre immer noch den gleichen Reiz, wie vor zehn Jahren.

Gut-Behrami: «Ich merke, dass es aufwärts geht»

Ohne Medaille aus Are abzureisen, wäre kein Lustkiller. «Es ist nicht selbstverständlich, eine Medaille zu gewinnen.» Es müsse alles zusammenpassen, «dass man im richtigen Moment, am richtigen Tag», zur Bestform auflaufe und alles «raushaue», was in einem stecke. «Jeder Athlet weiss jeden Tag, was er noch besser machen könnte und es ist eine Herausforderung, dass wir das umsetzen.»

Sie habe schon Phasen in ihrer Karriere gehabt, in denen ihr das leichter gefallen sei. Vor ihrer Verletzung – Gut-Behrami riss sich beim Einfahren zur WM-Kombination in St. Moritz Anfang 2017 das Kreuzband – sei sie zeitweise wie auf Schienen gefahren, «es war viel leichter für mich, immer meine Grenze zu finden und immer so Ski zu fahren, wie ich das kann.» In dieser Saison brauche es ein bisschen mehr, aber das gehöre leider auch dazu.

«Ich merke, dass es aufwärts geht. Und es braucht so wenig.»

Lara Gut-Behrami hofft auf einen guten Auftritt in der WM-Abfahrt.

In Are fuhr Behrami-Gut im Super-G, ihrer besten Disziplin in diesem Winter, auf Platz neun. In der Abfahrt am kommenden Sonntag (ab 12:30 Uhr live im Ticker) gehört sie aufgrund der Resultate nicht zum (engeren) Favoritenkreis. Sie traut sich dennoch etwas zu: «In Garmisch habe ich mich, obwohl das das Resultat nicht gezeigt hat (Platz 12, Anm. d. Red.), schon deutlich besser gefühlt. «Ich merke, dass es aufwärts geht. Und es braucht so wenig.»

Wenn man im Ziel eine Sekunde Rückstand habe, dann sehe das für die Zuschauer wie eine Ewigkeit aus und es fühle sich auch so an. «Aber zwischen einer Fahrt und der nächsten können wir eine oder zwei Sekunden aufholen.» Aber dann müsse alles zusammenpassen. «Vielleicht etwas feiner fahren oder sich trauen, in der Kurve in der Hocke zu bleiben, eine engere Linie wählen, genau die Wellen treffen … Und dann bist du statt Fünfzehnte eben Erste.»

Die Liebe zu Valon Behrami

«Ja, mein Valon, da habe ich privat die Freude gefunden.» Aber auch wenn sie beide Athleten seien, die in der Öffentlichkeit stehen, wünscht sie sich, dass nur die Leistungen kritisiert, respektive analysiert werden. «Mein Leben gehört mir selbst.» Es gebe gewisse Grenzen, die nicht überschritten werden sollten. So will sie beispielsweise nicht darüber sprechen, ob es einen Kinderwunsch gibt. «Bei den Entscheidungen fürs Leben darf eigentlich keiner mitreden. Es ist mein Leben und ich mache, was ich spüre und mein Herz sagt.»

Wir wollten auch wissen, ob Valon Behrami sie vor seinem Nati-Rücktritt nach der WM um Rat gefragt habe. Konkret geht sie darauf nicht ein, meint aber: «Er ist verantwortlich für seine Karriere und ich für meine. Aber wir sind beide Athleten und können uns gegenseitig inspirieren und motivieren. Aber die Entscheidungen im Fussball liegen bei ihm und die Entscheidungen im Skifahren, die liegen bei mir.»

Wann ist eigentlich Behrami-Gut nervöser: Wenn sie ihrem Mann beim Fussballspielen zuschaut oder wenn sie im Starthaus steht? «Ja also die Nervosität ist eine andere, wenn er auf dem Feld steht. Es dauert auch viel länger, wenn er spielt (lacht). Ja, es ist anders, aber ich glaube ich bin schon nervöser, wenn er spielt.»


Lara Gut-Behrami hat «Bluewin» mehrere Fragen per Audio-Message beantwortet.

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