Der olympische Super-G der Männer scheint eine völlig offene Angelegenheit. Mehrere Fahrer dürfen sich Chancen auf Gold ausrechnen.
Super-G ist die alpine Disziplin mit den grössten Unwägbarkeiten. Das Mittelding aus Abfahrt und Riesenslalom erfordert nicht nur fahrerisches Talent. Ebenso entscheidend ist die Fähigkeit, die Gegebenheiten der Kurssetzung richtig einzuschätzen. Nur wer das Wechselspiel zwischen taktischer und aggressiver Fahrweise beherrscht, kann erfolgreich sein.
Die Aufgabe ist umso schwieriger, weil den Athleten keine Trainings zur Verfügung stehen, um sich schrittweise heranzutasten und sich mit den Bedingungen vertraut zu machen.
Vier verschiedene Sieger
Entsprechend gross ist der Kreis der Fahrer, die für den Sieg in Frage kommen. Das Potenzial für Überraschungen ist in keiner Disziplin so gross wie im Super-G. Da haben durchaus auch Aussenseiter ihre Möglichkeiten. Letztes Beispiel dafür war der Sieg von Josef Ferstl in Val Gardena.
Die Ausgeglichenheit zeigte sich auch darin, dass es in den vier bisherigen Weltcup-Super-G des Winters vier verschiedene Sieger gab. Der Norweger Kjetil Jansrud hatte beim Auftakt in Lake Louise dominiert, der Österreicher Vincent Kriechmayr in Beaver Creek und Jansruds Landsmann Aksel Lund Svindal in Kitzbühel.
Jansrud, vor vier Jahren Super-G-Olympiasieger, und Svindal, vor acht Jahren Super-G-Olympiasieger, werden selbstredend auch am Freitag in Jeongseon in den Kampf um die Medaillen eingreifen. Nur zu gern würden sie eine eindrückliche Serie aufrecht erhalten. Es wäre das fünfte Mal in Folge, dass ein Fahrer des Norges Skiforbund in dieser Sparte Olympia-Gold gewinnt.
Kriechmayr ist Mitglied des starken ÖSV-Teams mit Trainer Sepp Brunner. Neben Kriechmayr haben in dieser Saison auch Matthias Mayer, Max Franz und Hannes Reichelt im Super-G Podestplätze vorzuweisen.
Ohne Janka
Weniger rosig scheint die Ausgangslage aus Schweizer Optik. Vom Swiss-Ski-Quartett haben lediglich Beat Feuz und Thomas Tumler die Selektionskriterien erfüllt. Feuz ist in diesem Winter im Super-G zwar weit weniger gut zurecht gekommen als in der Abfahrt. Aber was will das schon heissen in einer Disziplin, in der für viele viel möglich scheint.
Neben Feuz und Tumler werden Mauro Caviezel und Gilles Roulin starten. Der Zürcher, einer der Aufsteiger der Saison, hatte die Teilnahmebedingungen mit Platz 13 in Kitzbühel zur Hälfte erfüllt. Nicht im Aufgebot steht Carlo Janka. Zwei Jahre nach seinem überlegenen Sieg in der Olympia-Hauptprobe reist er ohne Einsätze in den Speed-Disziplinen aus Jeongseon ab. Den Beweis, trotz des Kreuzbandrisses um die Medaillen mitkämpfen zu können, ist er in den drei Abfahrtstrainings schuldig geblieben. Janka hat damit die Vorgabe der Teamleitung nicht erfüllt.
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