Ski alpin Mikaela Shiffrin greift wieder nach den Sternen – auch dank ihrem Schatz Aleksander Kilde

jos, sda

22.10.2021 - 11:00

Mikaela Shiffrin und Aleksander Kilde sind das neue Traumpaar des Ski-Weltcups. Das Liebesglück gibt Shiffrin einen Schub. 2021/22 greift die Amerikanerin auch in den Speed-Disziplinen wieder an.

Keystone-SDA, jos, sda

20 Monate ist es her, als Mikaela Shiffrin durch einen Schicksalsschlag hart aus ihrer Traumwelt des Erfolgs gerissen wurde. Der tragische Tod ihres Vaters Jeff stellte alles auf den Kopf. Mit 24 Jahren brach das stabile Fundament in Shiffrins Leben vom einen auf den anderen Moment weg. Er war «unser Felsen, unser Ozean, unser Sonnenaufgang, unser Herz, unsere Seele, unser Alles», schrieb Shiffrin am 3. Februar letzten Jahres in einer emotionalen Botschaft.

Von jenem Tag an ging es bei Shiffrin über eine längere Zeit nicht mehr um Siege, Medaillen und Rekorde. Die Seriensiegerin zog sich aus dem Weltcup und eine Zeit lang auch aus der Öffentlichkeit zurück. Zehn Monate später kehrte sie mit Trainingsrückstand und Rückenproblemen in den Weltcup zurück, mit wesentlich geringeren Erwartungen und dem Fokus nur noch auf den Technik-Disziplinen.

Nach einer Weile liess Shiffrin auch die Öffentlichkeit an ihrer Trauer teilhaben. Die inzwischen 69-fache Weltcupsiegerin wirkte zerbrechlich und sensibel. Um ihre Dominanz im Weltcup war es geschehen. Zwar erlebte sie bei ihrem 44. Slalom-Sieg Anfang Januar in Flachau eine Art emotionalen Neubeginn. Letztlich musste sie sich aber auch in ihrer vormals dominantesten Disziplin hinten anstellen, hinter der Österreicherin Katharina Liensberger. Drei Saisonsiege entsprachen nicht ihrer üblichen Ausbeute.

Das Strahlen ist zurück

Wiederum zehn Monate später scheint im Leben von Mikaela Shiffrin vor dem Saisonstart in Sölden wieder die Sonne. Dazu trägt die reibungslose Vorbereitung bei, vor allem aber auch Aleksander Kilde. Der norwegische Gesamtweltcupsieger der abgebrochenen Saison 2019/20 und die Gesamtweltcupsiegerin von 2017, 2018 und 2019, die sich seit fast sechs Jahren kennen, fanden zueinander.

Seit Shiffrin und Kilde ihre Liebe im Mai publik gemacht haben, lassen sie ihre Follower in den Social-Media-Kanälen an ihrem Glück teilhaben. Sie posteten Bilder vom gemeinsamen Konditionstraining in Trainingsmontur, von öffentlichen Auftritten in Robe und Anzug, von einem gemeinsamen Tänzchen nach dem Training. Und ja, Mikaela Shiffrin strahlt wieder, vielleicht sogar mehr als je zuvor. «Es ist wunderschön, wenn man einen Menschen an der Seite hat, mit dem man über alles sprechen kann. Und da rede ich nicht nur vom Skifahren», schildert die 26-Jährige.

Ums Skifahren und das Drumherum drehen sich die Gespräche zwischen Shiffrin und Kilde aber schon auch oft. Beide sind überzeugt, dass sie voneinander profitieren. In einem gemeinsamen Interview mit der NZZ sagte Shiffrin vor Kurzem, man könne in vielen Bereichen voneinander lernen, Kildes immense Motivation sei inspirierend: «Manchmal habe ich das Gefühl, wir seien beide ein und dieselbe Person. Es hilft mir, den richtigen Weg zu gehen.»

Sie will wieder alles

Sowohl Shiffrin, deren Mantra schon im Kindesalter war, mehr als die Konkurrenz zu trainieren, als auch Kilde, der im Januar einen Kreuzbandriss erlitt und erst kurzfristig über einen Start in Sölden entscheidet, gehören zu den Fittesten im alpinen Ski-Weltcup. Nun stimmt bei Shiffrin auch das Mentale wieder. Vom Liebesglück beflügelt ist sie wieder bereit zum Angriff.

Will heissen, die Amerikanerin will wieder alles: sich den Status als Nummer 1 im Slalom zurückholen, auch in den Speed-Disziplinen wieder gross punkten, zum vierten Mal den Gesamtweltcup gewinnen. «Die Technik-Disziplinen werden wohl mein ganzes Rennfahrerleben im Fokus stehen. Aber ich liebe Speed», so Shiffrin. Hinzu kommen die Olympischen Spiele im Februar in Peking. Dort plant Shiffrin das maximale Mammutprogramm: «Ich träume davon, in China in allen Rennen an den Start zu gehen.»

Es sind Ziele, die an die Mikaela Shiffrin ihrer besten Tage erinnern. Ihre Trauer ist der Freude und dem Tatendrang gewichen – ein gutes Signal für Shiffrin, ein schlechtes für die weibliche Konkurrenz.