Vom Regen in die Traufe? Nach Pyeongchang ist vor Peking und uns schwant Böses

sda

26.2.2018 - 15:44

Ein Bild, das man am TV nicht allzu oft zu sehen bekam, aber das bei Olympia 2018 dennoch omnipräsent war: Leere Zuschauerränge.
Ein Bild, das man am TV nicht allzu oft zu sehen bekam, aber das bei Olympia 2018 dennoch omnipräsent war: Leere Zuschauerränge.
Bild: Getty Images

Vier Jahre nach Pyeongchang finden die Olympischen Winterspiele 2022 in Peking statt. China ist noch weniger Wintersportnation als Südkorea. In Pyeongchang misslingt die sportliche Hauptprobe.

Als «ein Witz» bezeichnete Ramon Zenhäusern in Pyeongchang die Atmosphäre, unmittelbar nachdem er die Silbermedaille im Slalom gewonnen hatte. Die Südkoreaner zeigten sich für den Skirennsport, eine der grossen Sportarten an Winterspielen, wenig begeisterungsfähig. Dasselbe Szenario droht in vier Jahren, wenn die Spiele in Peking stattfinden. China und Skisport – das passte bisher nicht zusammen.

Umstrittener Farbtupfer: Nordkoreas «Armee der Schönen»
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Bild: Getty Images

An den Sommerspielen ist China spätestens seit 2008, als Peking die Spiele organisierte, eine Macht. Auch für die anstehenden Winterspiele unternimmt das Reich der Mitte grosse Anstrengungen, um im Medaillenspiegel nach vorne zu stossen. Die Spiele in Pyeongchang lassen zumindest Zweifel aufkommen, ob das gelingt. Mit einer Gold-, sechs Silber- und zwei Bronzemedaillen enttäuschten die Chinesen, hinter ihren eigenen Erwartungen blieben sie weit zurück.

Fehlende Tradition

«Die chinesischen Fans sind enttäuscht», hatten Chinas Medien bereits nach der Hälfte der Spiele von Pyeongchang geklagt. Weil die Wettkämpfe zu günstigen TV-Zeiten stattfanden und wegen des chinesischen Neujahrsfestes, verfolgten die Chinesen die Spiele gemäss westlichen Beobachtern gebannt – und wurden bitter enttäuscht.

So nah vor den Winterspielen im eigenen Land spürt die Nation schmerzlich, dass sie eben keine Wintersportmacht ist. «Uns fehlt die Tradition», sagte ein Trainer, der den staatlichen Sportapparat in China von innen kennt und lieber anonym bleiben will. «Das ist in zwei, drei Jahren nicht aufzuholen.»

In den letzten Jahren wurde Skifahren an Grundschulen eingeführt. Rollschuhläufer wurden zu Eiskunstläufern umgeschult, Radfahrer in Skilangläufer, Turner in Snowboarder. In einer Provinz wurden Langstreckenläufer, Sprinter, Hochspringer, Kajakfahrer und Triathleten ausgesucht, um eine Eishockey-Mannschaft zu bilden. Zuerst aber mussten sie Schlittschuhlaufen lernen. Die Massnahmen drohen zu versanden.

Keine Aufbruchstimmung

Bei seinen Sommerspielen 2008 öffnete sich China der Welt. Von der Aufgeschlossenheit ist aktuell immer weniger zu spüren. Vier Jahre vor den Winterspielen in Peking verbreiten Chinas Olympia-Teilnehmer nicht nur aus sportlicher Sicht wenig Aufbruchstimmung. Auch das OK war kaum sichtbar, verkroch sich im (nicht öffentlich zugänglichen) China-Haus.

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Das liege vor allem an der Politik, sagte ein bekannter chinesischer Sportjournalist, der ebenfalls anonym bleiben wollte. «China entwickelt sich wirtschaftlich weiter, aber politisch geht es rückwärts.» Als Fazit bleibt: Wenn Pyeongchang sportlich und organisatorisch der grosse Startschuss für Peking 2022 hätte werden sollen, wirkt es ein bisschen wie ein Fehlstart.

Lange Wege, hohe Kosten

Dabei laufen die Vorbereitungen längst auf Hochtouren. Wie bei den viel gelobten Spielen 2008 scheuen die Organisatoren auch diesmal keine Mühen und Kosten. Elf damals gebaute Sportstätten, darunter das «Vogelnest» genannte Nationalstadion, kommen zwar wieder zum Einsatz. Kurze Wege wird es aber nicht geben.

Viele Wettbewerbe werden in zwei weit ausserhalb der Hauptstadt gelegenen olympischen Zonen stattfinden – mit Kunstschnee versteht sich, weil es dort im Winter kaum schneit. Das alles kostet Milliarden; die vom IOC zumindest gegen Aussen herbei gewünschte Rückkehr zu vernünftigen Spielen ist weit weg.

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