Langlauf Nadine Fähndrich packt ihren Schwachpunkt konsequent an

sda

25.11.2022 - 08:01

Blickt der Saison zuversichtlich entgegen: Nadine Fähndrich.
Blickt der Saison zuversichtlich entgegen: Nadine Fähndrich.
Keystone

Die Weltcupsaison beginnt für Nadine Fähndrich in Kuusamo gleich mit dem Wettkampfformat, in das sie im Sommertraining am meisten investiert hat.

25.11.2022 - 08:01

Im Sprint in klassischer Technik will die Luzernerin heute Freitag in den Final vorstossen.

«Jetzt investiere ich voll in die klassische Technik, weil der olympische Sprint in vier Jahren klassisch gelaufen wird.» Dieser Gedanke schoss Nadine Fähndrich bereits im vergangenen Februar auf der Zielgeraden an den Olympischen Spielen in Peking durch den Kopf. Die Läuferin aus dem Eigenthal hatte mit den Skating-Ski alles richtig gemacht, aber vier andere Läuferinnen waren letztlich schneller.

Die Medaillen im Sprint werden an der WM 2023 in Planica und den Olympischen Spielen 2026 in Italien in ihrer vermeintlich schwächeren Disziplin ausgemacht. Dass die 27-Jährige aber auch im Diagonalschritt starke Leistungen erbringen kann, hat sie schon bewiesen. Nach Peking stiess sie in Drammen und Falun bei den Sprints in klassischer Technik in den Final vor, und immerhin zwei ihrer insgesamt zehn Podestplätze im Weltcup oder an Weltmeisterschaften kamen in dieser Lauftechnik zustande. Viel fehlt also nicht, um auch in der ursprünglichen Langlauf-Technik top zu sein.

«Ich bin im Skating stärker, dafür habe ich klassisch noch mehr Potenzial», schildert Nadine Fähndrich ihre Ausgangslage für die kommenden Jahre. In der klassischen Technik wird meist mehr gestossen als gelaufen. Dies bereitet der Luzernerin keine Sorgen, denn an Schubkraft per Doppelstock-Stoss mangelt es ihr nicht. Aber in den Anstiegen büsst sie an Terrain ein. Den Grund kennt sie. «Meine Lauftechnik ist zu langsam, der Schneekontakt der Ski muss kürzer werden.» Deshalb investiert sie viel Arbeit in den Sprungschritt. «Ich weiss, dass ich dieses Defizit nicht in einem Sommer ausgleichen kann. Aber wenn ich das Manko einmal behoben habe, könnte mir der klassische Sprint aus taktischer Sicht fast besser liegen als Skating.»

Steile Rampe

Das Weltcup-Auftaktrennen am Freitagmorgen am Polarkreis im finnischen Ruka bietet gleich Gelegenheit, um die Fortschritte unter Bewies zu stellen. Beim langen und steilen Schlussanstieg werden die Kräfteverhältnisse schonungslos aufgedeckt, da trennt sich die Spreu vom Weizen. Seit November 2017 geht die Schweizerin bei diesem Rennen an den Start und zeigt mit den Klassierungen 26, 25, 15, 10 und 12 einen Aufwärtstrend, der weiter anhalten soll.

«Ich will in den Final», deklariert die in Basel wohnende Luzernerin ihr Ziel. Dies gelte für jedes Sprint-Rennen in dieser Saison. «Und wenn man im Final ist, dann will man natürlich ums Podest oder im Fall der WM und die Medaillen kämpfen.» Sie werde diesen Winter auch einige Distanzrennen laufen, auch weil dies der Form für den Sprint gute Impulse verleihe. In diesen Rennen, so Nadine Fähndrich, sei eine Klassierung in den Top 15 das Ziel.

Dieses Unterfangen wird durch das Fehlen der Russinnen erleichtert. «Ja, es sind schon ein paar Kolleginnen weg, die vorne reinlaufen», sagt die zweifache Weltcupsiegerin. «Aber ich versuche, mich mit diesem Problem nicht zu stark zu beschäftigen. Erstens kostet das Energie, zweitens kann ich den Entscheid der Sportverbände nicht beeinflussen, und drittens haben sich in den vergangenen Jahren keine persönlichen Kontakte zu den Russinnen ergeben.»

Definitiv die Nummer 1

Nadine Fähndrich war, gemessen an den Leistungen, schon die letzten paar Jahre die Nummer 1 im Schweizer Team. Gleichwohl stand sie im Schatten von Dario Cologna. Nun sind alle Blicke und insbesondere die Hoffnungen auf die Zentralschweizerin gerichtet. «Ich will gute Resultate erzielen – egal, ob ich die Nummer eins bin oder nicht», begnügt sich die Innerschweizerin zunächst mit einer Standard-Antwort, fügt aber an: «Einerseits gewinne ich aus diesem Status Selbstvertrauen, andererseits verspüre ich auch etwas Druck.»

An der WM in Planica hat Nadine Fähndrich das WM-Silber aus Oberstdorf 2021 im Team-Sprint zu verteidigen. Wer nach dem Rücktritt von Laurien van der Graaff ihre Partnerin sein wird, steht noch nicht fest. «Das werden die Resultate zeigen», sagt sie. «Aber wenn alles gut läuft, dann haben wir auch im Team-Sprint die Chance auf ein wirklich gutes Resultat.»

sda