Vincent Kriechmayr Österreicher schwärmt: «Wengen ist mein Lieblingsrennen»

SDA

17.1.2020

Vincent Kriechmayr will zurück aufs Podest – am liebsten in Wengen.
Vincent Kriechmayr will zurück aufs Podest – am liebsten in Wengen.
Bild: Keystone

Vincent Kriechmayr hat im letzten Jahr den Speed-Klassiker am Lauberhorn gewonnen und schnappte den Sieg Beat Feuz weg. Dieses Jahr will es der Österreicher erneut ganz nach vorne schaffen, denn ausgerechnet die Abfahrt im Berner Oberland ist sein Lieblingsrennen.

Zahlreich sind die ÖSV-Abfahrer, die den Lauberhorn-Klassiker gewonnen haben. Zuletzt setzte sich im Vorjahr Vincent Kriechmayr ganz knapp vor Beat Feuz durch. Im Interview erzählt der 28-jährige Oberösterreicher, wie wohl er sich in Wengen fühlt, und spricht über seinen Sieg im Vorjahr, seine Konkurrenten Feuz und Dominik Paris sowie über den Rummel und das viel höhere Preisgeld in Kitzbühel.

Vincent Kriechmayr, was schätzen Sie an Wengen - beispielsweise im Vergleich mit Kitzbühel?

«Das ist schwierig zu beantworten, das wird in Österreich gegen mich verwendet. Aber grundsätzlich ist Wengen mein Lieblingsrennen. Wegen des Flairs, man fährt mit dem Zug rauf. Das Panorama am Start oben, die ganze Strecke. Natürlich ist die Abfahrt in Kitzbühel unglaublich, aber Wengen ist schon etwas ganz Spezielles. Ich bin irrsinnig gerne hier. In Kitzbühel kommen so viele Termine auf uns zu, da herrscht viel mehr Trubel. Das ist schön, weil wir sehen, was für einen Stellenwert unser Sport in Österreich hat. Aber wer mich kennt, der weiss, dass ich es einfach gern ruhig habe. Deshalb geniesse ich es hier.»



Welches Gefühl vom letztjährigen Sieg ist Ihnen noch am besten in Erinnerung?

«Natürlich hat mich das Rennen mitgenommen, bei Aleksander Kilde wurde es noch einmal knapp. Dann war da auch ein schöner Flug mit dem Helikopter. Der Gewinner darf sich immer die Route aussuchen, das war Eiger, Mönch, Jungfrau, ziemlich knapp am Felsen vorbei. Das war eine sehr coole Erfahrung. Aber grundsätzlich ist meine schönste Erinnerung, als ich dann vor der grossen Siegerehrung in meinem Bett gelegen bin, als bei mir ankam, dass ich das Rennen gewonnen habe, die innere Genugtuung zu spüren.»

Was macht das mit einem, wenn man die Lauberhornabfahrt gewinnt?

«Das ist sicher mein grösster Erfolg bisher. Für einen Österreicher ist Wengen nach Kitzbühel vielleicht das wichtigste Rennen. Da steht eine riesige Geschichte dahinter.»


Haben Sie sich Ihre Siegesfahrt von 2019 wieder angeschaut?

«Ja. Gerade auch vor der Anreise hierher. Weil ich wissen wollte, wie die Passagen im letzten Jahr so gegangen sind. Von der Körpersprache her und wo ich den Schwung eingeleitet habe. Natürlich hat man dann ein bisschen Selbstvertrauen, wenn man seine Siegesfahrt noch einmal sieht. Aber es ist heuer ein neues Rennen, ich muss mich aufs Neue beweisen und die Leistungen umsetzen, die ich drauf habe. Und dann schauen wir, ob es reicht. Beat Feuz und Dominik Paris, die in den letzten Jahren die Abfahrten dominierten, sind in einer Superverfassung. Die gilt es erst einmal zu schlagen.»



Sie standen in diesem Winter dreimal auf dem Podest. In Gröden gewannen Sie den Super-G. Trotzdem erwähnten Sie, mit ihrem Saisonverlauf nicht zufrieden zu sein. Orientieren Sie sich nur noch an den ersten drei Plätzen?

«Auf alle Fälle. Vor der Saison habe ich gesagt, dass es unser Ziel ist, um eine Kugel mitzufahren. Vor allem in der Abfahrt musst du, wie es Feuz und Paris vorzeigen, sehr konstant sein, und vor allem sehr konstant auf dem Podest. Das ist uns Österreichern nicht gelungen, deshalb sind wir auch im Abfahrts-Weltcup so weit hinten. Deshalb kann ich nicht zufrieden sein. Obwohl es im Super-G sehr gut gelaufen ist. Das ist natürlich Jammern auf hohem Niveau, aber mein Anspruch war, dass ich mich verbessere. Zufrieden bin ich mit den Top fünf. Und wenn man dann vier von sieben Speedrennen nicht in den Top fünf beendet, ist das nicht zufriedenstellend.»

Wie erklären Sie sich die Dominanz und Konstanz von Feuz und Paris und was kann man sich von Ihnen abschauen?

«Dass sie die Leistung auf den Punkt bringen. Feuz ist im Training auch nicht immer schnell, aber im Rennen ist er einfach da und zeigt seine Leistung und macht keine Fehler. Das ist auch mein Anspruch, dass ich auf höchstem Niveau fehlerfrei runterfahre. Nur so gewinnt man Rennen, denn das Niveau ist sehr hoch. Bei Paris sieht man, dass er hin und wieder einen Ausrutscher hat, aber er ist ständig am Limit, ständig am Pushen. Bei mir fällt mir oft auf, dass ich ein bisschen zurückziehe. Das ist dann der Abstand, der einfach zu gross ist.»



Auch wenn Geld nicht die Motivation ist. Zeigt sich der Stellenwert von Kitzbühel in der 100'000-Euro-Siegprämie, die es anlässlich des 80-Jahr-Jubiläums heuer gibt?

«Ich muss ganz ehrlich sagen, wenn man Kitzbühel gewinnt, ist es das Letzte, an das man denkt, dass man 100'000 Euro gewonnen hat. Die innere Genugtuung, das Rennen gewonnen zu haben, ist so viel grösser als jede Summe, die sie dir bieten können. Sicher, das Geld unterstreicht nochmals den Stellenwert, aber wenn es in Kitzbühel kein Preisgeld gäbe, würde ich genau das Gleiche riskieren. Ich bin nie Skifahrer geworden, um Geld zu verdienen. Sondern genau wegen dieser Emotionen, die man hat, wenn man einmal ein Rennen gewinnt.»

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