Killian Peier darf an der Vierschanzentournee einen Podestplatz anstreben – auch wenn er selber nicht so denkt. Um den Gesamtsieg zeichnet sich ein Duell zwischen Ryoyu Kobayashi und Karl Geiger ab.
In Engelberg verpasste Killian Peier vor Weihnachten als Vierter zweimal das Podest hauchdünn. Doch sein Trainer Ronny Hornschuh ist überzeugt: «Das Podest wird in der nächsten Zeit kommen. Er ist parat.» Es wäre der erste Top-3-Platz eines Schweizers an der Tournee seit Januar 2015, als Simon Ammann in Garmisch-Partenkirchen Zweiter und in Innsbruck Dritter wurde.
Noch nie so stabil
Die Hoffnungen von Swiss-Ski ruhen mittlerweile nicht mehr auf dem vierfachen Olympiasieger, sondern auf Peier. «Ich habe ihn noch nie so stabil springen sehen», schwärmte Hornschuh in Engelberg. Er sei nach seinem Kreuzbandriss nicht nur zurückgekommen, sondern habe sogar noch einen Schritt nach vorne gemacht. Vor drei Jahren war der 26-jährige Waadtländer Gesamt-Zehnter geworden, das beste Schweizer Resultat seit 2014. Anschliessend hatte Peier WM-Bronze gewonnen – auf der Bergisel-Schanze in Innsbruck, auf der am 4. Januar das dritte der vier Springen stattfindet.
Unter Druck setzen lässt sich der seit Langem in Einsiedeln wohnhafte Romand nicht. «Ich stelle nach jedem Wochenende wieder auf null und will die nächste Herausforderung bestmöglich bestehen», lautet sein Motto.
Neben Peier werden mit Gregor Deschwanden und Ammann nur zwei weitere Schweizer am Start sein. Ihr primäres Ziel ist es, in den K.o.-Duellen die Qualifikation für den zweiten Durchgang zu schaffen. Ammann fehlt noch ein Top-20-Platz, um die Qualifikation für seine siebten Olympischen Spiele ins Trockene zu bringen. Sein Bestresultat in diesem Winter ist ein 23. Rang. Der erst 20-jährige Dominik Peter fehlt nach einer am letzten Dienstag im Training in Oberstdorf erlittenen Knieverletzung.
Coronavirus als möglicher Spielverderber
Der Auftakt zur diesjährigen, der 70., Tournee, die im zweiten Jahr in Folge ohne Zuschauer über die Bühne geht, erfolgt am Dienstag mit der Qualifikation in Oberstdorf. Und auch diesmal lauert das Coronavirus als Spielverderber. Im letzten Jahr wurde das polnische Team wegen – im Endeffekt falsch – positiven Tests erst ausgeschlossen, dann doch zugelassen, sodass Kamil Stoch am Ende seinen dritten Gesamtsieg holen konnte. In diesem Jahr verpasste Ryoyu Kobayashi zwei Springen wegen eines positiven Tests, sonst würde der Japaner als Weltcup-Leader nach Deutschland reisen. Der Topfavorit ist er aber auch so.
Das lange Warten der deutschen Adler
Erster Herausforderer des Triumphators von 2019 – mit vier Tagessiegen – ist Karl Geiger. Im letzten Jahr Zweiter, steht der Allgäuer aus Oberstdorf besonders unter Druck. Die Deutschen, mit 16 Erfolgen gemeinsam mit Finnland und Österreich Rekordsieger, lechzen nach einem Tournee-Gewinner. Seit dem «Grand Slam» von Sven Hannawald 2001/2002 landeten die Deutschen zum Ende der vier Springen am 6. Januar sechsmal auf dem 2. Platz, aber nie zuoberst. Deshalb macht sich Geiger Mut: «Ich glaube, dass wir die Tournee mal knacken werden.»
Nach einer einmaligen Serie von sieben Gesamtsiegen zwischen 2009 und 2015 sind seither auch die Österreicher erfolglos. «Als Aussenseiter-Favorit zähle ich mich sicher dazu», meint Stefan Kraft, der Tournee-Sieger von 2015. Die Polen, die mit Stoch und Dawid Kubacki vier der letzten fünf Austragungen gewannen, laufen in diesem Winter hingegen ihrer Form hinterher.
In diesem Jahr lohnt sich ein Sieg besonders, das Preisgeld wurde gleich verfünffacht. Der Gesamtsieger der vier Wettkämpfe in Oberstdorf, Garmisch-Partenkirchen, Innsbruck und Bischofshofen erhält neu 100'000 Franken.