Die Langläufer starten am Freitag im finnischen Kuusamo in eine Saison ohne Titelkämpfe. Der Motivation tut dies keinen Abbruch, zumal das Weltcup-Programm neue attraktive Formate bietet.
«In der vergangenen Saison fehlte der Podestplatz, den will ich wieder», betonte Dario Cologna. Der Team-Leader steigt mit 33 Jahren in seinen bereits 14. Weltcup-Winter. Der vierfache Olympiasieger brennt auf den Vergleich mit der Konkurrenz. Nach einer mässigen Saison arbeitete er im Sommer konsequent an den Defiziten. Dies mit dem Ziel, wieder spritziger und endschneller zu werden. «Letzte Saison fehlte am Schluss der Rennen immer ein bisschen. Ein Podestplatz würde mir zeigen, dass ich auf dem richtigen Weg bin», hielt der Routinier fest.
Der Allrounder drehte im Sommertraining an vielen Schräubchen, denn Stillstand bedeutet in der Regel Rückschritt. So schloss er sich im Krafttraining für spezielle Einheiten der Trainingsgruppe um Micha Eder und den ehemaligen Skirennfahrer Marco Büchel in Balzers an. Auch dem hoch intensiven Aspekt im Ausdauer-Training schenkte er mehr Beachtung. Ein weiterer Höhenblock kam hinzu. Dies mit Blick auf die Spiele 2022 in Peking, wo die Wettkämpfe auf der selben Meereshöhe wie im Engadin stattfinden? «Ich nehme Winter für Winter», antwortete er.
Cologna kam ohne Verletzungssorgen durch den Sommer. Mehr noch: Die Problemzonen Reizhusten und Beschwerden an der Achillessehne wurden erfolgreich bekämpft. Der Disziplinenchef Hippolyt Kempf sprach beim Husten sogar von einem Durchbruch – die aufstossende Magensäure soll am Ursprung des Hustens stehen, diese könne nun durch Säureblocker unterdrückt werden. Cologna klang weniger euphorisch. Ob er den Husten auch auf Weltcup-Niveau im Griff habe, werde sich erst noch zeigen. Bezüglich der Achillessehne sagte er: «Die Schmerzen sind weg. Einfach so.»
Knapp zwei Jahre nach dem vierten Sieg in der Tour de Ski, dem Olympia-Gold in Pyeongchang und den Weltcupsiegen in Lenzerheide, Seefeld um beim Fünfziger in Oslo bieten sich Cologna diesen Winter lukrative Ziele. Die Tour de Ski mit dem Auftakt in Lenzerheide und die neu lancierte Ski Tour in Schweden zählen ebenso dazu wie der Weltcup vor der Haustür in Davos.
Van der Graaff macht weiter
Auch die Sprinterinnen und Sprinter dürfen sich diesen Winter austoben, sie erhalten im März in Nordamerika sogar eine eigene Tour. Dies freut insbesondere Laurien van der Graaff, die im Gegensatz zu Nathalie von Siebenthal ihre Karriere fortsetzt. Ähnlich wie Cologna stieg auch Van der Graaff nach ihren Weltcupsiegen im Olympiajahr mit Vorschusslorbeeren in die WM-Saison 2018/219 – und enttäuschte. Sie hatte nochmals härter trainiert als sonst, der Schuss ging nach hinten los. «Ich war nach der letzten Saison physisch total ausgelaugt, stellte die Langlaufski in die Ecke und war während zwei Monaten einfach nur müde», erzählte sie. Die gebürtige Niederländerin, die mit fünf Jahren mit ihren Eltern nach Davos kam, wusste lange nicht, ob sie ihre Karriere fortsetzen soll. Erst im August bei Rollski-Wettkämpfen stellte sie fest, «dass ich den Kampf Frau gegen Frau immer noch sehr mag.»
Aufstieg bestätigen
Während Cologna und Van der Graaff also eine Scharte auszuwetzen haben, will Nadine Fähndrich ihren Aufstieg bestätigen. Sie lief an der WM in Seefeld über 10 km im klassischen Stil mit Einzelstart auf den tollen 5. Platz, zuvor hatte sie im italienischen Cogne in einem ordentlich, aber nicht top besetzten Feld mit Platz 2 erstmals einen Podestplatz geschafft.
«Die Erwartungen sind hoch. Ich will besser sein als letztes Jahr», sagte die Frau aus Eigenthal. Die 24-jährige Luzernerin hatte im Weltcup über den Sprint Bekanntheit erlangt. Sie selber sieht sich als Allrounderin und hat entsprechend auch viel in ihre schwächeren Disziplinen investiert – beispielsweise lange Distanzen im Skating-Schritt oder im Sprint mit den Klassisch-Latten. Wie vor zwei Jahren plant sie, die Tour de Ski zu Ende zu laufen.