Sandro Viletta hat im Alter von bald 33 Jahren genug. Der durch Verletzungen immer wieder zurückgeworfene Kombinations-Olympiasieger 2014 tritt per sofort zurück.
Zwei Kreuzbandrisse, erlitten Mitte Dezember 2016 im Weltcup-Super-G in Val Gardena und im vergangenen März in der Europacup-Abfahrt in Kvitfjell in Norwegen, stehen am Ende einer ganzen Reihe von Verletzungen, die Viletta viel zu selten erlaubt haben, sein immenses Potenzial entfalten zu können.
Vor den zwei schweren Knieverletzungen waren es vorab akute Rückenprobleme, die dem Engadiner zu schaffen machten und ihn von den Rennpisten fernhielten. Die beiden Kreuzbandrisse hatten ihm unter anderem die Teilnahme an der Heim-WM 2017 in St. Moritz und an den Olympischen Spielen im Februar in Pyeongchang verunmöglicht.
Vom Talent zum Kämpfer
Viletta hatte als Jugendlicher an einer Überfunktion der Schilddrüse gelitten und als Teenager einen Bandscheibenvorfall erlitten. Die gesundheitlichen Probleme konnten ihn vorerst aber nicht aufhalten. Der Bündner bestätigte sein Talent und stieg zur weltweiten Nummer 1 seines Jahrgangs auf. Entsprechend gross waren die Hoffnungen, die auf seinen Schultern ruhten. Der Weg zu einer grossen Karriere schien vorgezeichnet.
Der Glaube an seine Fähigkeiten und der Wille, sich trotz aller Rückschläge durchzubeissen, machten aus dem einstigen Talent Viletta den Kämpfer Viletta. Er unternahm alles, um noch einmal auf hohem Niveau zurückkehren zu können. Zwischenzeitlich ging er seinen eigenen Weg und trainierte auf eigene Kosten mit Patrice Morisod, dem einstigen Coach von Swiss-Ski. Auch deshalb, weil er sich von den Verantwortlichen und den Trainern des Verbandes oft missverstanden, gedrängt und vernachlässigt fühlte.
Endgültiger Schlussstrich
Bis zuletzt hatte Viletta gehofft, den Anschluss noch einmal bewerkstelligen zu können. Mit dem Sieg im Weltcup-Super-G im Dezember 2011 in Beaver Creek und natürlich dem Olympiasieg in der Kombination 2014 in Sotschi hatte er sich bewiesen, dass es für ihn selbst unter den gegebenen Umständen möglich ist, mit den Besten mithalten zu können.
Noch Anfang Dezember war Viletta guter Dinge. Vor einer Woche, so hatte er es geplant, wollte er in den zwei Europacup-Super-G in St. Moritz starten. Doch es sollte anders kommen. Viletta zog seine Nennung zurück. Er fühlte sich mental noch nicht bereit für die Rückkehr auf die Rennpiste. Der Entscheid für den Rückzug sollte mehr sein als eine Aufschiebung des Comebacks. Am Dienstag hat Viletta endgültig einen Schlussstrich gezogen.