Nach langem Warten hat das IOC entschieden: Bob-Pilot Alexander Subkow war an den Olympischen Spielen 2014 in Sotschi gedopt und verliert beide Goldmedaillen. Beat Hefti erbt den Sieg mit dem Zweier und zeigt sich zufrieden.
Es ist etwa halb 7 Uhr morgens in Kanada, als Beat Hefti erfährt, dass er (endlich) Olympiasieger ist. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) sperrte am Freitag aufgrund der Erkenntnisse der vom Neuenburger Denis Oswald geführten Untersuchungskommission vier russische Wintersportler wegen Dopingvergehen lebenslang, unter ihnen Bob-Doppel-Olympiasieger Alexander Subkow. Erste Profiteure sind Hefti und Alex Baumann, die in Sotschi mit 66 Hundertstel Rückstand auf Subkow und dessen Anschieber Alexej Wojewoda die Silbermedaille gewonnen hatten.
"Es ist schade, dass der Entscheid erst so spät gefallen ist", stellt Hefti am Telefon mit der Nachrichtenagentur sda fest. "Aber es freut einen schon." Man habe ja schon seit Langem gewusst, dass etwas läuft, aber jetzt wisse man, dass alles klar sei. Sie hatten am Donnerstag sogar noch kurz über die mögliche Goldmedaille gesprochen. "Ich hoffe, dass Alex und ich nach dem Rennen von heute mit einem Bier anstossen können", meint der 39-Jährige lachend.
Der Zweierbob-Weltcup in Whistler stand in der Nacht auf Samstag im Programm. Die beiden Appenzeller fahren seit dem letzten Winter nicht mehr zusammen, Baumann ist mittlerweile im Team von Rico Peter engagiert.
Die Nationalhymne fehlt
Ein bisschen wurmt es Hefti schon, dass er den Olympiasieg nicht schon in Sotschi hat feiern können. "Es ist nicht mehr das Gleiche", erklärt er. "Der Moment, wenn man auf dem Podest die Nationalhymne hört, kommt nicht mehr zurück." Vermutungen über Doping bei den russischen Bobfahrern gab es bereits 2014, allerdings habe man eher die Anschieber als Pilot Subkow in Verdacht gehabt. "Die Russen waren bei den wichtigen Rennen vor Olympia nie mit ihren Besten am Start", erinnert er sich.
Wann genau Hefti und Baumann die Goldmedaillen überreicht bekommen, ist noch nicht klar. Wie die zuvor betroffenen Sportler wird auch Subkow das Verdikt des IOC beim internationalen Sportgerichtshof (CAS) in Lausanne anfechten. Der russische Bobverband, dessen Präsident der nicht mehr aktive Subkow inzwischen ist, sprach in einer Mitteilung von "Betrug" und dass "der Sport ist zu einer politischen Waffe geworden" sei. Dennoch dürfte Hefti der neunte Schweizer Bob-Olympiasieger werden, der erste seit Gustav Weder 1994 in Lillehammer. Im Viererbob wird der Lette Oskars Melbardis den Olympiasieg von Subkow erben.
14 Athleten lebenslang gesperrt
Das IOC hatte nach den Enthüllungen von Doping-Sonderermittler Richard McLaren im vergangenen Dezember mit den Ermittlungen begonnen. Die Kommission unter Leitung des Neuenburgers Denis Oswald versucht mit kriminaltechnischen Methoden zu klären, auf welche Art und Weise russische Sportler in Sotschi betrogen haben könnten. Die IOC-Kommission ermittelte insgesamt gegen 28 russische Athleten.
Neben Subkow sind vom neuesten IOC-Urteil auch die Bob-Pilotin Olga Stulnewa (9. Rang) sowie die Eisschnellläuferin Olga Fatkulina, die in Sotschi eine Silbermedaille gewann, und der Eisschnellläufer Alexander Rumjanzew betroffen. Insgesamt hat das IOC bis jetzt gegen 14 russische Athleten in vier Sportarten lebenslange Sperren verhängt und deren Resultate von den Winterspielen 2014 annulliert.
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