Odermatt-Manager Schiendorfer Odermatt-Manager Schiendorfer: «Für sein Alter ist Marco ein sehr reifer Mensch»

sda

23.3.2022 - 08:01

Marco Odermatt und sein Manager Michael Schiendorfer
Marco Odermatt und sein Manager Michael Schiendorfer
Keystone

Seit knapp sechs Jahren ist Michael Schiendorfer der Manager von Marco Odermatt. Der 54-jährige Kommunikationsspezialist betreut neben dem Nidwaldner auch weitere Sportler Joël Wicki Simon Ehammer.

23.3.2022 - 08:01

Schiendorfer spricht im Interview mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA über Odermatts Entwicklung vom Junioren-Weltmeister hin zum Gesamtweltcupsieger und Riesenslalom-Olympiasieger – und weshalb er noch nie mit einer anderen Skimarke als Stöckli Verhandlungen geführt hat.

Michael Schiendorfer, wie wird man Manager eines Gesamtweltcupsiegers?

Michael Schiendorfer: Mit Vorbereitung, aber auch Glück. Als ich mich beruflich verändern wollte, habe ich mir überlegt, welche Sportarten mir Freude machen. Da kam ich auf Schwingen und Skifahren. Danach machte ich mir ein umfassendes Bild, welche guten Nachwuchssportler es in diesen zwei Sportarten gab. Dabei merkte ich dann recht schnell, dass Marco ein hochtalentierter Rennfahrer ist.

Und damals, obwohl schon ein erstes Mal Junioren-Weltmeister geworden, noch keinen Manager hat?

Da war dann sicher auch Glück dabei, denn gemäss Marcos Vater gab es schon auch andere Interessenten. Wenige Tage später sass ich für ein dreistündiges Gespräch am Küchentisch der Odermatts. Da sprachen wir alle wichtigen Themen an, von Erwartungshaltungen, Ansprüchen, Werten und noch vieles mehr. Schnell merkten wir dann, dass wir sehr ähnlich ticken. Ich dachte damals: «Wow, was für ein cooler, netter und junger Mann». Gleichzeitig war ich beeindruckt, wie klar seine Vorstellungen waren.

Und wie ist Marco Odermatt jetzt?

Er ist bodenständig geblieben, als Person ist er aber gerade in den letzten zwei Jahren deutlich gereift. Nicht, weil er vorher ein Luftibus war, sondern einfach, weil er Sachen nun noch klarer und fokussierter abfragt und anpackt. Ausserdem lernte er, unglaublich schnell Entscheide zu fällen und mitzutragen. Wenn du mit ihm etwas abmachst, dann hält er das zu hundert Prozent. Für sein Alter ist er ein sehr reifer Mensch.

Wie schnell und wie weit die gemeinsame Reise gehen würde: War das 2016 schon absehbar?

Er war auf eine gute Art und Weise schon damals sehr ehrgeizig, mit vernünftigen und erreichbaren Zielen. Aber ich sage immer wieder: Ich hatte Glück mit Marco und auch mit Joël (Wicki), denn das sind als Manager meine ersten zwei Sportler. Da könnte man es definitiv auch schlechter treffen.

Sind Sie in diesen Tagen ein vielbeschäftigter Manager, weil Sie neue Partner gewinnen wollen?

Tatsächlich ist es so, dass wir am Dienstag gleich mit vier langjährigen Partnern um jeweils vier Jahre verlängert und einen Partner neu dabei haben. Wir sind bei der Auswahl bemüht darum, dass es in der Beziehung langfristig passt. Es muss gar nicht mehr viel dazukommen, wir sind mega-happy wie es ist.

Dank dem finanzkräftigem Kopf- und Hauptsponsor lässt sich das gut sagen.

Wir haben mit Red Bull sicher einer der profiliertesten Partner im Skibereich. Auch mit der Skimarke sind wir sehr zufrieden. Wir sind relativ gut aufgestellt und deshalb gar nicht unter Druck, etwas zu ändern. Ich sage es immer so: Das Haus, das Marco und ich um ihn aufgestellt haben, ist stabil und hält Sonne, Wind und auch Regen aus.

Und hat mittlerweile wohl auch einen Garten mit einem schönen Pool. Apropos Skimarke: Odermatt fährt kommenden Winter in der 14. Saison mit Stöckli-Ski, danach läuft der Vertrag aus. Schauen Sie sich um?

Es ist klar: Für einen Topfahrer ist der Ausrüster die zweitgrösste Einnahmequelle. Aber man muss sich bewusst sein: Man sollte nicht nur schauen, was man einem anderen Ort mehr kriegt, sondern was man bei seinem jetzigen Partner hat. Bei Stöckli kennt Marco ganz viele Leute und vertraut diesen auch aufgrund der schon von ihnen erbrachten Leistungen. Er ist der erfolgreichste Skirennfahrer, alle arbeiten ihm zu, man setzt voll auf ihn. Warum soll das in zwei, fünf oder zehn Jahren nicht der Fall sein? Das sind die Gründe, weshalb ich noch nie mit einer anderen Skimarke verhandelt habe.

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