Skispringen Nächster Erfolg: Simon Ammann fliegt in die Top 10 – «Anpassung am Schuh gibt Ausschlag»

sda

31.1.2021 - 18:24

Simon Ammann fliegt wieder weit.
Simon Ammann fliegt wieder weit.
KEYSTONE

Simon Ammann sendet ein Zeichen an jene, die ihn bereits abgeschrieben haben. Der Toggenburger überzeugt in Willingen bei seinem Wiedereinstieg in den Weltcup. Am Sonntag lässt er auf Platz 12 vom Samstag einen 9. Rang folgen.

Der Toggenburger behielt in einem durch Windböen immer wieder unterbrochenen Wettkampf die Nerven im Griff. Der vierfache Olympiasieger segelte auf 131 m, obwohl er ein paar Minuten auf die Freigabe warten musste. Seit dem Skifliegen in Planica im März 2019 leuchtete der Name des vierfachen Olympiasiegers erstmals wieder in den Top Ten auf.

Insbesondere am Sonntag verzerrte der Wind die effektiven Stärkeverhältnisse. Die Jury benötigte über 2 Stunden, um den 55 Fliegern zumindest einen Durchgang zu ermöglichen. Einige Akteure, unter ihnen der Tourneesieger Kamil Stoch, blieben chancenlos. Aber mit Halvor Egner Granerud setzte sich immerhin der Weltcup-Führende durch und auch sein erster Verfolger, der Deutsche Markus Eisenbichler, winkte als Dritter vom Podest. Gestohlen hat Ammann seinen Top-Ten-Platz nicht. Er lieferte an den drei Tagen im Sauerland stets gute Leistungen ab – mit Auf-, Seiten- oder Rückenwind.



«Wieder Energie im Sprung»

«Die Anpassung am Schuh gibt den Ausschlag», nannte der Schweizer Trainer Martin Künzle den Grund, wieso Ammann wieder weit nach unten segelt. «Jetzt ist wieder Energie im Sprung. Und wenn Simon einmal ins Fliegen kommt, dann ist er in seinem Element.»

Ammann hatte nach der Vierschanzentournee die Reissleine gezogen. Nichts klappte mehr, keinen einzigen Weltcuppunkt konnte der Routinier vorweisen. Der 39-Jährige verliess den Tross, feilte an der Materialabstimmung und scheint die richtigen Schlüsse gezogen zu haben. Der Toggenburger tüftelt seit einigen Jahren an einem mit Karbon verstärkten Schuhmodell und investiert auch privates Vermögen in dieses Vorhaben. «Ich gebe diesem Projekt eine grosse Chance und habe auch grossen Vertrauen, dass es sich auszahlen wird», sagte er vergangenen Frühling, als er den Entscheid verkündete, die Karriere bis zu den Olympischen Spielen in Peking 2022 fortzusetzen.

«Ich werde so schnell nicht aufgeben. Ich verteidige mich», stellte der vierfache Olympiasieger auch vor Weihnachten nach einem miserablen Saisonstart klar. Manch einer fragte sich: Wieso tut er sich das noch an? Wieso kämpft ein vierfacher Olympiasieger, ehemaliger Grossschanzen- und Skiflugweltmeister sowie einstiger Sieger im Gesamtweltcup um den Anschluss im Weltcup? Hat er den Absprung nicht verpasst?

Flugsystem passt wieder

Nun gab Ammann in Willingen den Kritikern eine erste Antwort. In seiner Sportart, bei der mit rund 90 km/h auf Eis abgesprungen wird, können kleinste Details im Bewegungsablauf oder an den Einstellungen bei Schuh und Ski entscheiden – und locker 10 bis 20 Meter ausmachen. Nach dem Absprung hievt sich nun der Körper wieder schön über den Ski. Das Flugsystem passt. In der ersten Saisonhälfte war Ammanns Sprung fussschwer. Er flog dem Ski leicht hinterher, was eine Bremswirkung erzeugt.

Künzle ahnte, dass in Willingen die Wende eintreten dürfte. Der Sieg beim unterklassigen Continental Cup in Innsbruck oder danach der Eindruck im Trainingslager in Oberstdorf deuteten die frappante Leistungssteigerung an. Vor den Weltmeisterschaften in vier Wochen in Oberstdorf erhält Ammann nun noch in Klingenthal, Zakopane und Rasnov die Gelegenheit, seine Fortschritte unter Beweis zu stellen.

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