Der Kampf um den Gesamtweltcup erhitzt in der vergangenen Saison die Gemüter der Ski-Cracks. Nun reagiert die FIS und passt den Rennkalender entsprechend an – auch zur Freude von Marco Odermatt.
Wirklich fair erscheint das Tauziehen um die grosse Kristallkugel im abgelaufenen Ski-Winter nicht. Das Problem: Weil bei den Frauen 9 Slaloms, 8 Riesenslaloms sowie ein Parallelrennen 7 Super-G und 8 Abfahrten gegenüberstehen, bieten sich den Technikerinnen unter dem Strich 18 Gelegenheiten auf Punkte, während die Speed-Spezialistinnen «nur» 15-mal die Chance dazu kriegen. Noch extremer ist die Differenz diesbezüglich bei den Männern: 22 technischen Anlässen stehen nur 16 Speed-Rennen gegenüber.
Das sorgt insbesondere zum Saisonende für hitzige Diskussionen – auch im Lager von Swiss Ski. «Es gibt 11 Slaloms, aber nur 7 Super-G – das ist schon mal eine mögliche Differenz von 400 Punkten», untermauert beispielsweise Marco Odermatt damals seinen Nachteil im Duell mit dem französischen Techniker Alexis Pinturault.
Lara Gut-Behrami ahnt bereits vor den letzten Rennen, dass sie gegen Petra Vlhova den Kürzeren ziehen wird. «Ich habe noch fünf Rennen, die anderen haben fast doppelt so viele. Von dem her glaube ich, es ist eher unrealistisch», sagt Gut-Behrami Anfang März dieses Jahres und soll Recht behalten.
Odermatt sieht einen Vorteil
Die Kritik scheint man sich bei der FIS zu Herzen genommen zu haben. Auf die kommende Saison wird der Rennkalender nämlich so angepasst, dass genau gleich viele Speed- und Technikrennen auf dem Programm stehen. Bei den Frauen gibt es neu pro Disziplin 9 Rennen, bei den Männern ist zumindest das Verhältnis zwischen Slalom (10)/Riesenslalom (8) und Abfahrt (11)/Super-G (7) ausgeglichen.
Wenig überraschend zeigt sich Odermatt im Interview mit «SRF» zufrieden mit den getroffenen Veränderungen. «Das ist für mich, der auch in den Speeddisziplinen zu Hause ist, sicher ein Vorteil gegenüber Pinturault oder vielleicht auch Loïc Meillard», gibt der 23-Jährige zu. Gleichzeitig dämpft er allerdings zu hohe Erwartungen: «Damit der Gewinn des Gesamtweltcups ein Thema wird, muss von Anfang an so viel zusammenpassen. (…) Es wird sich von Rennen zu Rennen abzeichnen, in welche Richtung es gehen kann.»
«Zuerst müssen diese Rennen alle stattfinden»
Zudem betont Odermatt, dass die Fairness auch durch die Verbesserungen im Kalender nicht vollends gegeben ist. Das hat aber vor allem mit den Eigenheiten des Skisports, der stets äusseren Einflüssen ausgesetzt ist, zu tun. «Zuerst müssen diese Rennen alle stattfinden. Sonst sieht es dann wieder anders aus», sagt Odermatt. Mit gutem Grund.
Denn bereits die Speedbewerbe in Lake Louise (Ende November/Anfang Dezember) stehen auf der Kippe. Nur wer doppelt gegen das Coronavirus geimpft ist, darf derzeit in Kanada einreisen. Das Problem: In manchen Ländern erhalten Genesene bloss eine Impfung, weshalb mehreren Fahrern Stand jetzt die Einreise verwehrt bliebe, darunter auch Alexis Pinturault. Und doch lässt sich unter dem Strich festhalten: Der Kampf um den Gesamtweltcup dürfte in diesem Winter fairer über die Bühne gehen als zuvor – und mit noch grösseren Schweizer Ambitionen.