Ski-Star über Entwicklungsprozess Gut-Behrami: «Ich denke nicht mehr, dass die ganze Welt gegen mich ist»

fon

4.2.2025

Lara Gut-Behrami ist bereit für die Weltmeisterschaften in Saalbach-Hinterglemm.
Lara Gut-Behrami ist bereit für die Weltmeisterschaften in Saalbach-Hinterglemm.
KEYSTONE

Lara Gut-Behrami bereitet sich auf ihre neunte und höchstwahrscheinlich letzte Weltmeisterschaft vor. Die Tessinerin will in Saalbach-Hinterglemm ihre Medaillen-Sammlung erweitern.

Nicolò Forni

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  • Die achtfache WM-Medaillengewinnerin Lara Gut-Behrami wird in Saalbach-Hinterglemm ihre neunte und höchstwahrscheinlich letzte Weltmeisterschaft bestreiten.
  • Nach einer kleinen Knieverletzung im September hat die Tessinerin mit ihrem jüngsten Sieg in Garmisch ihr Selbstvertrauen zurückgewonnen und sich als Mit-Favoritin für den Super-G am 6. Februar positioniert.
  • Die 33-Jährige erzählt in einem Interview mit RSI, wie Schwierigkeiten und Verletzungen ihre Entwicklung beeinflusst haben.

Lara Gut-Behrami bereitet sich auf ihre neunte Weltmeisterschaft in ihrer Karriere vor. Mit bereits 8 WM-Medaillen in ihrem Trophäenschrank (2 x Gold, 3 x Silber und 3 x Bronze) wird die Tessinerin in Saalbach-Hinterglemm versuchen, weitere hinzuzufügen. 

Ihre erste grosse Chance hat die 33-Jährige beim Super-G am 6. Februar. 2023 siegte in Méribel die Italienerin Marta Bassino. Nach ihrem Sieg in Garmisch-Partenkirchen gehört Gut-Behrami zu den heissen Anwärterinnen auf den Sieg.

In einem Interview mit «RSI» analysierte sie ihren bisherigen Saisonverlauf. «Das Problem im September hat mir nicht nur das körperliche Selbstvertrauen genommen, sondern auch die mentale Stärke (Gut-Behrami bekam einen Schlag auf das linke Knie, Anm. d. Red.). Es war sehr schwierig für mich, alles auszublenden und schnell zu sein. Es war ein Entwicklungsprozess, bei dem ich Stück um Stück langsam Vertrauen fand und mich verbesserte, bis ich in Garmisch ankam und alles richtig machte.»

«Alles, was ich in meiner Karriere erlebt habe, hat mir zum Glück erlaubt, zu lernen», so Gut-Behrami weiter: «Auch bei der WM in Val-d'Isère (2009, Anm. d. Red.) hätte es grossartig laufen können, aber dann sind Dinge passiert, die nicht einfach waren. Ich war beim Start zur Abfahrt – wo ich noch eine Medaille gewann – schon so müde, dass ich am Ende der Saison gar aufhören wollte.»

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Sie gab auch einen Einblick auf ihre Anfangsjahre als Profi, als nicht alles so lief, wie sie es sich gewünscht hätte. «Ich war unreif, ich hatte gerade erst angefangen. Tausend Dinge sind mir passiert, ich habe als Teenager Trübsal geblasen, geschmollt, mit allen gestritten und gedacht, die Welt hätte es auf mich abgesehen. Im Sport geht schliesslich alles sehr schnell, daher ist es stets auch ein Prozess in einer Karriere, sich die Zeit zu nehmen, um nachzudenken und zu reifen.»

«Jetzt bin ich bewusster», erklärt die Tessinerin, «ich weiss, was ich will und was ich nicht will – und ich habe auch mehr Möglichkeiten, mich zu äussern, ohne gleich einen Krieg anfangen zu müssen oder zu denken, dass die ganze Welt gegen mich ist.»

«Viele Athleten konzentrieren sich mehr darauf, wie sie ihr Produkt verkaufen können, wie sie in der Öffentlichkeit als schöne Menschen wahrgenommen werden können, als sich so zu zeigen, wie sie wirklich sind.»

Lara Gut-Behrami

Neben zahlreichen Medaillen gab es bei Weltmeisterschaften auch Tiefschläge – so zog Gut-Behrami sich 2017 in St. Moritz beim Aufwärmen vor dem Kombi-Slalom einen Kreuzbandriss zu.

«In St. Moritz ging es mir nicht gut. Ich habe alles mit einem Lächeln versteckt und so getan, als würde ich mich stark fühlen. Dank der Verletzung bin ich gewachsen und habe viel gelernt – unter anderem, wie ich den Druck von mir nehmen kann und mir bewusst bin, dass jedes Rennen nur an diesem Tag zählt.»

Mit einem neunten Platz in der Abfahrt, einem sechsten im Super-G und einem vierten im Riesenslalom hinterliess die letzte WM in Courchevel/Méribel 2023 einen so bitteren Beigeschmack, dass sie damals daran dachte, ihre Karriere zu beenden. Stattdessen habe sie – auch dank dieser Erfahrung – die Kraft gefunden, positiv weiterzumachen.

«In Méribel habe ich nach dem vierten Platz im Riesenslalom eine Leere gespürt, die nicht nur auf das Ergebnis zurückzuführen war. Deshalb bin ich zuversichtlich, dass es bei der kommenden WM nicht nur um Medaillen geht, sondern auch darum, eine Reise sinnvoll zu beenden», resümierte die zweiterfolgreichste Schweizerin in der Weltcup-Geschichte (Lara Gut-Behrami 46 Siege, Vreni Schneider 55).