Ski-Experte analysiert US-Stars Abplanalp über Shiffrin-Out: «Lieber im Dezember verletzt»

Stefan Eggli (Interview) und Syl Battistuzzi (Text)

5.12.2024

Stefan Abplanalp: «Vonn will nicht nur mitfahren»

Stefan Abplanalp: «Vonn will nicht nur mitfahren»

Stefan Aplanalp konnte Lindsey Vonn im Training beobachten. Der SRF-Skiexperte ist überzeugt, dass die Amerikanerin wieder eine echte Siegesanwärterin werden kann.

04.12.2024

SRF-Ski-Experte Stefan Abplanalp spricht mit blue Sport über die Comeback-Pläne von Lindsey Vonn sowie die Folgen der Verletzungen der schwer gestürzten Mikaela Shiffrin.

Stefan Eggli (Interview) und Syl Battistuzzi (Text)

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Im Ski-Weltcup stehen derzeit zwei US-Amerikanerinnen im Fokus. Lindes Vonn plant fünf Jahre nach ihrem Rücktritt das Comeback und Rekord-Weltcupsiegerin Mikaela Shiffrin fällt verletzt aus.
  • SRF-Ski-Experte Stefan Abplanalp sagt bei blue Sport, weshalb er Vonn ein erfolgreiches Comeback zutraut und es nicht mit jenem von Marcel Hirscher zu vergleichen ist.
  • Über Shiffrin meint Abplanalp: «Sie kommt erst zurück, wenn sie wieder 100 Prozent fit ist.»

Lindsey Vonn könnte in St. Moritz kurz vor Weihnachten nach mehrjähriger Pause ihr Weltcup-Comeback geben. Die 40-Jährige liess in den sozialen Medien mit einem Trainings-Video schon mal die Herzen der Ski-Fans höher schlagen.

Schon an diesem Wochenende plant Vonn, erstmals seit Februar 2019 wieder Rennen zu bestreiten. Offenbar will sie bei einem unterklassigen FIS-Rennen in Copper Mountain im Bundesstaat Colorado in der Abfahrt und im Super-G starten.

«Erstaunlich und beeindruckend, wie Lindsey schon wieder performt,» hält SRF-Ski-Experte Stefan Abplanalp im Gespräch mit blue Sport fest. «Aber es ist ein Prozess. Sie muss wieder lernen, auf den Ski zu trainieren. Sie war fünf Jahre weg, hat natürlich schon Ski gefahren, aber nicht wettkampfmässig.»

Der nächste Schritt sei wieder lernen, Rennen zu fahren – und hoffentlich dann wieder zu gewinnen, so Abplanalp. «Aber es muss viel zusammenpassen. Es ist sicher noch ein weiter Weg vor ihr.»

Hirscher-Comeback nicht vergleichbar

Ebenfalls ein Comeback nach mehrjähriger Absenz auf der Ski-Tour gab Marcel Hirscher. Bevor er sich einen Kreuzbandriss zuzog, konnte der Österreicher aber nicht an seine früheren Glanzleistungen anknüpfen. Für Abplanalp kein Hinweis, dass die US-Amerikanerin scheitern wird.

Hirscher sei in den technischen Disziplinen zurückgekehrt. Im Slalom sei aber beispielsweise relativ viel gegangen. Nun gebe es die jungen Wilden wie Clément Noël oder Lucas Braathen. «Der Sport hat sich dort ein bisschen verändert. Der Weg ist grösser für Hirscher, hier den Anschluss zu finden, obwohl er immer trainiert hat.»

Lindsey hingegen sei in den schnellen Disziplinen Super-Ski und Abfahrt unterwegs. «Die Strecke, die Kurssetzung, das Material hat sich nicht gross verändert. Sie taucht wieder in ein Becken, das sie schon gekannt hat», sagt Abplanalp.

«Sie weiss, was sie macht»

Das Ganze sei sicher «kein Werbe-Gag», betont Abplanalp. «Die Ambitionen sind da, die kommt nicht zurück, um einfach mitzufahren. Lindsey will wieder Rennen fahren, um das Tempo und das Adrenalin zu spüren, um sich zu messen mit anderen.»

Die vierfache Gesamtweltcupsiegerin fährt seit April mit einem künstlichen Kniegelenk. «Es ist nur eine Teilprothese, also der grösste Teil ihres Knies ist ja noch da. Darum ist es möglich, dass sie auch wieder wettkampfmässig Skifahren kann», erläutert der Berner Oberländer.

Fahrt bei der US-Amerikanerin trotzdem die Angst mit? «Sie will ja das Risiko wieder auf sich nehmen. Sie will den Rausch des schnellen Schwungs von einer abgesperrten Piste wieder zurück. Deshalb ist keine Angst da, sondern Respekt und Vernunft. Sie weiss, was sie macht», sagt Abplanalp, der die Abfahrts-Olympiasiegerin von 2010 früher auch als Trainer begleitete.

Abplanalp: «Wenn verletzt, dann lieber im Dezember»

Aktuell keine Rennen fahren kann Mikaela Shiffrin. Die 29-Jährige zog sich auf dem Weg zu ihrem 100. Weltcupsieg bei einem Sturz im Killington-Riesenslalom mehrere Prellungen und eine tiefe Wunde am Bauch zu und fällt «mindestens einige Wochen» aus.

Die Verletzung sei nicht so schlimm, dass man nicht mehr Skifahren könnte, so Abplanalp. «Aber man kann diese Wunden wegen Infektionsgefahr nicht nähen, darum braucht es natürlich eine gewisse Zeit, bis das verheilt.»

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Die US-Amerikanerin werde nichts überstürzen. «So wie sie Ski fährt – taktisch genial – so macht sie auch ihre Saisonplanung. Sie ist nicht für nichts mehrfache Gesamt-Titel-Siegerin, sie ist nicht für nichts die Beste aller Zeiten. Darum wird sie nichts Unüberlegtes machen», betont Abplanalp und ergänzt: «Sie kommt erst zurück, wenn sie wieder 100 Prozent fit ist.»

Eine Verletzung habe zwar nie einen guten Zeitpunkt, so Abplanalp. «Aber wenn verletzt, dann lieber im Dezember. Dann hast du noch Zeit, dich zu erholen und zurückzukommen. Denn das Programm geht Ende Dezember so richtig los, ehe es Richtung WM geht.»

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