ÖSV-Speedtrainer Sepp Brunner schlägt mit Blick auf die Zukunft Alarm und sieht in Österreich Nachholbedarf in der Nachwuchsförderung – insbesondere im Vergleich mit der Schweiz.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Österreichs Ski-Stars sind gut in den Weltcup-Winter gestartet. Ausgerechnet in der Königsdisziplin hinken die Männer den hohen Erwartungen aber hinterher.
- Speedtrainer Sepp Brunner macht darauf aufmerksam, dass die Baisse nicht nur dem Verletzungspech geschuldet ist und sagt: «In der Abfahrt sind wir leider sehr dünn aufgestellt, so ehrlich müssen wir sein.»
- Brunner, der einst für Swiss-Ski tätig war, sieht in den Speed-Disziplinen zudem gewaltig Nachholbedarf für den österreichischen Nachwuchs.
Zehn Rennen, drei Siege, neun Podestplätze – Österreichs Ski-Cracks ist der Auftakt in den Weltcup-Winter geglückt. In der Nationenwertung ist der ÖSV dem Schweizer Verband dicht auf den Fersen, auf Männerseite beträgt der Rückstand bloss 57 Weltcup-Punkte. Allerdings läuft es nicht in allen Disziplinen so wie erhofft.
In der Abfahrt bleiben die Erfolge zumindest bisher aus. «In der wurden wir bisher unter Wert geschlagen», hält Cheftrainer Marko Pfeifer fest. Nach drei Rennen in der Königsdisziplin warten die ÖSV-Männer noch auf ihren ersten Podestplatz. Das gab es zuletzt in der Saison 2015/16. Das beste Ergebnis fährt mit Vincent Kriechmayr ein Routinier ein, der in Bormio auf Rang fünf fährt.
Keine Breite und Verletzungspech
Vor den traditionellen Speed-Rennen in Wengen und Kitzbühel nehmen die Sorgenfalten aufgrund der jüngsten Entwicklung zu. Denn: «In der Abfahrt sind wir leider sehr dünn aufgestellt, so ehrlich müssen wir sein», macht Speedtrainer Sepp Brunner in der «Krone» auf die Problematik aufmerksam. «Wir haben wenige, die ganz vorne reinfahren können – wenn die auslassen, wird es eng.»
Zur fehlenden Breite im Kader trägt einerseits der plötzliche Rücktritt des langjährigen Leistungsträgers Matthias Mayer vor gut einem Jahr bei. Andererseits verschärft das Verletzungspech von Max Franz oder nun auch Marco Schwarz, der sich vor dem Jahreswechsel in Bormio das Kreuzband riss und lange fehlen wird, die Situation.
«Da müssen wir den Hebel ansetzen»
Potenzielle Nachfolger, die in die grossen Fussstapfen treten können, sind offenbar keine in Sicht. «Da ist in den vergangenen Jahren einiges verabsäumt worden, das muss man so klar ansprechen», spricht Brunner Klartext. Das liege auch an den fehlenden Trainingsmöglichkeiten im Speedbereich, weshalb der Fokus in Österreichs Nachwuchsförderung mehr auf den technischen Disziplinen liegt.
Brunner warnt: «Da müssen wir die Hebel ansetzen, um in Zukunft an der Spitze konkurrenzfähig zu bleiben. Wir hinken in dieser Entwicklung weit hinter der Schweiz hinterher, dort kommt viel mehr nach – sie haben mit ihren Gletschern aber auch ganz andere Trainingsmöglichkeiten, das ist bei uns kaum mehr möglich», weiss der frühere Swiss-Ski-Trainer.
Die Folgen dessen droht der ÖSV schon in diesem Winter zu spüren. Nach den drei bisherigen Abfahrten stellt Österreich – abgesehen von Schwarz, der in dieser Saison nicht mehr angreifen kann – bloss zwei Fahrer in den Top 30: Vincent Kriechmayr und Stefan Babinsky. Die Schweiz dagegen ist mit dem Sextett aus Marco Odermatt, Niels Hintermann, Marco Kohler, Justin Murisier, Stefan Rogentin und Franjo von Allmen weit besser vertreten.