Stephanie Venier denkt vor drei Jahren bereits an den Rücktritt und hat mit chronischen Knieschmerzen zu kämpfen. Jetzt schreibt die Österreicherin an der Heim-WM in Saalbach ein Märchen.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Stephanie Venier rast im Super-G sensationell zum Sieg und beschert Österreich an der Heim-WM in Saalbach die erste Medaille.
- «Ich brauche noch ein paar Tage, bis ich das realisiert habe. Oder Monate», gibt die überglückliche Weltmeisterin im Zielraum zu.
- Für Venier, die einst den Spitznamen «Tante Gucci» trägt, ist es nach schwierigen Zeiten die Krönung. Vor rund drei Jahren denkt sie gar an den vorzeitigen Rücktritt.
Vor dem Auftakt der Heim-WM steckt Österreich in der grossen Ski-Krise. Nach zuletzt schwachen Resultaten wird befürchtet, die Titelkämpfe in Saalbach könnten für die stolze Ski-Nation in einem Desaster enden. Doch nun sieht die Welt schon nach dem ersten Frauen-Rennen wieder ganz anders aus.
Stephanie Venier rast im Super-G am Donnerstag sensationell zu Gold und lässt die österreichischen Fans am Streckenrand toben. «Ich habe die Leute ein bisschen gehört. Aber zuhause denkst du dir da nicht viel, weil es fährt eine Österreicherin – ob sie jetzt schnell ist oder nicht. Das konnte ich in dem Moment nicht einschätzen», sagt die überglückliche Venier im ORF-Interview nach dem Rennen und gibt zu: «Ich brauche noch ein paar Tage, bis ich das realisiert habe. Oder Monate. Wahnsinn.»
Jeden Tag eine Plage
Die 31-Jährige, die 2017 in St. Moritz WM-Silber in der Abfahrt gewinnt, hat schwierige Zeiten hinter sich. Vor drei Jahren fährt sie der Konkurrenz hinterher, verliert den Spass am Sport und denkt sogar an den Rückritt. «Das ist kein Geheimnis. Jeder, der da hinten mal rumgefahren ist, weiss, dass das keine Freude mehr macht. Das ist dann jeden Tag nur eine Plage und ein Zwang. Da habe ich mir kurz wirklich gedacht, ich haue den Hut drauf, weil es im Leben noch anderes gibt», so die Tirolerin.
Doch Venier kämpft sich durch und trotzt auch ihren chronischen Knieschmerzen. Zum Ende der letzten Saison gibt es Probleme mit dem Knorpel. Venier entscheidet sich gegen eine Operation und eine damit verbundene lange Pause, die sie wohl auch für die Heim-WM ausser Gefecht gesetzt hätte.
«Irgendwie kommt im Leben alles wieder zurück»
Stattdessen setzt sie auf diverse Therapien wie Akupunktur, Stosswellen oder manuelle Behandlungen – und kürt sich nun zur Weltmeisterin. «Heute schliesst sich ein Kreis. Ich habe hier letztes Jahr die Abfahrts-Kugel verloren. Heute gewinne ich Gold. Irgendwie kommt im Leben alles wieder zurück», sagt Venier, die wegen ihrer Mode-Affinität von Teamkolleginnen einst «Tante Gucci» genannt wird.
Darauf angesprochen stellt die frischgebackene Weltmeisterin klar: «Das ist auch schon etwas älter. Ich habe gerne Handtaschen, aber das heisst nicht, dass ich jede Woche in ein Geschäft gehe und mir eine Handtasche kaufe. Ich verbinde mit Handtaschen verschiedene Lebensabschnitte oder Ereignisse.» Das WM-Märchen von Saalbach gehört da ab sofort dazu.