Thomas Tumler erklimmt in seiner besonderen Karriere die nächste, die höchste Stufe und erringt im Alter von 35 Jahren im Riesenslalom in Beaver Creek den ersten Weltcup-Sieg. Die Freude beim Bündner ist riesig.
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- Mit 35 Jahren und 34 Tagen gewinnt Thomas Tumler den Riesenslalom von Beaver Creek und damit sein erstes Rennen im Weltcup.
- Tumler hat einen langen Leidensweg hinter sich, schafft erst in der abgelaufenen Saison den endgültigen Durchbruch und macht klar: «Ich bin sehr stolz und glücklich, dass ich das in meinen Leben noch erreichen konnte.»
- Tumler ist ein alter Riesenslalom-Sieger, aber nicht ganz der älteste im Weltcup. Didier Cuche ist bei seinem Sieg vor gut 15 Jahren in Sölden noch 37 Tage älter gewesen.
Spät, aber nicht zu spät hat Thomas Tumler in die Spur gefunden. In der zweiten Hälfte der vergangenen Saison hat er doch noch den Durchbruch geschafft, den Aufstieg in die Riege der besten Riesenslalom-Fahrer. Er hat es geschafft, trotz beschwerlichem Weg, auf dem er immer wieder von körperlichen Beschwerden eingebremst worden ist. Oft, sehr oft hat der Rücken den Belastungen im Spitzensport nicht standgehalten. Ein zweiter Bandscheibenvorfall hatte vor vier Jahren einen operativen Eingriff erfordert.
Tumler war wieder einmal zu einer langen Pause gezwungen – zwei Jahre, nachdem er in Beaver Creek schon einmal für Furore gesorgt hatte, über sich hinausgewachsen war, auch sich selbst in Staunen versetzt hatte. Mit der Startnummer 48 war er aus dem Nichts aufs Podest gefahren. Mit Rang 3 hatte er sich ein erstes Mal für all die Mühen und seinen eisernen Durchhaltewillen belohnt. «Dieses Resultat heilt viele Wunden», sagte der Bündner damals treffend.
Das neue Selbstverständnis
Es blieb für lange Zeit die einzige Belohnung. Der Coup verfehlte die erhoffte Wirkung. Er war kein Wendepunkt, sondern blieb ein einsamer Ausreisser nach oben. Tumler rutschte wieder ins Mittelmass ab, erneut hätte es nicht verwundert, hätte er sich aus dem Skirennsport zurückgezogen. Doch Tumler hatte anderes im Sinn. Seine Überzeugung und sein Glaube an die eigenen Fähigkeiten übertünchten mögliche Gedanken an den Rücktritt. Tumler stellte sich der Herausforderung ein weiteres Mal. Er war bereit, den steinigen Weg nochmals zu gehen, allen Widerständen nochmals zu trotzen.
Natürlich denkt Tumler oft an die schwierigen Momente zurück. Die Erinnerungen haben aber längst erfreulicheren Tatsachen Platz gemacht. Der hadernde, zweifelnde Tumler ist nicht mehr. Das Selbstverständnis ist mittlerweile ein ganz anderes. Es stehe nichts im Weg, um nochmals einen Schritt zu machen, hat der Bündner vor einigen Tagen gesagt.
Das grosse Ziel jedes Skifahrers
Diesen Schritt vollzog Tumler schnell, womöglich schneller, als er sich dies selber hätte vorstellen können. Konkretere Formen hatte dieser Schritt am Sonntag schon nach halbem Pensum angenommen. Die Basis zum ersten Weltcup-Sieg legte Tumler mit einer fantastischen Fahrt im ersten Lauf, dank der er die Konkurrenz, mit Ausnahme des Slowenen Zan Kranjec (56 Hundertstel Rückstand), um mindestens eine Sekunde distanzierte.
Auf die grandiose Leistung im ersten Durchgang liess Tumler am Nachmittag eine kontrollierte, taktisch kluge Fahrt folgen, um am Ende von seinem grossen Vorsprung zwölf Hundertstel ins Ziel zu retten. «Es ist mega schön. Ich bin sehr stolz und glücklich, dass ich das in meinen Leben noch erreichen konnte», sagt Tumler im SRF-Interview.
Ein Weltcup-Sieg sei «das grosse Ziel jedes Skifahrers. Es gab in Beaver Creek jetzt viele schöne Geschichten, am Freitag hatte ich für Justin Murisier grosse Freude. Er hat auch eine Leidensgeschichte hinter sich. Es ist schön, dass es sich auszahlt, nie aufzugeben. Unsere Trainingsgruppe konnte hier alle drei Rennen gewinnen. Eine schöne Story.»
Nicht ganz der Älteste
Nach dem ersten Podestplatz fährt Tumler in Beaver Creek auch zu seinem ersten Vollerfolg. «Ich bin immer gern hier. Ich liebe den Schnee hier, ich liebe das Gelände hier», gibt er zu und erzählt: «Als letztes Jahr der Weltcup-Kalender rausgekommen ist und ich Beaver Creek sah, habe ich zu meiner Frau zum Spass gesagt: Den gewinne ich. Jetzt bin ich auf dem Leaderthron und es ist wie ein Déjà-vu.»
Mit 35 Jahren und 34 Tagen ist Tumler endgültig ganz oben angelangt – und hat er sich endgültig den grossen Traum erfüllt, der ihn trotz all der schwierigen Phasen nie losgelassen hat. Er ist ein alter Riesenslalom-Sieger, aber nicht ganz der älteste im Weltcup. Didier Cuche ist bei seinem Sieg vor gut 15 Jahren in Sölden noch 37 Tage älter gewesen.