In der Nationenwertung liegen Österreichs Männer nur auf Rang 4. Es ist für die stolze Ski-Nation ein Schlag ins Gesicht – ehemaligen Ski-Grössen blutet das Herz.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Während die Österreicherinnen fleissig punkten, nur die Schweizerinnen sind noch besser, kommen die Österreicher so gar nicht auf Touren. In der Nationenwertung belegen sie nur Platz 4.
- In den vier bisherigen Speed-Rennen schafft es nur ein Österreicher (Platz 3) aufs Podest. Im Vergleich dazu: Marco Odermatts schlechtestes Resultat in diesen Rennen ist ein 3. Platz.
- Im Riesenslalom und Slalom sieht es auch nicht viel besser aus, denn auch dort fehlt den Österreichern ein Odermatt, respektive ein Loïc Meillard.
- Kein Wunder, schlagen die Ski-Experten Alarm. Mit Hans Knauss glaubt einer auch ein Wundermittel zur Bekämpfung der Krise zu kennen: «Sehr wahrscheinlich würden die Burschen lockerer werden, wenn sie sich wieder einmal richtig betrinken würden!» Na dann, Prost!
In Beaver Creek rast der 23-jährige Lukas Feuerstein im Super-G aufs Podest. Er wird hinter Marco Odermatt und Cyprien Sarrazin Dritter. Der zweitbeste Österreicher in diesem Rennen ist Vincent Kriechmayr, der mit zwei Hundertstel Vorsprung auf Gino Caviezel 6. wird. Mit Daniel Danklmaier (9.) schafft es gar noch ein dritter Österreicher in die Top-10. So düster sieht das in diesem Rennen also gar nicht aus, doch Feuersteins Podestplatz ist bislang der einzige für Österreich in den Speeddisziplinen.
Die Schweiz, die Nummer 1 in der Nationenwertung, steht da deutlich besser da. In der Abfahrt von Beaver Creek siegt Justin Murisier vor Marco Odermatt und in Gröden siegt Odermatt vor Franjo von Allmen. Den Super-G in Beaver Creek gewinnt ebenfalls Odermatt. Nur im Super-G in Gröden triumphiert kein Schweizer: Der Sieger dort heisst Mattia Casse, dahinter folgen der US-Amerikaner Jarded Goldberg und, wie könnte es auch anders sein, Marco Odermatt. Der Super-Star hat also vier Mal so viele Podestplätze herausgefahren wie alle Österreicher zusammen. Und drei Mal war er erst noch besser als Dritter.
Ein Ausreisser nach oben im Riesenslalom
In den Technikdisziplinen Slalom und Riesenslalom sieht es nicht viel besser aus für unsere Nachbarn. Im Riesenslalom in Val-d'Isère klassieren sich hinter Sieger Odermatt mit Patrick Feuerstein und Stefan Brennsteiner zwar zwei Österreicher, doch das war es dann auch schon mit Podestplätzen. In den drei anderen Riesenslaloms der bisherigen Saison gibts einen norwegischen Dreifachsieg, einen Triumph von Thomas Tumler und zuletzt in Alta Badia wie schon zuvor in Val-d'Isère siegt Odermatt, der in den ersten beiden Riesenslaloms der Saison jeweils ausschied.
Im Slalom mischt Odermatt nicht mit, doch dort hat die Schweiz eben einen Loïc Meillard. Dort rast der 28-Jährige trotz Rückenproblemen in drei der vier bisherigen Rennen aufs Podest. Meillard wird der Reihe nach 3., 5., 3. und 2. Der jeweils beste Österreicher klassiert sich in diesen Rennen im 15., 9., 4. und 7. Rang. Autsch!
Die Kritik der ehemaligen Ski-Cracks aus Österreich
Und so verwundert es nicht, dass die Experten und ehemaligen Ski-Grössen in Österreich Alarm schlagen. Armin Assinger spricht davon, dass «die Fahnen bei uns auf Halbmast hängen». Abfahrts-Legende Franz Klammer ärgert sich darüber, dass in zu kleinen Gruppen trainiert werde und deshalb der Team-Spirit auf der Strecke bleibe. Klammer erblast fast vor Neid, wenn er über die Landesgrenze schaut: «Ihr Schweizer zeigt derzeit in eindrücklicher Manier auf, dass Ski eben auch eine Mannschaftssportart ist. Der Odermatt ist ein herausragender Teamplayer, der reisst die jungen Rennfahrer mit.»
ORF-Experte Hans Knauss, 1999 Abfahrtssieg auf der Streiff in Kitzbühel, sieht das genau so: «Ich gebe Franz Klammer zu 100 Prozent recht, vor allem unsere Weltcup-Abfahrts-Trainingsgruppe ist viel zu klein. Zudem wird bei uns der Fehler gemacht, dass die Talente im Speed-Bereich viel zu lange im Europacup eingesetzt werden. Das bringt nichts, weil die Abfahrtspisten auf dieser Stufe oft Autobahnen gleichkommen. Deshalb wäre es wichtig, dass die jungen Burschen so schnell wie möglich auf die technisch schwierigen Pisten im Weltcup herangeführt werden.»
Ein weiser Ratschlag?
Knauss nennt noch weitere Gründe und glaubt, dass die nötige Lockerheit derzeit auf der Strecke bleibt. Und wie kann man das auf die Schnelle korrigieren? «Sehr wahrscheinlich würden die Burschen lockerer werden, wenn sie sich wieder einmal richtig betrinken würden! Ich hatte zu Beginn der Saison 1998/99 auch so eine Phase, wo rein gar nichts zusammengepasst hat. Ich habe dann in der Weihnachtspause bei einer Après-Ski-Party derart viel Gerstensaft getankt, dass ich das Christkind doppelt gesehen habe. Danach bin ich nach Bormio gefahren, wo ich in der Abfahrt als Vierter das Podest nur knapp verpasst habe.»
Ob ein kollektives Besäufnis den Österreichern tatsächlich Flügel verleihen würde? Zumindest fraglich. Aber immerhin könnten sich die arg gebeutelten Österreicher so einfach mal die schlechten Resultate schönsaufen.
Die nächste Chance es besser zu machen als in den vorangegangenen Rennen gibt es übrigens bereits am bevorstehenden Wochenende in Bormio. Am Samstag steht eine Abfahrt auf dem Programm, am Sonntag ein Super-G.
Aber ist denn die Krise wirklich so schlimm oder machen die Österreicher viel Lärm um nichts? Ein Blick in den Rückspiegel zeigt schon deutlich auf, dass man mehr erwarten dürfte als das, was bislang geboten wurde. Zwischen 1989 und 2019 haben die Österreicher den Nationencup ohne Unterbruch immer gewonnen. Um wieder dort hinzukommen, müssten sie wohl das ganze Jahr durchsaufen – und selbst dann dürfte es eine enge Kiste werden … Im Gesamtweltcup ist Patrick Feurstein der beste Österreicher, aktuell ist er im 18. Rang klassiert.