Während Michelle Gisin über ihren dritten Platz im Slalom von Are jubelt und ihre Kritiker kontert, sucht Siegerin Mikaela Shiffrin nach ihrem Traum-Comeback nach Worten.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Mikaela Shiffrin deklassiert die Konkurrenz bei ihrem Comeback nach Verletzungspause und gewinnt den Slalom in Are mit über einer Sekunde Vorsprung.
- Nach dem Rennen zeigt sich die US-Amerikanerin überwältigt und macht klar, was ihr der vorzeitige Gewinn der kleinen Kristallkugel bedeutet.
- Michelle Gisin jubelt über ihren dritten Platz und spricht im Zielraum über die harsche Kritik an ihren Leistungen im vergangenen Winter.
Mikaela Shiffrin ist zurück. Als wäre sie nie weg gewesen, fährt die US-Amerikanerin der Konkurrenz bei ihrem Comeback nach sechswöchiger Zwangspause um die Ohren und gewinnt mit über einer Sekunde Vorsprung. «Ich sagte, dass das mein schlechtestes Interview wird, weil ich nicht weiss, was ich sagen soll. Ich bin etwas sprachlos», sucht Shiffrin im Zielraum nach Worten.
Sie habe vor einer Woche nicht gewusst, ob sie in Are überhaupt antreten könne. «Es war wichtig für mich, wieder gut Rennen zu fahren, bevor die Saison zu Ende ist», erklärt die 28-Jährige und bedankt sich bei ihrem Umfeld: «Es fühlt sich ein bisschen wie in einem Traum an. Das ganze Team war gut darin, im Moment zu bleiben und Schritt für Schritt zu nehmen.»
Dank der Machtdemonstration sichert sich die Rückkehrerin auch die kleine Slalom-Kugel, die sie bereits zum achten Mal mit nach Hause nehmen darf. «Es ist wild», so Shiffrin, die bescheiden bleibt: «Ich hatte Glück, dass ich in dieser Zeit nur einen Slalom verpasste. Die Kugel hat auch viel damit zu tun, dass Petra Vlhova ausgefallen ist. Das muss man auch erwähnen. Aber ich bin stolz, dass ich mich zurückkämpfen konnte.»
Gisin kontert ihre Kritiker
Zurückkämpfen musste sich auch Michelle Gisin, die im letzten Winter und nach dem Materialwechsel oft unten durch muss. Entsprechend gross ist die Freude über ihren zweiten Slalom-Podestplatz des aktuellen Weltcup-Winters. «Es war mega knapp – und das Glück voll auf meiner Seite», sagt die 30-Jährige im SRF-Interview.
Gisin erinnert sich an vergangene, schwierige Zeiten: «Im letzten Winter wurde wahnsinnig viel kritisiert. Das muss ich jetzt relativieren. Denn wenn man sieht, wie viele Athletinnen in diesem Jahr genug Punkte haben, um am Weltcup-Final alle vier Disziplinen zu fahren, dann ist das fast niemand. Und ich hatte das im letzten Jahr trotz eines zähen Winters geschafft», sagt die Allrounderin.
«Weil das mein Wesen ist»
Natürlich habe sie schwierige Phasen gehabt, mit vier Disziplinen und dem Materialwechsel. Aber: «Ich bekam so viel Kritik über hundert Ecken und Sachen, wo ich sagen muss: Ja, schlussendlich ist das Skifahren, es ist eng. (...) Manchmal reicht es gerade nicht und dann sieht es viel schlechter aus als es ist. Manchmal hast du Glück und bist auf der guten Seite», macht Gisin klar. «Ich bin dankbar, dass ich gesund bin, so fahren kann und im Slalom eine solche Wahnsinns-Saison hinlege.»
Schliesslich habe sie vor dem Rennen in Are den Fokus nicht auf diese Disziplin gelegt. «Ich habe in den letzten drei Wochen nicht Slalom vorbereitet, sondern arbeitete im Speed-Bereich – weil das mein Wesen ist. Mir gefällt es einfach, alles zu fahren. Und welche Disziplin sollte ich weglassen? Es ist praktisch unmöglich, das zu entscheiden.» Fast unmöglich – und offenbar gar nicht notwendig.