Im Schweizer Ski-Team haben in dieser Saison einzig die Slalom-Männer noch keinen Podestplatz im Weltcup geholt. Trainer Matteo Joris ordnet die Lage ein.
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- Auch im Heimrennen in Wengen wird es fürs Schweizer Ski-Team nichts aus dem ersten Podestplatz im Slalom.
- «Ein Podestplatz wäre wichtig. Er täte dem ganzen Team gut», sagt Slalom-Trainer Matteo Joris.
- Nur ein Schweizer steht dank konstanten Leistungen in der Slalom-Wertung in den Top 10 – weder Daniel Yule, noch Loïc Meillard oder Ramon Zenhäusern, sondern ausgerechnet Marc Rochat.
Viel fehlte in den bisher vier Weltcup-Slaloms in dieser Saison nicht zum ersten Podestplatz der Schweizer Männer. Dreimal klassierte sich der beste Swiss-Ski-Fahrer im 5., einmal im 7. Rang. Auch in Wengen schnupperten Loïc Meillard und Marc Rochat dank starken zweiten Läufen am Sprung aufs Podium, mussten sich aber mit den Plätzen 5 und 6 zufriedengeben.
«Im ersten Lauf waren wir etwas überrascht vom Schnee», sagt Matteo Joris, der die Schweizer Slalom-Fahrer seit gut neun Jahren trainiert und aus ihnen eine eingespielte Gruppe gemacht hat. «Wir hatten uns eher auf einen eisigen Hang eingestellt.»
Die Technik-Spezialisten waren nach dem Rennen in Adelboden nach Arolla ins Wallis gereist, wo sie sich auf das zweite Heimrennen im Berner Oberland vorbereiteten. Die erhoffte Erlösung blieb in Wengen jedoch aus. Das frustriert auch den 43-jährigen Trainer ein wenig. «Ein Podestplatz wäre wichtig», sagt Joris. «Er täte dem ganzen Team gut.»
Acht Podestränge im letzten Winter
Joris ist sich sicher, dass nur wenig fehlt. Allein mit Blick auf die letzte Saison, als die Schweizer in zehn Rennen acht Mal aufs Podest gefahren sind, wird klar, dass die technischen Fähigkeiten vorhanden wären. Tatsächlich unterstreichen die Schweizer Slalom-Fahrer in den einzelnen Läufen ihr Potenzial immer wieder. Bisher hat es aber noch keiner geschafft, zwei gute Läufe aneinanderzureihen.
Für Joris liegt das einerseits am hohen Niveau im Slalom, in dem derzeit wenige Zehntelsekunden einen grossen Unterschied ausmachen können. Andererseits sieht er es als eine Kopfsache. «Man sieht bei Feller oder McGrath, dass das Vertrauen da ist», erklärt der aus dem Aostatal stammende Italiener. «Und wenn das Vertrauen da ist, fällt es dir auch einfacher, Risiken einzugehen.»
Bei den Schweizern fehlt derzeit die letzte Sicherheit – auch aufgrund von Rückschlägen. Loïc Meillard schied in Gurgl aus, Daniel Yule in Madonna di Campiglio. In Wengen erwischte es Ramon Zenhäusern und Luca Aerni. So hat in diesem Winter im Schweizer Lager ausgerechnet Marc Rochat bisher die meisten Punkte gesammelt (Platz 10 in der Slalom-Wertung). Der Waadtländer hat in dieser Saison zur Konstanz gefunden, die ihm in den Jahren davor gefehlt hatte. Nun schnuppert er am ersten Weltcup-Podest überhaupt.
Mit norwegischer Hilfe zum ersten Podestplatz?
Doch wie gibt man den Fahrern das nötige Vertrauen in sich selbst? «Das ist schwierig», sagt Joris. «Ich versuche, den Fahrern mit vielen Gesprächen die nötige Ruhe zu geben.» Aber letztlich kann der Trainer den Kampf, den die Fahrer immer auch gegen sich selbst führen, nur bedingt beeinflussen.
Vor dem Slalom in Kitzbühel hofft Joris deshalb auch auf einen positiven Einfluss von aussen. Die Schweizer werden nämlich gemeinsam mit dem starken norwegischen Team trainieren. Der Vergleich mit Atle Lie McGrath oder Henrik Kristoffersen werde seine Schützlinge pushen, ist sich Joris sicher.
Und schliesslich gilt es auch hervorzuheben, dass die Slalom-Fahrer zwar als einzige bei Swiss-Ski noch ohne Podestplatz sind, in den anderen Disziplinen der Männer aber auch nur einer die Kohlen für die Schweiz aus dem Feuer holt. Marco Odermatt ist in dieser Saison noch immer der einzige männliche Podestfahrer aus der Schweiz.