Ski-Saison ist lanciert FIS-Präsident Eliasch tobt wegen Olympia-Rennen: «Es ist eine Schande»

SDA

27.10.2025 - 19:30

Lara Gut-Behrami und Marco Odermatt sind in Topform (Archivaufnahme)
Lara Gut-Behrami und Marco Odermatt sind in Topform (Archivaufnahme)
Keystone

Marco Odermatt siegt, Lara Gut-Behrami lanciert die Saison mit einem Podestplatz: Die Schweizer Trümpfe untermauern bei der Weltcup-Ouvertüre ihre Stärke. Diese und weitere Erkenntnisse aus Sölden.

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Keystone-SDA, Redaktion blue Sport

Odermatt bleibt hungrig

Vor ein paar Tagen habe er das Gefühl gehabt, er könne nur verlieren, sagte Marco Odermatt nach dem ersten Riesenslalom des Winters. Es resultierte: der dritte Triumph in Sölden, der 46. Weltcupsieg. «Still here!» schrie Odermatt nach seiner Zieldurchfahrt – und drückte seine Freude darüber aus, dass er nichts von seinem Erfolgshunger eingebüsst hat.

Das logische Fazit im Wissen, dass «Odi» nach wie vor Lust hat und seine Trainingsschwerpunkte verstärkt auf den Speed-Disziplinen liegen: Dem Gesamtweltcupsieger der letzten vier Saisons wird in der Summe auch in diesem Winter keiner das Wasser reichen.

Gut-Behrami bleibt fokussiert

Wie gut gelingt es Lara Gut-Behrami, auf ihrer Abschiedstour bis zum Rücktritt am Saisonende fokussiert zu bleiben, fragte sich manch einer im Vorfeld. Das erste «Letzte Mal» zeigt: Von Nostalgie-Gefühlen ist die 34-jährige Tessinerin (noch) weit entfernt. Platz 3 und vor allem die Art und Weise, wie sie fuhr, versprechen eine goldene Abschiedstour.

Mit den Olympischen Spielen in Norditalien, ihrer Wahl-Heimat, und der Aussicht auf ihren dritten Gewinn des Gesamtweltcups zum Abschluss hält der Winter noch viele Highlights für Gut-Behrami bereit. Das Wissen, dass sie die Strapazen nur noch bis im Frühling auf sich nehmen muss, verleiht ihr bislang eine Lockerheit – eine Lockerheit, die sie beflügeln kann.

Marco Schwarz und die Austria-Männer

Fast zwei Jahre lang stand der Österreicher Marco Schwarz nicht mehr auf einem Weltcup-Podest. Das lag nicht an den unbestrittenen Qualitäten des 30-jährigen Allrounders aus Kärnten. Im Dezember 2023 riss sich Schwarz als Führender im Gesamtweltcup in Bormio das Kreuzband und den Meniskus im rechten Knie und zog sich einen Knorpelschaden zu. Auch nach der Rückkehr ins Renngeschehen nach einjähriger Zwangspause war Geduld gefragt. Im ersten Rennen des Olympiawinters meldete sich der potenzielle Gegner von Marco Odermatt im Gesamtweltcup nun eindrücklich zurück im Kreis der Siegesanwärter.

Mit Marco Schwarz in alter Stärke wird das Austria-Team der Männer wieder erfolgreicher auftreten als in der Vorsaison, als Lukas Feurstein im Super-G in Sun Valley für den einzigen Saisonsieg seines Teams im Weltcup sorgte. Aber nicht nur Schwarz präsentierte sich am Sonntag erstarkt: Stefan Brennsteiner (4.) fehlten zwölf Hundertstel zum Podest, Weltmeister Raphael Haaser wurde Sechster.

Österreichs neue Hoffnungsträgerin

Neuneinhalb Jahre lang hat keine Österreicherin einen Weltcup-Riesenslalom gewonnen, am Samstag brach Julia Scheib den Bann. Glaubt man den Schilderungen aus den Trainings, dürfte Scheib in diesem Winter regelmässiger um Siege fahren.

Dass dies erst mit 27 Jahren der Fall ist, liegt wohl primär an Verletzungen: Schon als 16-Jährige erlitt Scheib ihren ersten Kreuzband- und Meniskusriss. 2019 setzte sie das Pfeiffersche Drüsenfieber für einige Zeit ausser Gefecht, ein Jahr später eine Coronavirus-Infektion. 2021 folgte der nächste und bisher schwerste Rückschlag mit einem erneuten Totalschaden im Knie. Nach dem zweiten Kreuzbandriss dauerte es fast zwei Jahre bis zum Comeback.

Aufgepasst auf die Amerikanerinnen!

Paula Moltzan Zweite, Mikaela Shiffrin Vierte, Nina O'Brien Sechste, dazu auch Katie Hensien (12.) und AJ Hurt (13.) in den Top 15 und insgesamt sechs Athletinnen im zweiten Lauf: Die US-Frauen lancierten die Olympiasaison mit einem Ausrufezeichen. Mit so vielen Fahrerinnen war das US-Team letztmals 1992 in Park City in einem zweiten Riesenslalom-Lauf vertreten. Drei Fahrerinnen in den Top 6 versprechen einiges im weiteren Saisonverlauf, Shiffrin als Alleinunterhalterin – das war einmal.

Mikaela Shiffrin (links) und Paula Moltzan (rechts) wollen angreifen.
Mikaela Shiffrin (links) und Paula Moltzan (rechts) wollen angreifen.
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Beim Saisonauftakt profitierten die Amerikanerinnen zumindest teilweise von einem Deal mit dem Austria-Team. So konnten sie im Vorfeld gemeinsam mit den Österreicherinnen in Sölden trainieren. Im Gegenzug der Vereinbarung werden die Österreicherinnen im November in der Vorbereitung in Copper Mountain mit den USA trainieren und exklusiven Zugang zu Pisten bekommen.

Shiffrins «Riesen»-Fortschritt

Nach ihrer komplizierten letzten Saison – Mikaela Shiffrin verletzte sich Ende November bei einem Sturz in Killington und fuhr nach der Rückkehr zunächst nur im Slalom um Siege – ist die Rekord-Weltcupsiegerin auch im Riesenslalom wieder angriffig unterwegs. Platz 4 mit Startnummer 20 dürfte nur der Anfang sein.

Angriffig muss Shiffrin im Riesenslalom auch sein, wenn sie zum sechsten Mal den Gesamtweltcup gewinnen will: Lara Gut-Behrami verdrängte sie am Samstag vom Podest und hat mit Riesenslalom-, Super-G und Abfahrt zumindest fürs Erste eine Disziplin mehr im Portfolio, um das Punktekonto zu äufnen. Wie Shiffrin vor Sölden ankündigte, wird sie erst im Dezember in St. Moritz ein erstes Mal im Super-G antreten und dann über die weitere Planung befinden. Auf Starts in den Abfahrten will die 30-Jährige bis auf Weiteres verzichten.

Eliaschs Ärger wegen Olympia-Rennen

Der Weltcup-Auftakt in Sölden macht Lust auf mehr, nur eine Sache stört FIS-Präsident Johan Eliasch: Dass am 8. Februar bei den Olympischen Spielen die Abfahrt der Frauen und der Parallelriesenslalom im Snowboard fast zeitgleich stattfinden. Ester Ledecka hat sich in beiden Disziplinen qualifiziert, ein Start an beiden Rennen ist aber undenkbar, weil die Skistars in Cortina und die Snowboarder in Livigno fahren – rund vier Autostunden liegen dazwischen.

Die Bemühungen der Tschechin, die 2018 sowohl auf Skiern als auch auf dem Board Olympiagold holte, um eine Änderung des Zeitplans sind vergeblich. «Ich habe ein paar Mal deswegen geweint, aber wir haben getan, was wir konnten», sagte Ledecka vor einigen Tagen. Für Eliasch ist es «eine grosse Schande», wie er vom «Blick» zitiert wird. Der FIS-Boss, der einen Pilotenschein hat, soll der Tschechin sogar angeboten haben, sie nach der Abfahrt von Cortina nach Livigno zu fliegen. Ledecka hat dankend abgelehnt und sich nun für den Snowboard-Wettkampf entschieden.

FIS-Präsident Johan Eliasch ärgert sich über den Zeitplan an Olympia.
FIS-Präsident Johan Eliasch ärgert sich über den Zeitplan an Olympia.
Keystone

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