Der «Hund» von Schladming Schlitzohr Odermatt zweifelte selbst: «Glaubte nicht, dass es reicht»

Tobias Benz

23.1.2024

Manuel Feller (links) kann es nicht fassen, dass er schon wieder von Marco Odermatt geschlagen wird.
Manuel Feller (links) kann es nicht fassen, dass er schon wieder von Marco Odermatt geschlagen wird.
Bild: KEYSTONE

Marco Odermatt gewinnt den Riesenslalom in Schladming nach einer unfassbaren Aufholjagd im zweiten Lauf. Nach dem Rennen verrät der Schweizer, dass er selbst nicht mehr an seinen Sieg glaubte. 

Tobias Benz

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  • Als Elfter aus dem ersten Lauf fährt Marco Odermatt beim Nacht-Riesenslalom von Schladming zum Sieg. Seinen Erfolg kann der Schweizer selbst kaum fassen.
  • Er habe nicht daran geglaubt, dass seine zweite Fahrt zum Sieg reiche, sagt Odermatt nach dem Rennen im Interview. Zudem verrät er, dass er Mühe mit den Lichtverhältnissen hatte.
  • Konkurrent Manuel Feller zieht den Hut vor der Leistung des Schweizers und scherzt, dass er es verpasst habe, sich Odermatt-Bezwinger nennen zu können.
  • Auch Loic Meillard (5.) zeigt eine starke Leistung in Schladming. Im zweiten Lauf vergibt der Neuenburger allerdings einen Podestplatz.

Acht Fahrer stehen beim Nacht-Riesenslalom vom Schladming noch oben im Starthaus, als am anderen Ende der Planai Marco Odermatt vor das SRF-Mikrofon tritt. «Es war sicher ein guter Lauf. Aber dass es ganz nach vorne reicht, das glaube ich nicht», sagt der 26-jährige Weltcup-Dominator und schaut sich bei jedem Aufschrei des Publikums hastig um, ob seine Bestzeit aus dem zweiten Lauf noch Gültigkeit besitzt. Sie tut es jedes Mal.

Sie steht auch noch als Zan Kranjec die Piste herunter donnert und sich den dritten Platz sichert, als Loic Meillard mit der fünftbesten Zeit über die Ziellinie schiesst, und als Manuel Feller sich als Führender nach dem ersten Lauf aus dem Starthaus wirft. Dann wirds richtig eng. Aber es reicht.

Der «Hund» von Schladming

Mit fünf Hundertsteln Vorsprung darf sich Marco Odermatt schlussendlich von zigtausenden Fans im Schladminger Zielraum als Sieger feiern lassen. Und das, obwohl der Schweizer nach dem ersten Lauf mit fast einer Sekunde Rückstand auf den elften Platz zurückgefallen war.

Der Sieg auf der Planai ist lediglich die jüngste Machtdemonstration des Buochser Ski-Königs. Konkurrent Feller nimmt seine Niederlage nach der Zieleinfahrt dann auch lachend zur Kenntnis, zeigt schelmisch auf den Schweizer Ski-Überflieger und nennt ihn vor laufenden TV-Kameras scherzhaft einen «Hund» für seine weiterhin ungebrochene Dominanz im Riesenslalom.

Es ist Odermatts fünfter Sieg im fünften Riesen des Winters, saisonübergreifend bereits der achte Triumph in Serie. Die unfassbare Aufholjagd mache diesen Sieg aber «definitiv zu einem speziellen», sagt der 26-Jährige. «Es zeigt, dass man nie aufgeben darf und immer auf das Beste hoffen darf. Anfang Saison hatte ich etwas Pech mit den Hundertsteln, jetzt zweimal viel Glück. Im Leben gleicht sich immer alles aus», strahlt Odermatt im Siegerinterview bei SRF.

Marco Odermatt musste in Schladming um seinen Sieg zittern.
Marco Odermatt musste in Schladming um seinen Sieg zittern.
Bild: KEYSTONE

«Konnte froh sein, überhaupt noch einmal fahren zu dürfen»

«Ich wusste, dass beim ersten Lauf nicht so viel daneben gelegen hat. Es war einfach dieser eine Fehler. Deshalb wollte ich nicht Kopf und Kragen riskieren im zweiten», erklärt der Schweizer. «Das wäre heute nicht gegangen. Ich wusste einfach, ich muss schön auf der Linie fahren und pushen. Und das ist mir gelungen.»

Wie sehr der zweite Lauf gelungen ist, bestätigen die Worte Fellers. «Ich kann gut verlieren, vor allem gegen Odi», lacht der Österreicher vor heimischem Publikum. «Heute hat er mir die Chance gegeben, sagen zu können, dass ich den Odermatt geschlagen hab. Aber dann hat er leider einen unglaublichen zweiten Lauf hingelegt.»

In Schwierigkeiten kam der Buochser ursprünglich wegen eines dicken Patzers im ersten Lauf. Er sei froh, dass er überhaupt noch einmal fahren dürfe, sagte Odermatt zwischen den beiden Läufen und gab an, Sichtprobleme zu haben.

«Die Lichtverhältnisse haben sich nicht normal angefühlt. Das hat definitiv Anpassung gebraucht. Auch mit der Anspannung am Abend und nach diesen Highlight-Wochen habe ich schon ein bisschen Mühe», erklärt sich Odermatt den zeitlichen Rückstand zur Pause. «Das zeigt auch, dass wir alle Menschen sind und nicht immer jeder Lauf perfekt sein kann.»

Meillard: «Es hat nicht so gezogen, wie ich wollte»

Das bekam auch Teamkollege Loic Meillard zu spüren, der nach einem hervorragenden ersten Durchgang mit dem zweiten Zwischenrang belohnt wurde. Lediglich zehn Hundertstel fehlten auf den in Führung liegenden Feller. Im zweiten Lauf konnte Meillard seine Leistung dann aber nicht ganz bestätigen.

«Schade, dass es nicht geklappt hat mit dem Podest. Ich habe nicht geschafft, was es brauchte. Nach dem Tor hat es nicht ganz so gezogen, wie ich wollte», analysiert der 27-Jährige seine Fahrt. Das Podest verpasste Meillard am Ende um 27 Hundertstel. Der Neuenburger darf mit dem fünften Platz aber durchaus zufrieden sein.

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